Schnupfen im Anmarsch
20 Minuten
- 1Erreger
- 2Schnupfenarten
- 3Behandlung
- 4Systemisch oder lokal
- 5Phytotherapie & Homöopathie
- 6Fortbildung
01. Dezember 2021
Systemisch oder lokal Alternativ stehen Sympathomimetika auch für die orale Einnahme in Form von Kapseln, Tabletten, Saft oder als Granulat in Portionsbeuteln zur Wahl. Auch bei ihnen ist die Anwendungsdauer beschränkt. In der Selbstmedikation dürfen sie nicht öfter als dreimal täglich und nicht länger als drei Tage eingenommen werden. Zumeist sind Pseudoephedrin oder Phenylephrin als abschwellender Wirkstoff enthalten, wobei letzterer im Vergleich zu Pseudoephedrin weniger ZNS-gängig ist und dadurch bei empfohlener Dosierung keine aufputschende Wirkung zeigt.
Ob die Einnahme dieser Substanzen gegenüber der lokalen Applikation Vorteile bringt, wird unter den Experten immer wieder diskutiert. Desgleichen ist man sich über ihre Verträglichkeit nicht einig, zumal in Deutschland abschwellende Präparate zum Einnehmen nur in Kombination mit Analgetika oder Antihistaminika zur Verfügung stehen, wodurch ihr Risiko für systemische Nebenwirkungen zusätzlich erhöht ist. Auch wenn die Leitlinien für die Kurzzeittherapie ein erhöhtes Risiko systemischer Nebenwirkungen ausschließen, bedarf die Abgabe systemischer Sympathomimetika in der Praxis besonderes Augenmerk auf Alter, chronische Erkrankungen und Dauermedikation des Kunden.
Einig ist man sich aber, dass bei systemischer Gabe eine besonders gute Belüftung der Nasennebenhöhlen möglich ist. Es werden alle Teile der Nebenhöhlen erreicht, was bei lokaler Applikation nicht immer der Fall ist. Somit sind systemische Präparate vor allem bei einer Sinusitis sinnvoll. Da diese zudem häufig mit starken Schmerzen einhergeht, profitieren die Patienten gleichzeitig von dem analgetisch wirksamen Kombinationspartner. Der Zusatz eines Antihistaminikums ist nur bei einem allergischen Schnupfen sinnvoll.
Ätherische Öle bei Kindern
Es ist immer auf die Altersbeschränkungen der Zubereitungen zu achten. Säuglinge und Kleinkinder dürfen keine Präparate mit stark riechenden Ölen wie Menthol oder Campher erhalten. Bei den Kleinen besteht die Gefahr, dass sie mit lebensbedrohlichen Nebenwirkungen wie einem reflektorischen Stimmritzenkrampf, Bronchospasmen und Atemdepression reagieren. Geeignete Präparate für kleine Kinder enthalten Eukalyptus- und Fichtennadelöl. Aber auch diese dürfen nicht in der Nähe der Atemwege, sondern nur in der Umgebung (z. B. Bettwäsche, Tuch über dem Bett) aufgetragen werden. Inhalieren mit ätherischen Ölen ist erst für Kinder ab sechs Jahren empfehlenswert.
Mometason & Co Der Kundenwunsch nach einem abschwellenden Nasenspray ist immer zu hinterfragen, denn häufig stellt sich heraus, dass es sich um einen allergischen Schnupfen handelt. Alpha-Sympathomimetika verleiten bei Allergien zu einem Dauergebrauch, da das allergische Geschehen in der Regel länger als eine Woche dauert. Nasensprays mit Antihistaminika (z. B. Azelastin, Levocabastin) oder Glucocorticoiden (z. B. Mometason, Beclometason) sind somit die bessere Wahl. Diese greifen ursächlich in das allergische Geschehen ein und ermöglichen eine gezielte Therapie über einen längeren Zeitraum.
Da cortisonhaltige Nasensprays allerdings einen verzögerten Wirkeintritt aufweisen, ist die Empfehlung eines abschwellenden alpha-Sympathomimetikums für einige Tage zusätzlich zur Überbrückung sinnvoll. Glucocorticoid-haltige Nasensprays sind bei einer allergischen Rhinitis mit nasaler Obstruktion besonders effektiv. Zudem lindern sie nachhaltig eine laufende Nase. Sie gelten inzwischen als wirksamste Therapieoption bei allergischer Rhinitis und werden bei allen Formen und Schweregraden als Mittel der Wahl empfohlen - selbst für eine Langzeitgabe.
Die oft bestehende Zurückhaltung für einen längerfristigen Einsatz ist bei Applikation der neueren Substanzen mit starker Lipophilie nicht gerechtfertigt. Aufgrund ihrer hohen Affinität zum Steroidrezeptor kann bei regelmäßiger lokaler Applikation eine hohe Schleimhautkonzentration bei minimalem Risiko systemischer Nebenwirkungen erreicht werden. Aus diesem Grund sind Nasensprays mit Beclometason, Mometason und Fluticason für die Behandlung der allergischen Rhinitis für Personen ab 18 Jahren aus der Verschreibungspflicht entlassen worden. Voraussetzung für die rezeptfreie Abgabe ist aber eine zuvor erfolgte Erstdiagnose durch den Arzt. Weiterhin gilt zu beachten, dass sie konsequent zur Anwendung kommen sollten, um eine anhaltende Linderung der Symptome zu erzielen. Eine anfänglich höher gewählte Dosierung ist zu reduzieren, sobald sich die Beschwerden deutlich gebessert haben.
