Schöne und gesunde Beine
17 Minuten
- 1Einführung
- 2Diagnostik und Verlaufsformen
- 3Therapieformen
- 4Weitere therapeutische Maßnahmen
- 5Fortbildung
01. Januar 2021
Therapie der Varikose Ein Krampfaderleiden ist nicht heilbar. Ziel der Therapie ist laut Leitlinie die Normalisierung oder Besserung des venösen Blutflusses. Neben der Beschwerdelinderung werden Besserung oder Beseitigung der Stauungsbeschwerden, venösen Geschwüre und Ödeme angestrebt. Außerdem soll die Therapie perspektivisch weitere Komplikationen wie beispielsweise oberflächliche Venenthrombosen, Leitveneninsuffizienz, arthrogenes Stauungssyndrom oder Varizenblutung verhindern. Die konservative Therapie umfasst Maßnahmen zur Entstauung der Gefäße wie Lymphdrainage, Gefäßsport, die Gabe von Venentherapeutika und die Kompressionstherapie.
In fortgeschrittenen Stadien stößt die konservative Therapie an ihre Grenzen und operative Methoden sind angezeigt. Welche therapeutische Strategie im individuellen Fall als bestgeeignet erscheint, richtet sich nach den individuellen Befunden, aber auch nach Präferenzen der Patienten, die ausführlich über die verschiedenen Optionen aufzuklären sind, so die Leitlinie. Sehr häufig werden invasive Verfahren, die Kompressionstherapie und die medikamentöse Therapie miteinander kombiniert.
Venen stilllegen Die aktuellen Leitlinien empfehlen operative Maßnahmen, um das venöse Gefäßsystem wieder so herzustellen, dass ein störungsfreier Blutfluss gesichert ist. Dabei werden die beschädigten, nicht mehr funktionierenden Venen oder Venenteile per Stripping gezogen oder über Verödungsmethoden stillgelegt. Diese minimalinvasiven Eingriffe entlasten das Venensystem. Da es genug Venen gibt, funktioniert das venöse System auch weiterhin. Beim Strippen wird die betroffene Stammvene in der Leiste oder Kniekehle von den Seitenästen chirurgisch abgetrennt und dann mit einer Drahtsonde aus dem Bein herausgezogen.
Zur Verödung einer defekten Vene werden entweder die Schaum-Sklerosierung, die Laser- oder Radiowellentherapie eingesetzt. Diese Maßnahmen werden vorrangig zur Behandlung von Seitenastvarizen und Besenreisern verwendet. Polidocanol als gewebetoxische Substanz wird in das Gefäß gespritzt und verödet es. Mit Laserstrahlung oder Radiowellen wird die Venenwand so stark erhitzt, dass sie zerstört wird und das Gefäß sklerosiert. Nach einem invasiven Eingriff schließt sich für mehrere Wochen eine Kompressionstherapie an. Kontraindiziert ist die chirurgische Behandlung bei akuten tiefen Bein- und Beckenvenenthrombosen sowie der fortgeschrittenen peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.
Druck auf die Venen Die Basistherapie der Veneninsuffizienz umfasst grundsätzlich Bewegung und Betätigung der Wadenmuskelpumpe, sowie die Kompressionstherapie. Kompressionsverbände und medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS) sind wichtige Hilfsmittel, um die venöse Hämodynamik am erkrankten Bein zu verbessern. Das physikalische Prinzip besteht darin, einen definierten Druck durch Anlegen eines Verbands oder einer Bandage auf die krankhaft veränderten Venen auszuüben. Strümpfe und Bandagen sind Medizinprodukte. Sie werden nach festgelegten Normen mit strikten Anforderungen hergestellt. Die Kompressionsverbände wirken zwar stärker, müssen aber auch professionell angelegt werden.
Sie finden ihren Einsatz nach Operationen oder zum Start der Therapie. Ein optimaler Effekt wird durch Kurzzugbinden erreicht, die eine Elastizität von etwa 70 Prozent haben, das heißt, sie sind bei kräftigem Zug um 70 Prozent der Ausgangslänge dehnbar. Mit Kompressionsverbänden wird ein hoher Arbeitsdruck, aber ein niedriger Ruhedruck erzielt. Unter Arbeitsdruck ist der Druck zu verstehen, den der Verband beim Gehen oder sonstiger Bewegung der Beine gegen die Venen aufbringt. Der Ruhedruck wird als Druck definiert, den eine Binde auch dann noch leistet, wenn die Muskulatur nach dem Arbeitsakt ihren Umfang wieder verringert.
Kompressionsverbände können wegen des geringen Ruhedrucks im Gegensatz zu den Kompressionsstümpfen auch über Nacht anbehalten werden. Seit einigen Jahren gibt es neuartige medizinische adaptive Kompressionssysteme (MAK). Sie lassen sich deutlich leichter anlegen und wirken ähnlich wie die Kurzzugbinden. Im Gegensatz zu den üblichen Verbänden können diese Systeme nachjustiert werden, indem der Träger mit Hilfe ihrer Klettverschlüsse selbst den Druck erhöht oder erniedrigt. Laut Leitlinie können diese Systeme auch in der initialen Entstauungsphase beim Lymphödem und beim Ulcus cruris als Alternative zur Bandagierung mit Verbänden eingesetzt werden.
