Alles über Sonnenschutz: Hautschäden vermeiden und behandeln
21 Minuten
- 1Lernziele
- 2Sonnenstrahlung
- 3Hauttyp und UVI
- 4Schutzmaßnahmen
- 5Sonnenschutzmittel
- 6Hautreaktionen
- 7Hautkrebs
- 8Lernerfolgskontrolle
01. September 2024
Breit gestreut: Lichtspektrum und Haut
Sonnenlicht besteht aus einem breiten Spektrum von Strahlen unterschiedlicher Wellenlänge:
- Ultraviolette (UV-) Strahlung,
- sichtbares Licht und
- Infrarot-Strahlung.
Die unsichtbare UV-Strahlung mit Wellenlängen von 100 bis 400 Nanometer (nm) macht zwar nur wenige Prozentteile der elektromagnetischen Strahlung aus, verfügt aber als energiereichster Teil über den stärksten Einfluss. Dabei hängt ihre biologische Wirkung von der Wellenlänge ab.
Je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher ist die Strahlung und desto stärker ist ihr Schädigungspotenzial.
Am energiereichsten ist die UV-C-Strahlung (100 bis 280 nm). Da sie aber in der Atmosphäre fast vollständig von der Ozonschicht absorbiert wird, gelangt sie nicht auf die Erdoberfläche und spielt somit für uns praktisch keine Rolle. Gefährlicher für unsere Haut sind UV-B- und UV-A-Strahlen. Die UV-B-Strahlung (280 bis 315 nm) dringt bis zur Basalschicht der Oberhaut (Epidermis) vor, die langwelligere UV-A-Strahlung (315 bis 400 nm) gelangt noch tiefer ins Gewebe bis zur Lederhaut (Dermis).
UV-B-Strahlung
UV-B-Strahlung regt in der Epidermis die Produktion von Melanin an und sorgt für eine relativ lang anhaltende Bräunung der Haut, die Spätpigmentierung. Sinn des Ganzen ist der Eigenschutz der Haut durch das gebildete Hautpigment. Es legt sich wie ein Schutzschild um den Zellkern der Epidermiszellen und reflektiert damit die auftreffende UV-Strahlung oder wandelt sie in Wärme um.
Darüber hinaus beschleunigen die UV-B-Strahlen die Zellteilung in der Basalzellschicht der Epidermis, wodurch sich die Hornschicht (Stratum corneum) zur vor UV-Licht schützenden Lichtschwiele verdickt. Allerdings funktionieren beide Schutzmechanismen nur begrenzt und sind schnell überlastet.
Warum ist ein Sonnenbrand so gefährlich?
Erster Hinweis dafür, dass der Haut zu viel UV-Licht zugemutet wurde, ist ein Spannen der Haut. Dies kann schnell in eine Hautrötung (Erythem) übergehen, was ein sichtbares Zeichen für eine entzündliche Reaktion der Haut und damit für einen Sonnenbrand ist. Dieser geht je nach Schweregrad der Entzündung mit
- Schwellung,
- Schmerzen,
- Juckreiz und
- gegebenenfalls einer Blasenbildung einher.
Der Höhepunkt wird 12 bis 36 Stunden nach der UV-Exposition erreicht.
Ein Sonnenbrand verursacht aber nicht nur akute, sondern auch langfristige Schäden.
So weiß man inzwischen, dass das Risiko für schwarzen Hautkrebs (Melanome) mit der Häufigkeit schwerer Sonnenbrände in der Kindheit ansteigt. Aber auch ohne das vorherige Auftreten von Sonnenbränden verursacht der gesamte UV-B-Bereich DNA-Schäden. Vor allem werden Doppelbindungen gelöst und dafür Einfachbindungen geknüpft. Die DNA-Schäden sind maßgeblich für die Entstehung verschiedener Hautkrebsarten verantwortlich (z. B. maligne Melanome, Spinaliome, Basaliome).