PRAXISTIPPS
+ Säuglinge legt man für die Applikation von Nasentropfen am besten mit leicht zurückgelegtem Kopf auf den Arm.
+ Aus hygienischen Gründen benötigt jedes verschnupfte Familienmitglied eine eigene Sprüh- oder Tropfflasche.
+ Nach jeder Applikation sind Sprühkopf oder Pipette mit einem sauberen Tuch zu reinigen, um Keime zu entfernen.
+ Bei Glucocorticoid-haltigen Nasensprays ist vor dem Sprühen ein Aufschütteln der Suspension notwendig. Zudem ist der Sprühstoß nicht gegen die Nasenscheidewand zu richten, um Septumschäden und Nasenbluten zu vermeiden.
+ Auch einige Antihistaminika-haltige Sprays (z.B. Sprays mit Levocabastin) sind vor Gebrauch zu schütteln.
+ Das Abschwellen entzündeter Schleimhäute lässt sich durch reichliches Trinken, Wärmeanwendung mit Rotlicht, Auflegen warmer Kompressen oder Inhalieren unterstützen.
+ Besser als die „Schüssel-Tuch-Methode“ ist die Verwendung von Kunststoffinhalatoren. Mit ihnen ist das Inhalieren auf einfache Weise ohne Verbrühungsrisiko möglich.
+ Als Zusatz für einfache Dampfinhalationen sind ätherische Öle ideal. Salze benötigen hingegen einen Vernebler, um als Aerosole bis in die Nebenhöhlen gelangen zu können.
+ Die Prozedur mit einer Nasendusche lässt sich am besten über dem Waschbecken durchführen. Dabei sollte der Mund geöffnet bleiben, damit sich das Gaumensegel schließt und die Spüllösung - wie vorgesehen - durch das andere Nasenloch wieder hinaus fließt. Wird der Mund geschlossen, nimmt die Salzlösung den falschen Weg und läuft den Rachen hinunter.
Dexpanthenol, Hyaluronsäure & Co Längerfristig können auch Präparate mit Dexpanthenol, Hyaluronsäure, Sesamöl, Vitamin A sowie verschiedenen Salzlösungen zur Anwendung kommen. Mit ihnen kann die Nasenschleimhaut über einen längeren Zeitraum gepflegt, befeuchtet oder gereinigt werden. Die verschiedenen Substanzen sind auch während einer abschwellenden oder antiallergischen Behandlung geeignet, um angegriffene Nasenschleimhäute zu regenerieren. Zudem wird ihr präventiver Einsatz empfohlen, um einer Austrocknung der Schleimhäute entgegenwirken.
Teilweise sollen sie auch ein Anhaften der Erreger verhindern. Von Präparaten, in denen Xylometazolin mit Dexpanthenol kombiniert vorliegt, verspricht man sich, dass der wundheilungsfördernde Effekt des Dexpanthenols zu einer Verminderung der Entzündung und damit zu einer Reduktion der Nasenatmungsbehinderung und Sekretion führt. Zugleich sollen die synergistischen Effekte dazu beitragen, die Therapiedauer zu verkürzen und so die Gefahr von Gewöhnungseffekten zu minimieren. Zu beachten ist allerdings, dass diese Kombinationen trotz „Schleimhautschutz“ nur für den kurzfristigen Gebrauch gedacht sind. Nicht selten glauben Kunden, dass diese „Duo-Präparate“ der Nase weniger schaden und setzen sie zu lange ein.
Zudem liegen Zubereitungen vor, die Dexpanthenol mit der feuchtigkeitsspendenden Hyaluronsäure kombinieren. Auf diese Weise lässt sich eine besonders intensive und schnelle Regeneration erzielen. Nasensprays, die ausschließlich Hyaluronsäure oder ein nicht-zilientoxisches Nasenöl mit Sesamöl enthalten, können ebenfalls eine effektive und langanhaltende Feuchtigkeitsversorgung gewährleisten. Hilfe für trockene Nasen versprechen auch Vitamin-A-haltige Nasensalben. Sie bilden einen schützenden, regenerationsfördernden und lang haftenden Schutzfilm und führen so der Schleimhaut intensiv Feuchtigkeit zu.
Carragelose & Co Ebenso befeuchten Sprays mit aus Rotalgen gewonnenem Carragen (Carragelose) eine trockene und gereizte Nasenschleimhaut. Vorrangiges Therapieziel dieser Zubereitungen ist aber, eine physikalische Barriere gegen eindringende Erreger zu bilden. Der natürliche Wirkstoff wird dafür dreimal täglich in die Nase gesprüht. Dabei legt er sich auf die Nasenschleimhaut und bildet einen Schutzfilm, den die Viren nicht durchdringen können. Damit werden sie daran gehindert, ihre Erbinformationen in die Wirtszellen einzuschleusen und sich zu vermehren.
Vielmehr werden sie von dem Polymer umhüllt und verfangen sich quasi in der Carrageloseschicht. Ähnlich wirkt ein Präparat mit einem 1-prozentigen viskösen Gel aus Hydroxypropylmethylcellulose, das auch bei den ersten Anzeichen einer Infektion zur Anwendung kommt. Es wird viermal täglich in der Nase appliziert, um die Viren vor einem Andocken auf der Schleimhaut einzukapseln. Danach werden die Erreger durch den sauren pH-Wert der Zubereitung inaktiviert und schließlich aufgrund der hohen Osmolarität aus der Nase gespült. Da beide Sprays keine Gewöhnungseffekte hervorrufen, sind sie für die längerfristige Anwendung geeignet.