Magen-Darm-Beschwerden
PTA-Fortbildung

Gut beraten zu Magen und Darm

Magen-Darm-Erkrankungen sind vielfältig, schließlich können im Gastrointestinaltrakt verschiedene Organe betroffen sein. In jedem Fall bedarf es einer kompetenten Beratung ­– ganz besonders, wenn jemand mit seinen Beschwerden nicht zum Arzt geht, sondern erst einmal in die Apotheke kommt.

18 Minuten

Läuft!

Durchfallerkrankungen sind gekennzeichnet durch die häufige Abgabe dünnflüssigen Stuhls. Je nachdem wie dünn der Stuhl und wie hoch die Frequenz ist, welche Ursache sie hat, kann eine Diarrhö eher eine Bagatellerkrankung, aber auch eine lebensbedrohliche Situation für den Betroffenen darstellen. Durchfall ist ein Symptom einer Vielzahl mehr oder weniger schwerer Erkrankungen.

Sind der Dünndarm oder die oberen Darmabschnitte betroffen, werden große Stuhlmengen mit hohem Wasseranteil abgegeben. Sind eher die unteren Kolonabschnitte Ort der Beschwerden, treten häufige Entleerungen mit kleineren Stuhlmengen auf.

Generell verlaufen Darmentleerungen individuell verschieden ab. Stuhlentleerungen zwischen dreimal pro Woche und dreimal täglich als geformter Stuhl mittlerer Konsistenz sind aus medizinischer Sicht normal. Bei einer Diarrhö erhöhen sich Stuhlfrequenz und die Stuhlmenge. Dabei verändert sich auch die Zusammensetzung und es kommt vermehrt zu Flüssigkeit- und Elektrolytverlusten.

Im gesunden Zustand wird dem Stuhl vor der Abgabe so viel Flüssigkeit wie möglich entzogen, sodass im Durchschnitt pro Tag nur etwa 100 Milliliter Wasser bei der Darmentleerung ausgeschieden werden. Bei schweren Durchfallerkrankungen werden mehrere Liter Flüssigkeit pro Tag ausgeschieden.

  • Massive Dehydrierung,
  • Kreislaufentgleisungen und
  • Einschränkungen der Nierenfunktion bedeuten in solchen Fällen eine starke gesundheitliche Gefährdung.

Auslöser von Durchfall

Durchfälle treten in der Folge von Infektionen, Lebensmittelunverträglichkeiten, als Nebenwirkung von Medikamenten, Vergiftungen oder bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auf. In vielen Fällen ist die Ursache aber nicht klar. Generell wird bei Durchfallerkrankungen zwischen den akuten und chronischen Formen unterschieden.

Akute Beschwerden durch bakterielle oder virale Infektionen sollten nicht länger als zwei Wochen andauern und mithilfe vorsichtiger Ernährung und der Zufuhr von viel Flüssigkeit von allein wieder abklingen. Die Kunden äußern in der Apotheke als Symptome krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schlappheit und mehrmals tägliche Entleerung ungeformter, wässriger Stühle.

Wenn

  • Fieber auftritt,
  • Blut im Stuhl ist
  • oder die Durchfälle mehrere Tage andauern

Sollten Sie an einen Arzt verweisen.

Infektiöse Durchfälle verlaufen in Deutschland überwiegend harmlos. Ist man jedoch im ferneren Ausland mit schlechten hygienischen Bedingungen, können die Erreger massive Beschwerden hervorrufen. Deshalb ist in der Beratung auch die Frage nach einer Fernreise in der nahen Vergangenheit wichtig. Kinder, Schwangere und alte Menschen zählen zu den Risikopatienten, da hier eine größere Gefahr für Komplikationen in Folge von Elektrolytmangel und Dehydratation besteht.

Reisediarrhö vorbeugen

• Cook it, boil it, peel it or forget it! In südlichen Ländern sollten Lebensmittel am besten gekocht oder zumindest vor dem Verzehr ausreichend lange erhitzt worden sein. Vorsicht bei ungewaschenem Obst, Salat oder Eiswürfeln.
• Auch zum Zähneputzen sollte kein Leitungswasser benutzt werden, sondern Trinkwasser.
• Antibiotika werden nicht prophylaktisch verabreicht.
• Probiotika unterstützen die Darmflora und können einer Reisediarrhö vorbeugen.

Flüssigkeit zuführen

Eine leichte Diarrhö können gesunde Erwachsene mit ausreichend Trinken und Schonkost behandeln. Mild gesüßte Tees oder Gemüsebrühe ersetzen die Flüssigkeit und führen Zucker und Salze zu. Von der Empfehlung „Cola und Salzstangen“ ist wegen der hohen Konzentration an Glucose abzuraten.

Die Einnahme von oralen Rehydratationslösungen ist zunächst die Therapie der Wahl. Die gleichzeitige Gabe von Glucose und Natrium aktiviert deren Resorption über ein Mukosa-gebundenes Transportsystem in die Darmzellen und die Blutbahn. Fertige Elektrolytlösungen gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, aber auch neutral. Eltern sollten nach den Geschmacksvorlieben ihrer Kinder gefragt werden, um die Adhärenz bestmöglich sicherzustellen.

Eine Zeitlang existierten Lieferengpässe, weil Elektrolytlösungen auch zur Vorbeugung von alkoholbedingten Beschwerden – dem Kater – in Partykreisen eingesetzt wurden.

