Ein heißer Grill mit Flammen und Fleisch, das gerade gewendet wird..
Zum Glück warnen uns Schmerzsensoren rechtzeitig bevor es zu heiß an der Haut wird. © Milkos / iStock / Getty Images Plus

Schmerzsensoren | Haut

ZUSÄTZLICHE SCHMERZFÜHLER ENTDECKT

Vor allem bei Druck- oder Stichschmerzen wird es aktiv: Forscher stießen vor kurzem auf ein neuartiges Netz aus Schwann-Zellen, das anscheinend eine bedeutende Rolle bei der Schmerzweiterleitung spielt. Es wird bereits von einem neuartigen „Schmerz-Organ“ gesprochen.

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Schmerz schützt uns – zum Beispiel dann, wenn wir auf eine heiße Herdplatte fassen und unsere Hand sofort zurückziehen bevor es zu schwerwiegenden Verbrennungen kommen kann. Man ging bislang davon aus, dass allein freie Nervenendigungen an den sogenannten Nozizeptoren chemische, thermische oder mechanische Reize an das Gehirn weiterleiten und so die Schmerz-Information wahrgenommen wird. Ein Forscherteam um Hind Abdo vom Karolinska-Institut in Stockholm hat nun noch weitere wichtige Akteure bei der Schmerzweiterleitung identifiziert: Gliazellen. Diese nicht-neuronalen Zellen, zu denen auch die Schwann-Zellen gehören, dienen als Hüllen für Axone und Neuronen-Zellkörper. Da diese an den freien Nervenendigungen fehlen, war das Team sehr überrascht als sie bei ihrer Untersuchung feststellten, dass einige Schwann-Zellen untereinander und mit den Nervenzellen der Haut ein dichtes Netzwerk bilden.

Und dieses Netzwerk reicht von der Dermis bis in die Epidermis, die Zellen reagieren auf Hitze, Kälte und mechanische Einwirkungen – Reize also, die durchaus Schmerz auslösen können. Untersucht wurde diese Thesis an Mäusen, deren Zellen in den Pfoten über Lichtsignale aktivierbar waren: Die Mäuse zogen die Pfoten sofort zurück, sobald die Schwann-Zellen in ihren Pfoten aktiviert wurden, schmerzempfindliche Nervenzellen wurden aktiviert. „Diese Gliazellen, die eng mit den nozizeptiven Nerven assoziiert sind, leiten also Schmerzinformationen an die Nerven weiter“, erklärt das Team. Blockierten die Wissenschaftler die Zellen, blieb die Empfindlichkeit für Hitze und Kälte zwar gleich, doch die Reaktion auf mechanische Reize fiel schwächer aus. „Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Schwann-Zellen zur Wahrnehmung mechanisch induzierter Schmerzen beitragen“, kommentieren die nicht an der Studie beteiligten Ryan Doan und Kelly Monk von der Oregon Health & Science University in Portland im Fachmagazin „Science“.

Anscheinend gewöhnen sich die Zellen sogar an Schmerzreize, nach einiger Zeit reagierten die Schwann-Zellen weniger stark auf die mechanischen Reize. „Insgesamt zeigt unsere Studie, dass das Schmerzempfinden nicht nur in den Nervenfasern der Haut stattfindet, sondern auch in den nun entdeckten Schmerzsensoren“, betont Abdos Kollege Patrik Ernfors. „Diese Entdeckung verändert unser Verständnis über die Mechanismen der Schmerzwahrnehmung und könnte auch für unser Verständnis chronischer Schmerzen von Bedeutung sein.“ Sollte sich in anschließenden Studien herausstellen, dass Menschen ebenfalls über diese neu entdeckten Schmerzsensoren verfügen und der Mechanismus der Schmerzweiterleitung noch besser verstanden würde, könnte dies laut der Forscher auch Auswirkungen auf die Schmerztherapie haben. „Die weitere Erforschung dieses neuen sensorischen Netzwerks könnte die Grundlage für gezieltere und effektivere Schmerztherapien legen“, hoffen Doan und Monk.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: wissenschaft.de

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