Arzneitees & Pflanzensäfte
PTA-Fortbildung

Pflanzenkraft in Tee und Saft

Phytotherapie ist beliebt. Hochwertige pflanzliche Spezialextrakte überzeugen mit evidenzbasierten Studien. Damit können Arzneitees und Pflanzenpresssäfte nicht dienen. Haben sie heute noch eine Bedeutung?

21 Minuten

Tees bei Nervosität und schlechtem Schlaf Teezubereitungen aus Baldrian, Melisse, Johanniskraut und Passionsblumenkraut sind die klassischen Heilpflanzen – meist in Kombination – für Unruhezustände und Einschlafschwierigkeiten bei nervöser Unruhe. Durch die wässrige Extraktion werden nicht alle für diese Wirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe gelöst, sodass ein Tee oftmals als weniger wirksam gilt. trotzdem haben Tees bei dieser Indikation eine wertvolle Bedeutung: Eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen getrunken, hilft die Teezubereitung als Einschlafritual, um in Körper und Geist die Schlafbereitschaft anzustoßen.

Baldrianwurzel (Valeriana radix) ist der Klassiker zur Linderung leichter nervöser Anspannungen und bei Schlafstörungen. Wobei Baldrian kein klassisches Schlafmittel ist, sondern eher der Beruhigung und Entspannung dient. Diese Wirkung konnte bislang keiner einzelnen Wirkstoffkomponente zugeschrieben werden. Vielmehr scheint hier ein Vielstoffgemisch aus ätherischen Ölen (Mono- und Sequiterpene), Sesquiterpensäuren, Lignanen, Valepotriaten (im Tee nicht vorhanden) und anderer sekundärer Pflanzenwirkstoffe zu wirken.

Auch für Hopfenzapfen und -drüsen (Lupuli flos und glandula) ist die sedative Wirkung klinisch bestätigt, allerdings ohne dass einzelne Inhaltsstoffe, wie ätherische Öle, Hopfenbitterstoffe oder Methylbutenol, deutlich dafür verantwortlich gemacht werden konnten. Melissenblätter (Melissae folium) lindern in Teezubereitungen leichte Stresssymptome und gelten als mildes Schlafmittel. Dank ihrer wohltuenden Wirkung auf den Verdauungstrakt, kann man sie auch gut gegen stressbedingte Verdauungsproblemen empfehlen.

Auch Passionsblumenkraut (Passiflora herba) gilt bei Unruhezuständen als zuverlässiger Kombinationspartner. Flavonoide wie Vitexin sind die Hauptinhaltsstoffe. Entspannend bei Nervosität und Unruhe wirken die ätherischen Öle der Lavendelblüten (Lavandulae flos) mit ihren Hauptkomponenten Linalool, Linalylacetat und 1,8-Cineol sowie Lamiaceen-Gerbstoffe, die man als wässrigen Pflanzenextrakt ebenso zum Trinken als auch als Badewasserzusatz verwenden kann.

Insbesondere dann, wenn sich nervöse Unruhe durch funktionelle Oberbauchbeschwerden (nervöser Reizmagen) äußern, ist Lavendel ein geeigneter Kombinationspartner in Teemischungen. Die Anwendungsgebiete von Johanniskraut-Tee umfassen die Unterstützung der Behandlung von nervöser Unruhe und Schlafstörungen. Depressive Verstimmungen und leichte bis mittelschwere depressive Episoden gehören nicht zu den Anwendungsgebieten der Teezubereitung. Diese Indikationen gelten nur für Extrakte mit standardisiertem Wirkstoffgehalt.

Aufbrauchfrist für Teemischungen nach DAC

+ Drogen geschnitten, ohne flüchtige Bestandteile: 3 Jahre
+ Drogen geschnitten, mit flüchtigen Bestandteilen: 1 Jahr
+ Drogen angestoßen, mit flüchtigen Bestandteilen: 2 Wochen

Blasenentzündung – was hilft? Die Vorteile des Teetrinkens liegen bei Entzündungen der ableitenden Harnwege auf der Hand: Die Kundin erhöht die Trinkmenge – nach Möglichkeit soll sie drei bis vier Tassen Arzneitee täglich trinken – und spült durch die vergrößerte Urinmenge Blase und Harnröhre gründlich durch. So können Bakterien am Aufsteigen gehindert und schneller ausgeschwemmt werden. Heilpflanzen in Blasentees wirken antibakteriell, entwässernd, entzündungshemmend und/ oder krampflösend.

Einen guten Allround-Effekt zeigt hierbei das Kraut der Goldrute (Solidaginis herba): Es wirkt diuretisch, antiphlogistisch und spasmolytisch zugleich. Diese Wirkungen sind im Wesentlichen auf die Flavonoide zurückzuführen, die antientzündliche Wirkung auch auf die Kaffeesäure. Saponine unterstützen diese Effekte. Auf Flavonoide lässt sich auch die diuretische Wirkung von Birkenblättern (Betulae folium, Brennnesselkraut oder - blättern (Urticae herba, -folium), Hauhechelwurzel (Ononidis radix) und Orthosiphonblättern (Orthosiphonis folium) zurückführen.

In Teemischungen werden sie deshalb bei Harnwegsinfekten und sowohl kurativ als auch prophylaktisch bei Nierengrieß eingesetzt. Die diuretische Wirkung des Schachtelhalmkrautes (Equiseti herba) geht ebenfalls auf Flavonoide und zusätzlich auf Kieselsäure zurück. In Bärentraubenblättern (Uvae ursi folium) ist als Wirkstoff Arbutin enthalten. Dieser wirkt antibakteriell und hilft gegen Entzündungen der ableitenden Harnwege. Da aus dem Prodrug vermutlich erst das antimikrobiell wirksame Aglykon Hydrochinon freigesetzt wird, sollte der Tee nicht gleichzeitig mit Mitteln eingenommen werden, die zu einem sauren Harn führen.

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