Durchfall stoppen

Loperamid ist das Antidiarrhoikum, das am häufigsten gegen Diarrhö verwendet wird. Es ist ein Opioid, allerdings ohne die zentrale analgetische – aber mit obstipierender – Wirkung. Loperamid bindet an periphere Opioidrezeptoren und hemmt die Motilität des Darms. Die Darmpassage verlängert sich und die Resorption von Wasser und Elektrolyten aus dem Darmlumen wird verstärkt.

Bei blutigen Durchfällen mit Fieber, chronischen Darmerkrankungen, Durchfall nach der Einnahme von Antibiotika, Leberfunktionsstörungen und im Alter unter zwei Jahren ist Loperamid kontraindiziert. In der Selbstmedikation darf es ab zwölf Jahren angewandt werden. In Schwangerschaft und Stillzeit wird die Gabe von Loperamid nicht empfohlen. Die Anfangsdosis beträgt vier Milligramm. Nach jedem weiteren ungeformten Stuhlgang werden bis zur Maximaldosis von zwölf Milligramm weitere zwei Milligramm eingenommen.

Loperamid gibt es in vielen verschiedenen Darreichungsformen, als Schmelztabletten, Softkapseln, Tabletten oder Tropfen – so ist für jeden Kunden etwas dabei. Kunden, die zusätzlich unter Blähungen leiden, sollten das Kombinationsmittel mit dem Entschäumer Simeticon erhalten.

Sekretionshemmung

Racecadotril wird nach Einnahme in seinen aktiven Metaboliten Thiorphan umgewandelt. Dieser hemmt die Enkephalinase, ein Enzym, das im Epithel des Dünndarms Peptide abbaut und für die Sekretion von Flüssigkeit in das Darmlumen verantwortlich ist. Racecadotril hat keinen Effekt auf die Motilität oder das Mikrobiom und wird gut von Kindern und Erwachsenen vertragen.

Von Vorteil ist, dass durchfallauslösende Erreger im Darm nicht zurückgehalten werden wie unter Loperamid. Die Abgabe in der Selbstmedikation ist nur für Erwachsene möglich, Kinder können es aber über ärztliche Verordnung erhalten.

Mikrobiom stärken

Der Begriff Mikrobiom ist heute in aller Munde. Meist werden damit die Darmbakterien gemeint. Sie sind, wie man inzwischen weiß, an den Funktionen der Immunabwehr beteiligt, beeinflussen das zentrale Nervensystem und die Verdauung.

Bei leichten Durchfallerkrankungen und zur Prophylaxe einer Reisediarrhö sind Lactobazillen und Hefekulturen mit Saccharomyces boulardii eine empfehlenswerte Option. Die vermehrungsfähigen Hefen besiedeln die Darmschleimhaut und sollen pathogene Mikroorganismen verdrängen. Außerdem binden sie Durchfallerreger und beschleunigen so deren Abtransport aus dem Darm.

Auf die Darmmotilität haben Hefen keinen Einfluss, sie steigern aber im Nachgang einer Durchfallerkrankung die Aktivität verschiedener Verdauungsenzyme und unterstützen die Regenerationsprozesse im Darmtrakt. Saccharomyces boulardii ist ab einem Alter von zwei Jahren bei Durchfall angezeigt, kann aber nach ärztlicher Rücksprache auch bei jüngeren Kindern eingesetzt werden.

Andere Probiotika enthalten apathogene Varianten von Escherichia coli oder Lactobazillen. Einige Lactobazillen haben eine direkte antibakterielle Wirkung auf die pathogenen Durchfallerreger und hemmen deren Vermehrung.

Sonderfall Clostridium difficile

Nach einer Antibiotika-Therapie gerät das Darmmikrobiom häufig aus dem Ruder. Durchfälle können die Folge sein. Besonders gefährlich ist eine Überbesiedlung der Darmschleimhaut mit dem Erreger Clostridium difficile. Die Ausscheidungen dieser Erreger, Toxine, können Darmentzündungen mit blutigen Durchfällen hervorrufen. Bei schweren Verläufen kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen, zum Beispiel einem Darmdurchbruch kommen.

Der Abstand zwischen einer Antibiotika-Behandlung und dem Auftreten der Beschwerden kann wenige Tage aber auch bis zu mehreren Wochen betragen.

Typische Beschwerden sind

  • Bauchschmerzen
  • Diarrhö
  • Übelkeit und
  • Fieber.

Die Infektionen betreffen häufig Krankenhauspatienten. Alte Menschen mit Multimorbidität und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders für schwere Verläufe gefährdet. Ob jemand sich ansteckt oder nicht, hängt auch vom Zustand seines Darmmikrobioms ab. Ist dieses intakt, ist das der beste präventive Schutz vor einer Infektion.

Magen-Darm und Pille

Die Verhütungspille wird oral eingenommen und über die Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes resorbiert. Der Verhütungsschutz ist nur gegeben, wenn die Einnahme regelmäßig jeden Tag etwa zur gleichen Tageszeit erfolgt. Wer mit oralen Kontrazeptiva verhütet, sollte unter einer Magen-Darm-Grippe mit Durchfall und Erbrechen noch anderweitig für Verhütung sorgen. Die Resorption der Hormone im Darm ist möglicherweise herabgesetzt und kann zu mangelnder Wirksamkeit führen. Gleiches gilt für die Pille Danach, die bei Durchfall und Erbrechen möglicherweise nicht ausreichend wirkt. Tritt innerhalb von drei bis vier Stunden nach der Einnahme der Pille Erbrechen auf, sollte eine weitere Pille eingenommen werden.

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