Ein Mann schlägt seinen Laptop über dem Kopf zusammen. Er hält eine Fahne in der Hand mit der Aufschrift "Help!".
Es ist zum Verzweifeln, wenn die Technik nicht so will, wie man selbst. So ging es zuletzt einigen Apotheken bei der Verlängerung ihrer Securpharm-Zertifikate. © BrianAJackson / iStock / Getty Images Plus

Securpharm | Probleme

ZERTIFIKATSVERLÄNGERUNG TREIBT APOTHEKER IN DEN WAHNSINN

Securpharm hat Geburtstag und wird im Februar zwei Jahre alt. Doch manchem Apotheker ist nicht nach Feiern zumute. Denn bei der Relegitimierung des Zertifikates, die nach dieser Zeit fällig wird, gab es Ärger.

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„Ihr Zertifikat ist abgelaufen und eine Verlängerung nicht möglich.“ Diese Anzeige bekam beispielsweise ein Apotheker aus Hessen. Sein Zertifikat hatte eine Laufzeit bis zum 9. Januar. „Ich wollte mich rechtzeitig darum kümmern, weil uns ja vorab gesagt wurde, dass die Vorlaufzeit bis zu acht Wochen betragen kann.“ Als der Apotheker jedoch versuchte, sein Zertifikat bei der Netzgesellschaft Deutscher Apotheker (NGDA) zu verlängern, wurde ihm angezeigt, dass das schon abgelaufen sei und eine Verlängerung nicht möglich. Das Schlimmste für den Pharmazeuten: Bei der NGDA kam er nicht durch, keiner war zu erreichen.

Betriebserlaubnis und Mail-Adresse aktuell?
Seit dem Februar 2018 müssen Arzneimittel zwei Sicherheitsmerkmale tragen: Ein individuelles Erkennungsmerkmal in einem Data-Matrix-Code und einen Erstöffnungsschutz in Form einer Perforation oder eines Siegels. Ohne eine Verlängerung bei der NGDA verlieren aber Apotheken die Zugangsmöglichkeit zum System und die Abgabe von Rx-Präparaten ist dann nicht mehr möglich. Verständlich, dass der Apotheker aus Hessen sich aufregte. Die Verlängerung dient eigentlich lediglich der Überprüfung der damals angegebenen Daten; auch die Betriebserlaubnis wird damit gleichzeitig geprüft. Der Berliner Apothekerverein (BAV) hatte in einem Rundschreiben bereits auf eine mögliche Fehlerquelle hingewiesen: Apotheker werden angehalten, ihre im Portal hinterlegte E-Mail-Adresse zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Lange mit der Erstaktivierung gewartet?
Doch daran lag es nicht bei den Apotheken, die sich zuletzt beschwerten. Man habe jedoch die Meldungen analysiert und die Ursache der Fehler auch identifizieren können; überhaupt seien sie nur vereinzelt aufgetreten. Entstanden ist das Problem nach Aussage der NGDA durch eine fehlerhafte Berechnung der Zertifikatslaufzeit: nämlich wenn die Zeitspanne zwischen dem Kauf des ersten Zertifikates 2018 durch die Apotheke und dessen Aktivierung nach der Erstlegitimation einen bestimmten Zeitraum überschritten hatte. „Die Ursache wurde in der Zwischenzeit ermittelt und unmittelbar auch behoben“, sagt ein Sprecher der Netzgesellschaft.

Liegt es am Browser?
Er berichtete auch von manchen Anfragen, bei denen der Prozess an der Browserversion oder den Benutzereinstellungen scheiterte. Breit gestreute Fehlerbilder seien hier zu sehen: „Die Ursachen reichen von veralteter Software in den Apotheken bis hin zu installierten Browser-Plugins, die die Funktion des Portals einschränken. Man versuche, die Apotheker nach Möglichkeiten zu unterstützen.

Das europäische Großprojekt Securpharm wird in über 30 Ländern umgesetzt; 160 000 verifizierte Stellen nutzen den digitalen Fälschungsschutz. Mittlerweile gibt es immerhin 62 404 serialisierungspflichtige Produkte. Am 31.12.2018 waren 65 Millionen Packungsdaten heruntergeladen – ein Jahr später kam man bereits auf 1.05 Milliarden.

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Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: apotheke adhoc

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