UV-A-Strahlung
UV-A-Strahlung macht mit 95 Prozent den größten Anteil der UV-Strahlung aus. Trotzdem wurde sie lange Zeit für ungefährlich gehalten und damit unterschätzt. Als sichtbare Reaktion führt die UV-A-Strahlung sehr schnell zu einer gewissen Bräune, der Sofortpigmentierung. Diesen Effekt macht man sich im Sonnenstudio zunutze.
Allerdings klingt die Pigmentierung nach kurzer Zeit wieder ab und schützt nur geringfügig. Denn im Gegensatz zur UV-B-induzierten Spätpigmentierung, die zu einer Neubildung von Melanin anregt, wird durch UV-A lediglich bereits in den Hautzellen vorhandenes Pigment über oxidative Prozesse nachgedunkelt.
Zudem dringt die UV-A-Strahlung tiefer als UV-B-Strahlung ins Gewebe ein, wo sie erheblichen Schaden anrichten kann. In der Dermis regt sie die Bildung freier Radikale an und schädigt damit die elastischen und kollagenen Fasern. Damit sorgt sie für eine vorzeitige sonnenbedingte Hautalterung (Fotoaging), die sich mit einem Verlust an Elastizität, Pigmentverschiebungen (Altersflecken) und groben, tiefen Falten zeigt.
Darüber hinaus ist sie hauptsächlicher Auslöser fotoallergischer (z. B. polymorphe Lichtdermatose, Mallorca Akne) sowie fototoxischer Reaktionen (Lichtdermatosen nach Medikamenteneinnahme). Ebenso wie UV-B ist auch UV-A an der Entstehung von Hautkrebs beteiligt. UV-A-Strahlung erhöht das Risiko für die Entstehung von Krebszellen auf indirektem Wege: über reaktive Sauerstoffverbindungen, die ihrerseits oxidative DNA-Schäden verursachen.
HEV-Licht
Es sind aber nicht nur die UV-Strahlen, die unsere Hautgesundheit gefährden. Studien zeigen, dass auch ein Teil des Tageslichts die Zellen negativ beeinflussen kann. Das hochenergetische sichtbare Licht (HEV-Licht) erzeugt nämlich oxidativen Stress. Es steht im Verdacht, neben dem UV-Licht zur Hautalterung, Hyperpigmentierung und Entwicklung polymorpher Lichtdermatosen beizutragen.
Das für das Auge blau-lila erscheinende HEV-Licht liegt mit einer Wellenlänge von 400 bis 500 nm im Lichtspektrum direkt neben der UV-Strahlung und trifft die Haut auch bei bewölktem Wetter. Neben dem natürlichen HEV-Licht der Sonne gibt es auch künstliche HEV-Lichtquellen wie Smartphone-Displays oder Computer-Monitore. Wird viel Zeit in kurzem Abstand vor derartigen Geräten verbracht, kann die emittierte Strahlung einen (kleinen) Beitrag zu den schädlichen Hauteffekten der Sonnenstrahlung leisten. So sollen circa zehn Stunden Telefonieren mit dem Smartphone einer Minute Sonnenbestrahlung an einem sonnigen Tag in Hamburg entsprechen.
Zehn Stunden Telefonieren mit dem Smartphone entsprechen ungefähr einer Minute Sonnenbestrahlung an einem sonnigen Tag in Hamburg.
Infrarot-Strahlung
Selbst die unsichtbare kurzwellige Infrarot (IR)-A-Strahlung (760 bis 1400 nm) induziert Schäden in der Haut. Diese auch als Wärmestrahlung bekannte und bei bestimmten Erkrankungen verwendete Strahlung gelangt ungehindert bis in die Unterhaut (Subcutis). Mehrere Untersuchungen schreiben ihr eine Beteiligung am Kollagenabbau und an der beschleunigten Hautalterung zu. Außerdem scheint sie in Kombination mit UV-Strahlung an der Entwicklung von Hautschäden beteiligt zu sein. Ob auch die DNA geschädigt wird, ist bislang unklar.