Durch eine höhere Adhärenz und eine richtige Inhalationstechnik könnte man bei vielen Betroffenen die Einnahme oraler Corticosteroide verringern. © Iakov Filimonov / / iStock / Getty Images Plus

Asthma | Studie

ZU VIEL CORTISON, EINSPARUNGEN MÖGLICH

Rund 200 000 Menschen in Deutschland leiden unter schwerem Asthma, was nicht selten mit großen Einschränkungen verbunden ist. Forscher haben nun herausgefunden, dass die Einnahme oraler Corticosteroide vermeidbar wäre, wenn die Adhärenz und Inhalationstechnik der Betroffenen mehr in den Fokus rücken würde.

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Dr. Katrien Eger und ihre Kollegen vom Amsterdamer University Medical Center untersuchten für ihre Erhebung die Daten von einer halben Millionen Niederländer, die sie aus Apothekendatenbanken bekommen hatten. Für ihre Untersuchung filterten sie im Anschluss aus diesem Pool Patienten, die hohen Dosen inhalativer Corticoide plus einen langwirksamen Beta-Agonisten (LABA) sowie orale Corticosteroide erhalten hatten. Insgesamt 5002 erhielten von der Forschergruppe einen Fragebogen, den 2312 beantworteten. Als adhärent wurden die Patienten eingestuft, die 80 Prozent ihrer Verordnungen eingelöst hatten. Des Weiteren ließen sich Apotheker, die ebenfalls an der Untersuchung beteiligt waren, von einigen der Probanden zeigen, welche Inhalationstechnik sie anwenden.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Patienten mit schwerem Asthma gefährlich hohe Dosen oraler Steroide einnehmen“, erklärte Eger vergangene Woche beim European Respiratory Society International Congress in Madrid. Die Untersuchung macht deutlich, dass 29 Prozent der Probanden mit hohen Dosen inhalativer Steroide zudem auch weit über ein Jahr hinaus hohe Dosen oraler Steroide einnahmen. Von dieser Gruppe seien es wiederum 78 Prozent, die eine schlechte Adhärenz aufzeigten oder keine korrekte Inhalation durchgeführt hatten. Aufgrund dieser Ergebnisse sollten Ärzte vor der Verordnung für orale Corticoide prüfen, ob die Adhärenz stimmt und die Anwendung auch korrekt ausgeführt wird. Bei den übriggebliebenen 22 Prozent sollte im Anschluss nun überprüft werden, ob ein Biologikum infrage kommt.

Eger kommt zu dem Schluss, dass dies in den Niederlanden etwa 6000 Patienten seien. Also rund 1,5 Prozent aller Asthma-Patienten. Dennoch muss die Forscherin festhalten, dass nicht einmal jeder Zweite, der für die Gabe von Biologika infrage kommt, letztlich diese auch bekommen. Eger kommt zu der Schlussfolgerung, dass eine Vielzahl oraler Glucocorticoide, die bei einer dauerhaften Einnahme höherer Dosen unter anderem Osteoporose, Diabetes und Nebennierenrinden-Insuffizienz auslösen können, eingespart werden könnten. Würde man diese Risiken reduzieren beziehungsweise vermeiden, wäre der Weg offen für eine Rechtfertigung der höheren Therapiekosten für monoklonale Antikörper wie Omalizumab, Mepolizumab, Reslizumab, Benralizumab und Dupilumab. „Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Patienten mehr Sport treiben können und weniger Exazerbationen erleiden und damit auch weniger Fehlzeiten bei der Arbeit haben“, so die Pulmologin.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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