Nahrungsmittelunverträglichkeiten
PTA-Fortbildung

Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Lactose, Fructose, Histamin, Gluten

Schwer verdaulich: Von Nahrungsmittelunverträglichkeiten scheinen immer mehr Menschen betroffen zu sein. Am häufigsten machen Lactose, Fructose, Histamin und Gluten Probleme. Wie kommt es dazu? Worauf müssen Betroffene achten und was können Sie ihnen empfehlen?

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Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. November 2022

Fructoseintoleranz – Zu viel Fruchtzucker Kolikartige Schmerzen und Durchfälle nach dem Genuss von Obst, Fruchtsäften oder Honig kö nen in einer Unverträglichkeit auf Fruchtzucker (Fructose) begründet sein. Ursache ist ein unzureichend funktionierendes Transporterprotein (GLUT-5), sodass Fructose im Dünndarm vermindert aufgenommen wird. Die nicht verdauten Zuckermoleküle gelangen anschließend in den Dickdarm, wo sie von den Dickdarmbakterien verstoffwechselt werden, was mit Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen einhergeht.

Zudem kann es zu einer Veränderung der Darmflora kommen, was einen Mangel an Folsäure, Zink oder der Aminosäure Tryptophan nach sich ziehen kann. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen hat diese Resorptionsstörung keine Auswirkungen, was als Fructosemalabsorption bezeichnet wird. Bei der anderen Hälfte ist die Unverträglichkeit symptomatisch, wofür der Begriff intestinale Fructoseintoleranz Verwendung findet. Inzwischen hat sich aber für beide Fälle die Terminologie Fructosemalabsorption etabliert.

Man geht davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der deutschen Bevölkerung davon betroffen sind. Bei einem Teil ist die Unverträglichkeit angeboren (primäre Fructosemalabsorption), bei den anderen wird sie im Laufe des Lebens durch Erkrankungen ausgelöst, die die Darmschleimhaut schädigen und damit die Transporteraktivität beeinträchtigen (sekundäre Fructosemalabsorption).

Davon abzugrenzen ist die hereditäre Fructoseintoleranz. Sie ist eine sehr seltene angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der durch einen Enzym-Defekt die Fructose zwar aufgenommen, aber nicht abgebaut werden kann. Betroffene dieser Enzymstörung müssen ein Leben lang auf Fructose verzichten, da sonst nicht nur Verdauungsstörungen, sondern auch Wachstumsstörungen und schwere Nieren- und Leberschäden die Folge sind.

Diagnose Lactose-, Fructose- oder Sorbitintoleranz

Atemtest – Besteht der Verdacht auf eine Lactose-, Fructose- oder Sorbitintoleranz, wird die Unverträglichkeit mithilfe eines oralen Belastungstests (Wasserstoffatemtest) diagnostiziert, bei dem in Wasser gelöste Lactose, Fructose oder Sorbit getrunken und anschließend der Wasserstoffgehalt in der Atemluft gemessen wird. Erfolgt keine ausreichende Resorption der jeweiligen Substanzen im Dünndarm, setzen die Dickdarmbakterien aus den unverdauten Zuckern beziehungsweise Zuckeralkoholen Wasserstoff frei, der ins Blut diffundiert und über die Lunge abgeatmet wird. Liegt die Wasserstoffkonzentration in der Atemluft über einer gewissen Schwelle, diagnostiziert der Arzt eine entsprechende Intoleranz.

Ernährungstagebuch – Zudem ist ein Ernährungstagebuch äußerst sinnvoll. Darin werden täglich über einen längeren Zeitraum hinweg verzehrte Lebensmittel und auftretende Symptome lückenlos protokolliert. Anschließend lässt der Betroffene den Zucker beziehungsweise den Zuckeralkohol weg, den er als Auslöser seiner Beschwerden vermutet (Karenzphase). Sind alle Symptome verschwunden, führt er Lebensmittel, die den mutmaßlich unverträglichen Zucker enthalten, wieder allmählich ein (Testphase). Kommen die alten Probleme zurück, geht man von einer entsprechenden Intoleranz aus.

Auf die Menge kommt es an Liegt ein Transporterdefekt vor, sind Beschwerden bei schon geringeren Mengen an Fructose möglich. Bereits zwei große Äpfel oder zwei Gläser Fruchtsaft, was etwa 25 Gramm Fruchtzucker entspricht, können dann gastrointestinale Symptome auslösen. Doch selbst Gesunde sind nur fähig, eine gewisse Menge an Fructose aufzunehmen, da die Absorption des Monosaccharids selbst bei funktionierendem GLUT-5 begrenzt ist. In der Regel sind dies 35 bis 40 Gramm pro Stunde.

Da heutzutage Fructose jedoch vielen Lebensmitteln zugesetzt wird, haben sogar häufig Personen, die normalerweise Fruchtzucker vertragen, Verdauungsbeschwerden. Der Zucker findet sich nicht nur in Produkten, wo man ihn vermutet, wie beispielsweise in Säften, Softgetränken, Limonaden oder Süßigkeiten. Fructose versteckt sich häufig in den als „zuckerreduziert“ oder „zuckerfrei“ deklarierten Lebensmitteln. Da sich diese Begriffe nur auf das Fehlen von Haushaltszucker (Saccharose) beziehen, ist das Vorhandensein anderer Zucker und somit auch das von Fructose möglich.

Die Nahrungsmittelindustrie setzt verstärkt auf den Fruchtzucker, da er 1,7- mal süßer als Saccharose ist. Zudem sorgt das Monosaccharid beim Backen für Volumen und verhindert bei Tiefkühlware eine unerwünschte Kristallbildung. Daher sollte beim Kauf von Fertigware immer ein Blick auf die Zutatenliste erfolgen. Neben den Begriffen Fructose, Fruchtzucker, Glucose-Fructose-Sirup oder Fructose-Glucose-Sirup deuten auch die Bezeichnungen Honig, Inulin, Isoglucose, Maissirup (High fructose corn syrup) oder Invertzucker auf das enthaltene Monosaccharid.

