Alles über Sonnenschutz: Hautschäden vermeiden und behandeln
21 Minuten
- 1Lernziele
- 2Sonnenstrahlung
- 3Hauttyp und UVI
- 4Schutzmaßnahmen
- 5Sonnenschutzmittel
- 6Hautreaktionen
- 7Hautkrebs
- 8Lernerfolgskontrolle
01. September 2024
Wie rechnet man mit dem Lichtschutzfaktor?
Der Lichtschutzfaktor (LSF oder LF), auch Sun Protection Factor (SPF) genannt, bezieht sich prinzipiell nur auf den UV-B-Schutz. Er ergibt sich aus dem Quotienten aus MED mit und ohne Sonnenschutzmittel und zeigt an, um ein Wievielfaches sich die Eigenschutzzeit der Haut verlängert.
So kann sich beispielsweise eine Person vom Hauttyp I, die eine Eigenschutzzeit von maximal zehn Minuten hat, mit einem LSF von 20 theoretisch bis zu 200 Minuten in der Sonne aufhalten, ohne einen Sonnenbrand zu entwickeln. Da es allerdings schon bei 60 Prozent der Sonnenbranddosis zu bleibende Hautschäden kommt, sollte die maximale Bestrahlungszeit niemals ausgereizt werden.
„Da es schon bei 60 Prozent der Sonnenbranddosis zu bleibenden Hautschäden kommt, sollte die maximale Bestrahlungszeit nie ausgereizt werden.“
Praktisch bedeutet dies für das obige Beispiel, dass eine Person vom Hauttyp I sich also nicht 200 Minuten, sondern nur maximal 120 Minuten der Sonne aussetzen sollte (Formel: 10 Minuten x 20 x 60 Prozent = 120 Minuten).
Zudem erreichen die deklarierten LSF in der Regel nicht die rechnerisch mögliche Erythem-freie Zeit, da Anwender die Präparate in der Praxis meist zu dünn auftragen. Wird beispielsweise nur die halbe Menge appliziert, sinkt die Sonnenschutzwirkung um zwei Drittel.
Kennzeichnung auf Sonnenschutzmitteln
Da auch UV-A-Strahlung bei der Entwicklung akuter und chronischer Lichtschäden beteiligt ist, findet sich heutzutage in Sonnenschutzprodukten auch immer ein UV-A-Schutz. Zu erkennen ist dieser an einem speziellen UV-A-Schutz-Logo (UVA in einem Kreis).
Die Höhe des UV-A-Schutzes wird laut EU-Empfehlung mit der Persistent Pigment Darkening Methode (PDD) bestimmt. Dafür wird die Haut mit künstlichem UV-A-Licht bestrahlt und nach zwei Stunden die Intensität der Bräunung ermittelt. Anschließend wird das Verhältnis von Bestrahlungszeit zu Bräunungsgrad berechnet.
Eine EU-Richtlinie gibt zudem vor, dass die Präparate ein Verhältnis von mindestens 1:3 zwischen UV-A- und UV-B-Schutz aufweisen müssen. Einige Hersteller loben einen verhältnismäßig höheren UV-A-Schutz aus und deklarieren diesen zusätzlich auf der Verpackung.
Zudem ist auf den Sonnenschutzprodukten zusätzlich noch eine Lichtschutzkategorie ausgewiesen:
- „Basis“ mit LSF 6 bis 10
- „Mittel“ mit LSF 15 bis 25
- „Hoch“ mit LSF 30 bis 50
- „Sehr hoch“ mit LSF 50+
Ausreichende Produktmenge verwenden
Bei der Frage, wie viel von dem Sonnenschutzmittel aufzutragen ist, hilft den Anwendern die offizielle Angabe von zwei Milligramm pro Quadratmeter (2 mg/m²) erfahrungsgemäß wenig. Praxisnah ist vielmehr der Tipp, für den gesamten Körper eines Erwachsenen circa sieben Teelöffel (= 35 Gramm) zu gebrauchen. Dementsprechend benötigen Gesicht und Hals etwa einen Teelöffel (= fünf Gramm), ebenso jedes Bein mit Fuß, jeder Arm sowie Oberkörpervorderseite und -rückseite.
