Harnwegsinfekte
PTA-Fortbildung

Harnwegsinfektionen

Brennen beim Wasserlassen und der stetige Drang zur Toilette zu gehen, das sind Symptome eines Blaseninfektes. Warum sind besonders Frauen betroffen und warum gilt eine Blasenentzündung beim Mann nie als unkompliziert? Hier lernen Sie, wie man vorbeugt und was hilft, wenn die Beschwerden da sind.

18 Minuten

Damit es nicht wiederkommt

Denken Sie neben der medikamentösen Behandlung auch an nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Vorbeugung wie

  • Wärmebehandlung,
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr,
  • regelmäßige Blasenentleerung
  • und eine gute Intimhygiene.

Ein wichtiger Tipp, den Sie betroffenen Kundinnen mitgeben können, ist, keine zu drastische Intimhygiene zu betreiben, sondern milde, pH-neutrale Waschlotionen für den Vaginalbereich zu verwenden.

Tipps für die Beratung

  • Viel trinken (mindestens 1,5 - 2 Liter pro Tag)
  • Toilettengang bei Harndrang mit vollständiger Blasenentleerung
  • Unterleib ausreichend warmhalten
  • Keine mit Spermiziden beschichteten Diaphragmen, Ovula, Intrauterin-Spiralen oder Kondome verwenden
  • Richtige Anal- und Genitalhygiene
  • Vor dem Geschlechtsverkehr etwas trinken und anschließend Wasser lassen

Frauen in der Menopause leiden aufgrund des Rückgangs weiblicher Sexualhormone öfter unter trockenen und dünner werdenden Schleimhäuten. Besonders anfällig ist damit auch der Urogenitaltrakt für Infektionen. Einige Frauen erkranken erstmalig in dieser Lebensphase oder zunehmend wiederholt.

Eine Strategie zur Prophylaxe rezidivierender Blasenentzündungen kann bei Frauen mit Hormonmangel die Gabe von Estrogenen sein. Estriolhaltige-Vaginalcremes oder -Suppositorien, die über zwei Wochen täglich und danach alle zwei Tage angewendet werden, können das Scheidenmilieu deutlich verbessern und die Anfälligkeit für Blasenentzündungen reduzieren. Systemische Nebenwirkungen sind dabei nicht zu befürchten. Eine Kontraindikation für eine Estrogenisierung besteht generell bei hormonsensiblen Karzinomen der Brust oder der Gebärmutter.

Impfung gegen Blasenentzündung

Gegen Infektionen mit E. coli können auch orale und parenterale Immunstimulanzien die Rezidivrate erfolgreich senken, wie mehrere Studien gezeigt haben. Das Mittel zur parenteralen Anwendung enthält eine Mischung verschiedener inaktiver Keime (E. coli, Proteus, Klebsiellen, Enterococcus und Morganella). Der Impfstoff ist zur Langzeitprävention chronisch wiederkehrender Infektionen der Harnwege zugelassen.

Die Grundimmunisierung erfolgt alle ein bis zwei Wochen mit insgesamt drei Impfungen in die Oberarmmuskulatur. Die Auffrischimpfung wird in der Regel nach einem Jahr vorgenommen.

Die besten Ergebnisse konnten in Studien mit den E.-coli-Stämmen OM 89 erzielt werden. Die oral anzuwendenden Kapseln enthalten die Bestandteile von 18 verschiedenen Stämmen des Darmbakteriums E. coli. Die Gabe soll das Immunsystem des Körpers aktivieren und dadurch zu einer verstärkten Immunantwort in den Harnwegen führen, um besser auf Bakterienbefall durch E. coli zu reagieren.

Die Immunisierung erfolgt nach diesem Schema: Das Medikament wird einmal täglich über drei Monate hinweg eingenommen. Die Kapseln werden morgens mit etwas Flüssigkeit etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen. Anschließend erfolgt eine dreimonatige Pause.

Die Auffrischung des Immunschutzes findet bereits ein halbes Jahr nach Beginn der Grundimmunisierung statt. Hierbei soll im siebten, achten und neunten Monat für jeweils zehn Tage täglich eine Kapsel des Medikaments eingenommen werden.

Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, leichte Magen-Darm-Beschwerden oder gelegentliche Hautreaktionen.

Die Impfung ist vor allem zur Therapie chronisch wiederkehrender Harnwegsinfektionen vorgesehen und kann begleitend zu einer bereits bestehenden Akuttherapie der Blasenentzündung begonnen werden. Das Arzneimittel ist verschreibungspflichtig, wird aber von der gesetzlichen Krankenkasse momentan nicht erstattet. Erst nach Ausschöpfen all dieser Maßnahmen kommt eine antibiotische Langzeitprävention über drei bis sechs Monate mit einem niedrig dosierten Antibiotikum in Betracht.

Beratung auf den Punkt

Sie als PTA haben den Überblick über die verschiedenen Behandlungsoptionen der unkomplizierten Zystitis und wissen auch, bei welchen Kund*innengruppen und Beschwerden die Grenzen der Selbstmedikation überschritten sind. Deshalb ist ein intensives Beratungsgespräch, in dem die Beschwerden konkret abgefragt werden, so wichtig. Auf dessen Basis können Sie entscheiden, ob Sie Ibuprofen, die Durchspülungstherapie mit Phytopharmaka, die Einnahme von D-Mannose vorschlagen oder der Gang zum Arzt oder der Ärztin mit der Verordnung eines Antibiotikums sinnvoll ist.

Ein guter Tipp ist, Urinteststreifen zu empfehlen, um auch zu Hause selbstständig den Urin zu kontrollieren.

Bei der Belieferung eines Rezeptes mit einem typischen Antibiotikum sollten Sie die Frage stellen, ob es sich um einen erstmaligen oder einen wiederholten Infekt handelt. Kundinnen und Kunden, die wiederkehrend unter Blasenentzündungen leiden, sind dankbar für jeden Ratschlag. Auch der Hinweis auf die Impfung, um das Immunsystem auf die Abwehr der relevanten Keime vorzubereiten, ist eine wichtige Information für die Betroffenen. So kann die Rundum-Betreuung in der Vor-Ort-Apotheke funktionieren.


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

 

Hier finden Sie die PTA-Fortbildung der Ausgabe 06/2024 als PDF-Download.

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