Individuelle Diät Personen mit einer Unverträglichkeit auf Fructose müssen fructosehaltige Nahrung nicht vollständig meiden. Ein kompletter Verzicht wäre zudem nicht gut. Ohne Fruchtzuckerzufuhr sinkt die natürliche Toleranzschwelle weiter ab, sodass der Betroffene auf immer geringere Fructosemengen reagiert. Zudem besteht bei einer stark eingeschränkten Lebensmittelauswahl die Gefahr einer unzureichenden Nährstoffversorgung. Vielmehr gilt es, eine individuell verträgliche Menge zu ermitteln.

Dafür reduziert der Betroffene zunächst seinen Konsum an Lebensmitteln mit Fruchtzucker. Sobald er beschwerdefrei ist, kann er die Zufuhrmenge wieder nach und nach erhöhen. Eine Ernährungsberatung kann bei der Ernährungsumstellung wertvolle Tipps geben. Günstig sind beispielsweise kleine fruchtzuckerhaltige Portionen. Besonders empfehlenswert ist es, sie nach einer größeren Mahlzeit zu verzehren. Durch die verlängerte Darmpassagezeit wird die Fructose langsamer resorbiert und somit verträglicher.

Ebenso lässt sich mit fett- und proteinreichen Lebensmitteln die Verträglichkeit steigern. Fettreduzierte Produkte erreichen den Dickdarm hingegen besonders schnell und führen zu Problemen. Eine andere Empfehlung lautet, fructosehaltige Lebensmittel mit Traubenzucker (Glucose) zu kombinieren, da dann der Fruchtzucker besser aufgenommen werden kann. Aus diesem Grunde sind auch einige Obstsorten besser als andere verträglich, da sie natürlicherweise ein ausgewogenes Verhältnis von Fructose und Glucose enthalten (z. B. Brombeeren, Himbeeren, Papaya, Honigmelone, Zitrusfrüchte).

Hingegen sind Trockenfrüchte für Betroffene einer Fructosemalabsorption generell schlechter verträglich, da sich der Fruchtzuckergehalt beim Trocknen der Früchte erhöht. Daher sind Weintrauben beispielsweise verträglicher als Rosinen. Eine Ergänzung zur Diät stellen Präparate mit dem Enzym Xylose- oder Glucose-Isomerase dar. Auf sie kann zurückgegriffen werden, um fructosehaltige Kost bekömmlicher zu machen. Sie wandeln im Dünndarm aus dem Speisebrei Fructose in Glucose um, die leichter resorbierbar ist.

Wussten Sie?
In Asien leiden 70 bis 90 Prozent der Menschen an einer Alkohol-Unverträglichkeit. Ursache ist ein genetisch bedingter Enzymmangel, der einen verlangsamten Abbau von Ethanol oder dessen Abbauprodukt Acetaldehyd zur Folge hat.

Zuckeraustauschstoffe meiden Betroffene mit einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit vertragen häufig auch kein Sorbit (E 420). Aber auch eine alleinige Sorbit-Intoleranz, bei der Fructose keine Probleme bereitet, ist möglich. Sorbit ist ein Zuckeralkohol, der häufig als Zuckeraustauschstoff in Light- oder Diabetiker-Produkten und in Zahnpflegekaugummis eingesetzt wird. Da Sorbit im Dünndarm über den selben Transporter wie Fructose aufgenommen wird, verschlechtert er zusätzlich die ohnehin eingeschränkte Aktivität des Transporterproteins GLUT-5 und somit die Fructoseaufnahme.

Sorbit fungiert auch als Feuchthaltemittel und findet sich daher in zahlreichen Zahnpasten. Ihr Gebrauch hat aber keine negativen Auswirkungen, da beim Zähneputzen nur sehr geringe Mengen aufgenommen werden. Hingegen kann der Verzehr sorbitreicher Obstsorten zum Problem werden (z. B. Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen). Weitere Zuckeralkohole, die die Aufnahme von Fructose vermindern, sind Mannit (E 421), Xylit (E 967), Maltit (E 965), Laktit (E 966) und Isomalt (E 953).

Achtung Folgeerkrankungen Ein hoher Fruchtzuckerverzehr kann neben gastrointestinalen Beschwerden noch verschiedene gesundheitliche Probleme nach sich ziehen, die letztendlich im Symptomkomplex des Metabolischen Syndroms münden. Größere Mengen Fructose bereiten beispielsweise einer Gewichtszunahme und damit der Entwicklung einer Fettleibigkeit (Adipositas) den Weg, da beim Verzehr dieses Zuckers das Sättigungsgefühl ausbleibt.

Aber auch die Gefahr einer Fettleber und einer Fettstoffwechselstörung (Hyperlipidämie) ist groß, denn die Leber wandelt Fructose in Fett um. Zudem hat Fructose einen negativen Einfluss auf den Harnsäurespiegel (Hyperurikämie), weil bei seiner Verstoffwechslung der Abbau von Purinen gefördert wird.

Zugleich gilt eine Hyperurikämie als Risikofaktor für Bluthochdruck (Hypertonie), da ein zu hoher Harnsäurespiegel mit einem Mangel an dem gefäßerweiternden Botenstoff Stickstoffmonoxid einhergeht. Dadurch werden die Blutgefäße weniger elastisch, sodass der Blutdruck in die Höhe geht. Schließlich führt der Mangel an Stickstoffmonoxid noch zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel, was eine Insulinresistenz sowie eine Hyperinsulinämie begünstigt.

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