TIPPS FÜR DIE BERATUNG
+ 3S-3L-Regel: Sitzen und stehen ist schlecht, lieber laufen oder liegen. Im Sitzen sollten die Beine so oft wie möglich hoch gelagert werden. Der Betroffene sollte möglichst viele Strecken zu Fuß zurücklegen.
+ Bewegung ist zu empfehlen. Sportarten, die die Wadenmuskulatur stärken, sind Gymnastik, Wandern, Schwimmen, Radfahren.
+ Achtung bei langen Reisen! Reisen mit dem Flugzeug, Bus, Auto oder Zug sollten immer unterbrochen werden, sodass sich der Reisende die Beine vertreten kann. Im Flugzeug sollte auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Venengymnastik und Kompressionsstrümpfe beugen vor.
+ Wer Venenprobleme hat, sollte auf das richtige Schuhwerk achten. Schuhe mit weicher Sohle erleichtern das richtige Abrollen der Füße und unterstützen so die Arbeit der Wadenmuskelpumpe.
+ Beim Sitzen sollten die Beine nicht übereinanderschlagen werden, sonst werden die Venen zusätzlich gestaut.
+ Hohe Temperaturen weiten die Gefäße und erschweren den Blutrücktransport. Außerdem wird dünne und empfindliche Haut durch lange Bäder zu sehr aufgeweicht, es kann dann zu Blutungen kommen. Deshalb sollten Vollbäder, Saunagänge und lange Sonnenbäder vermieden werden. Günstig sind kalte Güsse, wie Kneipp`sche Knie- und Schenkelgüsse, die stets mit kaltem Wasser enden.
+ Rauchen schädigt die Gefäße und vermindert die Durchblutung. Ein Rauchstopp ist ratsam.
+ Die Reduktion von Übergewicht ist wichtig, denn es begünstigt das Fortschreiten von Venenerkrankungen. Der Druck auf die Venen erschwert den Rücktransport des Blutes.
+ Ernährungsexperten raten zu einer Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern pro Tag, um das Blut dünnflüssig zu halten. Am besten ist Wasser oder ungesüßter Tee.
Kompression empfehlen PTA und Apotheker sollten den Kunden vermitteln, dass eine frühzeitig begonnene Kompressionsbehandlung das Fortschreiten einer Venenerkrankung sehr günstig beeinflusst. Kompressionsstrümpfe oder –verbände üben einen festen Druck vom Knöchel mit abnehmendem Druck aufsteigend auf die erweiterten Venen aus und sorgen dafür, dass die Venenklappen wieder besser schließen. So ist der Druck auch in der Knöchelregion, wo der venöse Druck am höchsten ist, am stärksten. Die Rückflussgeschwindigkeit des Blutes und die Leistung der Wadenmuskelpumpe werden damit erhöht und so der Druck auf die innere Venenwand erniedrigt.
Im umliegenden Gewebe wirkt die Kompressionstherapie antiödematös und steigert den lymphatischen Fluss. Entzündungsprozesse an der Gefäßwand werden aufgehalten. Mediziner sind sich einig, dass die Kompressionsbehandlung die beste nichtinvasive Maßnahme für die Patienten ist. In der Realität haben jedoch viele Menschen Vorbehalte, einen „Gummistrumpf“ zu tragen. Wer es nicht gewöhnt ist, empfindet die Kompression zunächst als unangenehm. Da es mittlerweile für jeden Geschmack Knie-, Schenkelstrümpfe oder Strumpfhosen mit hohem Tragekomfort gibt, lassen sich jedoch mehr und mehr Kunden überzeugen. Hier ist die persönliche Beratung durch die PTA ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Adhärenz.
Zum einen sollte der Nutzen der Kompressionstherapie und zum anderen die Anwendung und Pflege der Strümpfe erklärt werden. Die Hersteller bieten Farb- und Stoffmuster an, die Sie den Patienten zeigen können, um die richtige Wahl zu treffen. In den unkomplizierten Stadien der Erkrankung und wenn keine Gegenanzeigen bestehen, können Kompressionsstrümpfe im niedrigen Druckbereich auch ohne eine Verordnung abgegeben werden. Kontraindikationen sind eine dekompensierte Herzinsuffizienz, die periphere Verschlusskrankheit und Vorliegen einer tiefen Beinthrombose.
Auch bei Patienten mit einer peripheren Neuropathie muss eine Kompressionstherapie abgewogen werden. Wer unter Ulcus cruris leidet, benötigt spezielle Ulcus-Kompressionsstrümpfe, die sich von den üblichen medizinischen Kompressionsstrümpfen unterscheiden. Sie bestehen aus einem Unter- und einem Oberstrumpf, welche zusammen einen Ruheanpressdruck der Kompressionsklasse III erbringen. Der Unterstrumpf wird über 24 Stunden getragen und dient als Gleitschiene für den Oberstrumpf, der über Nacht ausgezogen wird.