Für die Studie wurde eine Grillenpopulation in Spanien untersucht. © Nicola Geneletti / iStock / Getty Images Plus

Insekten | Leistungsfähigkeit

ZEIGEN SICH ALTERSERSCHEINUNGEN AUCH BEI INSEKTEN?

Bei uns Menschen lässt die Leistungsfähigkeit im Alter nach, wie wir alle wissen. Gerne wird hierfür der Begriffe Altersschwäche verwendet. Dieser Effekt macht sich im Vergleich zu anderen Lebewesen allerdings erst im Laufe eines langen Lebens bemerkbar. Aber wie sieht das bei Infekten aus, die ja bekanntlich deutlich kürzer leben?

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„Ähnlich wie Menschen werden auch Grillen alt“, erklärt Rolando Rodríguez-Muñoz von der University of Exeter. In einer Studie konnten Rodríguez-Muñoz und seinem Team an den prominenten „Wiesenmusikanten“ die Erkenntnis gewinnen, dass auch bei Wildinsekten, deren Lebensdauer sehr begrenzt ist, die Leistungsfähigkeit sinkt, bevor sie sterben. Bei den Grillen beispielsweise ist es so, dass sie wesentlich weniger zirpen und dass die Älteren unter ihnen bei Rivalitätskämpfen deutlich den Kürzeren ziehen. Die Forscher konnten somit aufzeigen, dass man auch innerhalb weniger Wochen altern kann.

Ok, dass Insekten altern ist eigentlich keine Neuheit, aber es war bislang nicht klar, inwieweit die Tiere auch innerhalb ihres natürlichen Lebensraumes von einem altersbedingten körperlichen Verfall betroffen sind. Daher lag in diesem Zusammenhang der Fokus der Wissenschaftler auf den Faktoren des Alterns. Konkret wollten die Forscher wissen, ob sich Alterserscheinungen bei Individuen häufiger entwickeln, wenn sie einen großen Aufwand bei der Fortpflanzung betreiben. Denn, auch bei den Grillen gibt es Unterschiede in der Verhaltensweise. Aus früheren Studien geht bereits hervor, dass es sich um kleine Persönlichkeiten handelt.

Um eine bessere Einschätzung in die Lebensweise der Insekten zu erhalten, wurde innerhalb der Studie eine Grillenpopulation auf einer Wiese in Spanien untersucht. Mittels 130 Videokameras beobachteten die Forscher das Verhalten einer Vielzahl der Tiere, denen sie zuvor kleine Erkennungsschilder verpasst hatten. Dadurch war es möglich, Verhalten und Leistungsfähigkeit der jeweiligen Individuen in Relation zu setzen. „Wir konnten dadurch zeigen, dass diejenigen Tiere, die zu Beginn des Lebens besonders viel Energie in die Fortpflanzung steckten, Anzeichen eines schnelleren Abfalls ihrer Leistungsfähigkeit im Rahmen des Alterns aufwiesen“, so Rodríguez-Muñoz.

Letztlich tragen die Ergebnisse der Studie zur Erforschung eines großen Rätsels in der Biologie bei: Warum altern Lebewesen überhaupt? Theorien gab es viele, aber wenige Antworten. „Früher glaubte man, dass der Alterungsprozess unvermeidlich sei“, erklärt Co-Autor Tom Tregenza von der Universität Exeter. Man geht mittlerweile davon aus, dass es sich um ein Programm handelt, dass sich während der Evolution entwickelt hat. Grundsätzlich bleibt festzuhalten: Das Individuum spielt eine untergeordnete Rolle. Primär bleibt es wichtig, dass die Tiere ihr Erbgut weitergeben können. Bezogen auf diesen Punkt gibt es eine Theorie, wonach es für die Weiterentwicklung des Lebens von Vorteil ist, wenn sich Individuen im Rahmen der Fortpflanzung verbrauchen, anstatt Ressourcen zu nutzen. Dies hätte den Vorteil, dass der eigene Organismus möglichst lange erhalten bleibt.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: www.wissenschaft.de

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