Alternativ gilt die Finger-Regel, mit der die benötigte Menge an den eigenen Fingern abgemessen werden kann. Ein Cremestrang von der Spitze des Mittelfingers bis zur Handgelenkwurzel ist hier als Strichlänge definiert. Für zuverlässigen Schutz sollten zwei Strichlängen je Bein und für den Rücken verwendet werden, für Brust/Bauch und je Arm eine Strichlänge sowie eine weitere Strichlänge für Gesicht, Nacken und Hals.
Als Faustregel kann man dem Verwender auch mit auf dem Weg geben, dass er für den gesamten Körper ungefähr die Menge braucht, die der Größe eines Golfballs entspricht. Dieses Bild verdeutlicht prinzipielle Mottos wie „Viel hilft viel“ oder „Lieber klotzen statt kleckern“ besonders eindrücklich.
Korrekte Anwendung beachten
Reicht die Menge an Sonnenschutzmittel aus, gibt es einen weiteren wichtigen Aspekt: das richtige Auftragen. Das klingt banal, doch Untersuchungen zeigen immer wieder, dass häufig bestimmte Areale beim Eincremen schlichtweg vergessen werden. Dazu zählen beispielsweise
- die Füße und Hände,
- die Rückseiten der Arme,
- der Rücken
- sowie die Ränder der Badebekleidung.
Vor allem Männer sind beim Eincremen nachlässig. Sie sollen laut Studien rund 22 Prozent ihrer Körperoberfläche ungeschützt lassen.
Besondere Beachtung beim Eincremen sollten immer die Sonnenterrassen bekommen. Das sind Hautareale, die ständig oder besonders intensiv der Sonne ausgesetzt werden. Vor allem zählen Nase, Lippen, Ohren, Kopfhaut und Nacken dazu. An diesen sonnenexponierten Hautstellen entwickelt sich nicht nur schnell ein Sonnenbrand, sondern es treten auch am häufigsten der helle Hautkrebs und seine Vorstufe, die aktinische Keratose, auf.
Schultern, Brust und Rücken sind wiederum Bereiche, die auch beim Baden einzucremen oder noch besser mit einem T-Shirt oder spezieller UV-Badebekleidung abzudecken sind. Denn auch im Wasser lassen sich noch einen Meter unter der Wasseroberfläche 50 Prozent der UV-B- und 75 Prozent der UV-A-Strahlen nachweisen.
Einen Meter unter der Wasseroberfläche sind noch 75 Prozent der UV-A- und 50 Prozent der UV-B-Strahlung messbar.
Individuelle Formulierung finden
Je besser die Formulierungen auf die Haut- und Anwenderbedürfnisse abgestimmt sind, desto angenehmer lassen sie sich auftragen und desto besser verträgt der Anwender sie. Damit steigt zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Menschen auch konsequent mit dem Sonnenschutzpräparat eincremen.
Ein Neurodermitiker, der durch Verwendung ungeeigneter Produkte unter einem neuen Schub zu leiden hat, wird beispielsweise ebenso wenig konsequent seinen UV-Schutz verwenden wie ein Akne-Patient, dessen Haut durch falsche Texturen aufblüht.
Auch wenn heutzutage nicht mehr alle Sonnenschutzpräparate ein Eincremen 30 Minuten vor der Sonnenexposition erfordern, ist man damit doch noch immer auf der richtigen Seite!
Lipidanteil
Personen mit Neurodermitis oder trockener Haut (z. B. Kinderhaut) benötigen beispielsweise Cremes mit einem hohen Fettgehalt, welche die Haut gut pflegen. Auch Wintersportler profitieren, da der hohe Lipidanteil die Haut vor Erfrierungen schützt. Ebenso greifen Frauen mit reifer Haut gerne auf lipidreiche Sonnenschutzcremes zurück, vor allem wenn sie zusätzlich noch mit Anti-Aging-Wirkstoffen angereichert sind.
Andererseits lassen sich leichte Texturen wie Hydrogele oder Hydrodispersionsgele als zusätzlicher Pflegebaustein perfekt in die tägliche Pflegeroutine mit Anti-Aging-Cremes integrieren. Sie werden häufig als Sonnenfluide oder -gele deklariert und sind auch für Personen mit unreiner oder zu Akne neigender Haut ideal.
