Ein lebensnotwendiges Schwergewicht
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01. Juni 2022
Mangel ausgleichen Steht die Diagnose Eisenmangel, ist zu entscheiden, ob es sich eher um einen leichten Mangel oder eine echte Anämie (Blutarmut) handelt. Eisenwerte in der Nähe des unteren Grenzwertes können mit eisenhaltigen Säften und eisenhaltigen Lebensmitteln erhöht werden. Um die Betroffenen über die richtige Eisenquelle zu informieren, können Sie Ihren Kunden Broschüren mitgeben, in denen der Eisengehalt der einzelnen Lebensmittel aufgelistet ist.
Dies ist eine gute Hilfestellung, um einen „eisenhaltigen“ Speiseplan zusammenzustellen. Eine Faustregel ist „je dunkler das Fleisch, desto höher ist der Eisengehalt“. Besonders eisenhaltig sind Entenleber mit 30 Milligramm und Schweineleber mit 17,9 Milligramm pro 100 Gramm, während 100 Gramm Hühnerfleisch nur etwa drei Milligramm Eisen pro 100 Gramm Fleisch enthält.
Unter den Getreidearten sind Haferflocken der eisenhaltige Spitzenreiter. Wer 100 Gramm Haferflocken morgens zu sich nimmt, führt auf diese Weise 4,6 Milligramm Eisen zu. In Leinsamen ist ebenfalls relativ viel Eisen zu finden. Zu empfehlen sind auch Nüsse und Hülsenfrüchte, zum Beispiel Linsen. Allerdings enthalten einige Getreidearten und Sojabohnen Phytinsäure, die die Aufnahme des Eisens in den Körper blockieren kann. Phytate sind bioaktive Substanzen, die durch Bindung an Kalium, Magnesium, Calcium und Eisen diese Mineralstoffe in Pflanzen speichern können.
Daher sollten Vegetarier zum Beispiel Sojaprodukte nicht mit eisenreichem Gemüse zusammen essen. Durch die sinnvolle Kombination von Lebensmitteln, die reich an Eisen sind, mit Vitamin C-haltigem Gemüse oder Obst kann die Resorption gesteigert werden. Ein guter Rat ist, auf den Verdauungs-Espresso nach dem Essen zu verzichten. Die im Kaffee oder Tee enthaltenen Tannine binden das Eisen aus der Nahrung und hemmen die Aufnahme in den Körper.
Wer also einen erhöhten Eisenbedarf hat, zum Beispiel in der Schwangerschaft oder weil er bereits erniedrigte Eisenwerte aufweist, der sollte die Tipps rund um eine eisenhaltige Ernährung kennen. Bei einer Anämie, also wenn die körpereigenen Eisenspeicher bereits geleert sind und der Mangel durch eine eisenreiche Ernährung allein nicht mehr auszugleichen ist, werden Eisen-Supplemente notwendig.
Fetales Hämoglobin Während der Schwangerschaft muss Sauerstoff durch die Plazenta zum Fetus transportiert werden. Das ungeborene Kind besitzt einen anderen Hämoglobin-Typ, das HbF, das eine wesentlich höhere Affinität zu Sauerstoff besitzt als adultes Hämoglobin. Auf diese Weise erhält das Ungeborene genug Sauerstoff über die Nabelschnur.
Bei Frauen wird die untere Grenze des normalen Hämoglobins unter zwölf Gramm pro Deziliter definiert, bei Männern liegt der Grenzwert leicht darüber. Um den Hämoglobinwert um ein Gramm pro Deziliter zu erhöhen, müssen etwa 200 Milligramm Eisen vom Körper resorbiert werden. Die umfassende Therapie eines Eisenmangels sollte die Einnahme eines Eisenpräparates und eine eisenhaltige Ernährung umfassen.
Eisensupplementierung Üblicherweise wird ein leichter Eisenmangel mit oralen Eisensupplementen therapiert. Empfohlen werden Tagesdosen von 50 bis maximal 100 Milligramm am Tag. Höhere Dosen steigern die Resorptionsraten nicht, bedingen aber häufig gastrointestinale Beschwerden, die oft zum Therapieabbruch führen.
