Corona-Impfung
PKA-Fortbildung

Keine Angst vor dem Impfstoff

Auch wenn für die Beratung zum Thema Impfstoffe das pharmazeutische Personal zuständig ist, müssen Sie sich als PKA mit den Bezeichnungen und dem Umgang mit den verschiedenen Impfstoff-Typen auskennen.

7 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Mai 2022

Protein-Impfstoffe Diese Technologie beruht auf der des englischen Landarztes Edward Jenner, der sie vor 225 Jahren erstmals mit Eiter aus Kuhpocken erprobte. Er selbst war als achtes von neun Kindern mit fünf Jahren ein Waisenkind geworden, drei seiner Geschwister starben schon im Kindesalter. Nachdem er beobachtete, dass Melkerinnen, die an Kuhpocken erkrankt waren, später einen milderern Verlauf bei einer Infektion mit den für Menschen gefährlicheren Pocken hatten, sah er hier einen möglichen Zusammenhang. Er spritzte daraufhin einem gesunden, achtjährigen Jungen den eitrigen Inhalt einer Kuhpocken-Pustel.

Der Junge erkrankte wie erwartet an Kuhpocken, eine spätere Pockeninfektion konnte ihm aber nichts mehr anhaben. Die physiologischen Abläufe dahinter kannte Edward Jenner damals natürlich noch nicht. Inzwischen weiß man, dass Teile der Proteinhülle (Eiweißhülle) des Kuh-Pocken-Virus eine Immunantwort im Körper auslösen. Die dadurch gebildeteten Antiköper und T-Zellen können aber durch die große Ähnlichkeit der Proteinhülle des humanen Pockenvirus mit der des Kuh-Pocken-Virus bei einer späteren Infektion mit den humanen Pocken diese erfolgreich abwehren. Man spricht auch von einer Kreuz-Immunität.

Protein-Impfstoffe führen zu einer geringeren Immunantwort, weshalb Wirkstoffverstärker, sogenannte Adjuvanzien, zugesetzt werden.

Verstärkung der Immunantwort durch Adjuvanzien Im Fall der Corona-Impfstoffe auf Basis der Protein-Hülle erfolgt allerdings eine weniger starke Immunreaktion als bei entsprechenden mRNA- oder Vektor-Impfstoffen. Deshalb müssen ein oder mehrere weitere Substanzen oder Substanzgemische als Wirkverstärker zugesetzt werden. Diese Wirkverstärker werden allgemein auch als Adjuvanzien bezeichnet. Beim Corona-Impfstoff handelt es sich um einen Extrakt aus Quillaja saponaria Molina, dem in Südamerika beheimatetem Seifenrindenbaum.

Durch jeden weiteren Inhaltsstoff wächst aber auch die Gefahr für allergische Reaktionen. Selbstverständlich ist die Unbedenklichkeit im Rahmen des Zulassungsverfahrens mit Hilfe von Studien mit etwa 45 000 Menschen geprüft worden, seltene Nebenwirkungen zeigen sich aber oft erst in der Zeit nach der Zulassung bei der Anwendung an einer größeren Gesamtmenge an Personen. Deshalb bleibt abzuwarten, welche Bedeutung die Protein-Impfstoffe im Vergleich zu den anderen haben werden. Eine berechtigte Hoffnung dabei ist, dass ein Teil der noch nicht geimpften Bevölkerung sich zu einer Impfung mit diesen sehr klassischen Vakzinen durchringen kann.

Aufwändige Herstellung verhindert Massenproduktion Ein Nachteil der Proteinimpfstoffe ist, dass die für die Immunantwort verantwortlichen Spike-Proteine der Virenhülle erst aufwendig in der pharmazeutischen Industrie produziert werden müssen, und nicht wie bei mRNA- und Vektor-Impfstoffen vom menschlichen Körper selbst hergestellt werden können. Die Spikeproteine werden durch gentechnisch veränderte Baculoviren produziert, die sich in Insektenkulturen von Raupen der Schmetterlingsart Spodoptera frugipeda (Eulenfalter) vermehren.

Durch die Verwendung von gentechnisch veränderten (rekombinanten) Viren, kann man die neuesten Corona-Impfstoffe durchaus als rekombinante Impfstoffe bezeichnen. Diese Ausdrucksweise hat sich aber in der Laienpresse bis jetzt nicht durchgesetzt. Die Impfstoffe sind zwar schon seit Ende letzten Jahres in der EU zugelassen, kommen aber jetzt nicht zuletzt wegen der aufwändigeren Herstellung erst in kleineren Mengen auf den Markt, weshalb sie zunächst für noch nicht geimpftes medizinisches Personal vorbehalten sind.

Es ist davon auszugehen, dass etwaige notwendig werdende Umstellungen im Produktionsverfahren, die durch Veränderungen der Spike-Proteine nach relevanten Mutationen notwendig werden könnten, längere Zeit in Anspruch nehmen würden, vor allem im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffen. Aber ob es sich nun aus naturwissenschaftlicher Hinsicht bei den Protein-Impfstoffen um eine Bereicherung handelt oder nicht: Falls sich durch die dazugekommenen Vakzine mehr Menschen vom Impfen gegen das Corona-Virus überzeugen lassen und die Impfquote merklich steigt, kann dies uns allen den Weg zurück in die Freiheit ermöglichen.

Ute Kropp, Apothekerin/PKA-Lehrerin


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

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