Anforderungen an Sonnenschutz-Produkte
- Menschen mit Akne oder unreiner Haut sollten darauf achten, dass die Produkte nicht-komedogen sind.
- Sonnenschutzgele ohne Fette und Emulgatoren sind außerdem Mittel der Wahl bei einer Neigung zur polymorphen Lichtdermatose oder Mallorca-Akne.
- Auch Sportler bevorzugen neue Technologien, die unsichtbare, nicht fettende und gut haftende Texturen ermöglichen. Diese Produkte verschließen weder die Ausführungsausgänge der Schweißdrüsen noch laufen sie beim Schwitzen in die Augen. Einige der Produkte sind extra als „wasserresistent“ oder „schweißresistent“ ausgelobt.
- Speziell für Kinder existieren auch Sprays mit multiresistenter Textur (wasser-, schwitz- und abriebfest), sodass der Lichtschutz auch beim Rumtollen im kühlen Nass oder am Strand möglichst lange erhalten bleibt.
- Transparente Sprays sind für behaarte Körperbereiche oder zum Schutz der Kopfhaut bei lichtem Haar zu favorisieren.
- Für exponierte Stellen wie Nase, Ohren und Lippen existieren Spezialprodukte (z. B. Roller, Stifte) mit sehr hohem UV-Schutz, die zudem gut auf den Sonnenterrassen haften.
- Sensibilisierungen können weitgehend vermieden werden, indem Produkte ohne Duftstoffe zur Anwendung kommen.
Antioxidanzien & Co.
In Sonnenschutzmitteln wirken nicht nur UV-Filter. Darüber hinaus sind oft Antioxidanzien eingearbeitet. Sie sollen vor Zellschäden und sonnenbedingter frühzeitiger Hautalterung schützen. Häufig sind das Substanzen wie Vitamin E, Vitamin C, Polyphenole oder Flavonoide.
Um vor den Folgen schädlicher Infrarot-A-Strahlung zu bewahren, sind beispielsweise Sonnenschutzpräparate mit einem ganzen Cocktail an Antioxidanzien („Infrarot-A-Schutzkomplex“) im Handel. Einige Hersteller ergänzen den UV-Schutz noch mit dem natürlichen Antioxidans Licochalcon A, einem Extrakt der chinesischen Süßholzwurzel, als Zellschutz, um das negative Potenzial des HEV-Lichts zu reduzieren. Mit dem weiteren Zusatz der fotoprotektiv wirkenden Glycyrrhetinsäure soll die im Zellkern befindliche DNA geschützt und repariert und somit die hauteigene Regeneration gefördert werden. Andere Produkte enthalten einen Extrakt aus der tropischen Pflanze Senna Alata, der sich um die Zellen herum anlagert und wie ein Schutzschild für die DNA wirken soll.
Chemisch oder physikalisch?
Eine Empfehlung, welcher UV-Filter besser ist – chemisch oder physikalisch – gibt es nicht. In der Regel richten sich Präparate mit physikalischen Filtern schon an die ganz Kleinen. Da Mikropigmente ein sehr geringes Sensibilisierungspotenzial aufweisen, werden sie häufig von Haut-und Kinderärzten für die empfindliche und noch durchlässige Kinderhaut empfohlen. Es stehen aber auch besonders verträgliche Sonnenschutzmittel mit chemischen Filtern für Säuglinge ab sechs Monaten zur Verfügung.
Chemische UV-Filter
Sie verteilen sich in der Hornschicht der Haut und absorbieren UV-Strahlen bestimmter Wellenlänge. Dabei wird die aufgenommene Energie umgewandelt und in Form von Wärme abgegeben. Je nach Absorptionsvermögen werden UV-A-, UV-B- und Breitbandfilter unterschieden. Meist kommen Kombinationen verschiedener UV-Filter zum Einsatz, die auch zu speziellen Filtersystemen verarbeitet werden. Mit ihnen lässt sich eine optimale Schutzwirkung im gesamten UV-Spektrum bei gleichzeitig geringer Konzentration an Substanzen erreichen.