Mit eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln dürfen laut Bundesinstitut für Risikobewertung pro Tag nicht mehr als sechs Milligramm Eisen verabreicht werden, um unbeabsichtigte Überdosierungen zu vermeiden. Es gibt aber auch apothekenpflichtige Arzneimittel zur Behandlung von Eisenmangel mit deutlich höherem Gehalt im Vergleich zu den Nahrungsergänzungsmitteln. Meist sind dies Filmtabletten, die sich erst im Dünndarm auflösen, Tropfen oder retardierte Darreichungsformen.
Letztere sollten nüchtern eingenommen werden, also eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit oder mindestens zwei Stunden nach dem Essen. Außerdem gilt es, ausreichend zeitlichen Abstand zu Tee, gerbstoffhaltigen Nahrungsmitteln und Chelatbildnern einzuhalten. Unretardierte Lösungen oder Tabletten werden besser im Dünndarm resorbiert, können aber auch mehr Blähungen und Übelkeit hervorrufen. Empfohlen wird, die Tagesdosis nicht über den Tag zu verteilen, sondern die gesamte Dosis auf einmal einzunehmen.
Hieraus ergibt sich allerdings ein Problem: Reguliert wird der Eisenspiegel nämlich über das in der Leber gebildete Peptid Hepcidin. Sind die Eisenspiegel zu niedrig, wird die Hepcidinsynthese in der Leber reduziert, die Eisenresorption in den Darmzellen steigt. Liegt im Blut ausreichend Eisen vor, sodass kein weiteres benötigt wird, wird die Hepcidinproduktion gesteigert und die Ferroportin-Bildung und -Aktivität gehemmt.
Dies ist ein natürlicher Kontrollmechanismus des Körpers. Hepcidin wird aber offenbar auch nach der oralen Einnahme von hohen Dosen Eisen hochreguliert, wodurch anschließend die Resorptionsfähigkeit aus dem Darm abnimmt. Daher wird gelegentlich empfohlen, nur alle zwei Tage eine Dosis zu verabreichen. Eine Alternative ist die häufigere Gabe niedrig dosierter Eisenpräparate.
Studien haben gezeigt, dass eine dreimal tägliche Einnahme einer niedrigen Eisendosis in Form eines veganen Produktes die Hepcidin-Produktion deutlich weniger beeinflusst. Auch die üblichen Nebenwirkungen treten dann seltener auf, weil weniger Eisen im Darm zurückbleibt. Um die Speicher nachhaltig zu füllen, müssen Supplemente in jedem Fall kontinuierlich über mehrere Monate konsequent eingenommen werden.
Das sehr komplexe Zusammenspiel bei der Eisenresorption kann leicht aus der Balance geraten, denn die Hepcidinproduktion kann auch durch Entzündungen, genauer durch proinflammatorische Zytokine wie Interleukin-6 (IL-6) gefördert werden. In diesem Fall kann eine entzündungsbedingte Eisenmangelanämie die Folge sein. Diesem Vorgang kann man zum Beispiel durch Lactoferrin, das unter anderem in Milch enthalten ist, entgegenwirken, da es die IL-6- Bildung senkt.
Beratungstipps
+ Eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel sollten verwendet werden, wenn ein ärztlich festgestellter Mangel vorliegt.
+ Tierische Nahrungsmittel enthalten am meisten Eisen, die Kombination mit Vitamin C verbessert die Aufnahme.
+ Einige Lebensmittel vermindern die Verwertbarkeit des aufgenommenen Eisens, z.B. Spinat, Rhabarber, schwarzer Tee und Rotwein. Die Einnahme von Eisenpräparaten sollte mindestens im Abstand von zwei Stunden erfolgen.
+ Eisen kann Wechselwirkungen mit Schilddrüsenhormonen, einigen Antibiotika und knochenstärkenden Arzneimitteln eingehen. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte mögliche Wechselwirkungen mit Eisen in der Apotheke prüfen lassen.
+ Menschen mit chronischen Darmerkrankungen und Risiken für Eisenmangel sollten einmal im Jahr über ein Blutbild die wichtigen Eisenwerte bestimmen lassen.