Physikalische Filter
Substanzen wie Zinkoxid oder Titandioxid dringen nicht in intakte Haut ein, auch nicht in Nanogröße. Sie bleiben auf der Haut liegen und reflektieren die UV-Strahlen. Allerdings ist es galenisch schwierig, allein mit Mikropigmenten Präparate mit hohem LSF und ausreichendem UV-A-Schutz herzustellen.
Gute Kombi?
Eine höhere Schutzwirkung möchte man durch Kombinationen aus physikalischen und chemischen Filtern erzielen. Wie jüngste Untersuchungen aber zeigten, schützen diese Kombinationen weniger vor UV-Strahlen. Das Zinkoxid führt zu einem beschleunigten Abbau der chemischen Verbindung, wodurch der UV-A-Schutz rapide abnimmt.
Nachcremen nicht vergessen
Grundsätzlich sollte im Laufe des Tages mehrmals nachgecremt werden. Das ist nicht nur nach dem Baden und Abtrocknen oder nach starkem Schwitzen unerlässlich, sondern immer, selbst beim Aufenthalt außerhalb der prallen Sonne. Das verlängert die Schutzdauer zwar nicht, erhält sie aber auf diese Weise aufrecht.
Auch wenn er alles richtig gemacht hat, sollte sich der Verwender nicht in absoluter Sicherheit wähnen. Selbst ein LSF von 50+ bietet keinen hundertprozentigen Schutz, sondern filtert circa 98 Prozent der UV-B-Strahlung raus. Daher darf auch nicht mehr der Begriff „Sunblocker“ verwendet werden. Andererseits lassen sich bereits mit einem LSF 15 ein circa 93-prozentiger und mit einem LSF 30 ein etwa 97-prozentiger Schutz vor UV-B-Strahlen erzielen. Höhere Faktoren bringen also nur noch eine geringfügig höhere Schutzwirkung.
Maximaler Schutz
Neben den kosmetischen Sonnenschutzmitteln mit einem maximalen LSF von 50+ sind auch zertifizierte Medizinprodukte auf dem Markt, die einen noch höheren Schutz vor UV-Strahlung bieten (z. B. LSF 100). Sie richten sich vor allem an Menschen mit einem erhöhten Risiko für hellen Hautkrebs (auch als weißer oder nicht-melanozytärer Hautkrebs bezeichnet). Dazu zählen insbesondere lichtempfindliche Menschen, immunsupprimierte Patienten sowie Personen, die an einer aktinischen Keratose leiden oder bereits in der Vorgeschichte einen hellen Hautkrebs hatten. Zudem sind sie explizit als Begleittherapie für aktinische Keratosen und hellen Hautkrebs geeignet.
Alles unbedenklich?
Die Diskussion um potenziell hormonaktive, reproduktionstoxische und krebserregende UV-Filter hat dazu geführt, dass erfreulicherweise immer weniger Sonnenschutzmittel mit derartigen Substanzen im Handel sind.
Vor allem hat Octocrylen negative Schlagzeilen gemacht. Der UV-Filter steht im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken (endokriner Disruptor) und reproduktionstoxisch zu sein. Zudem zerfällt die Substanz mit der Zeit zu Benzophenon, das wiederum nachgewiesen krebserregend ist. Daher wird von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft geraten, nur frische Sonnenprodukte mit Octocrylen zu verwenden und keine aus dem letzten Jahr. Wer lieber ganz auf den Filter verzichten möchte, profitiert von dem immer häufiger auf den Packungen angebrachtem Hinweis „Frei von Octocrylen“.
Auch der Umwelt zuliebe sollte kein Octocrylen in den Sonnencremes enthalten sein. Man nimmt an, dass die Substanz in der Lage ist, ebenso wie die UV-Filter Octinoxat und Oxybenzon, am Korallensterben beteiligt zu sein. Bei Sonnenschutzprodukten, die frei von diesen schädigenden Stoffen sind, findet sich der Hinweis „korallenfreundlich“ oder „Riff-freundlich“. Zum Schutz der Meere und Süßgewässer tragen auch wasserfeste Formulierungen bei, da von ihnen nicht so große Mengen in die Gewässer gespült werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt zudem, nach dem Baden erst zu Hause zu duschen, damit weniger UV-Filter in Meere, Flüsse und Seen gelangen.