Mücken | Infektionen
ZEHN WEST-NIL-FIEBER-FÄLLE IN DEUTSCHLAND
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„Im Jahr 2018 wurden die ersten lokal erworbenen Infektionen in Deutschland bei Vögeln und Pferden registriert“, sagt Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM). 2019 wurden die ersten Übertragungen in Deutschland auf Menschen gemeldet. Das Robert-Koch Institut meldete im Juni, dass es mit einer Ausbreitung des West-Nil-Fiebers rechne. Dieser Fall ist eingetreten: Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNITM) hat vier in Deutschland erworbene Infektionen mit dem West-Nil-Fieber gemeldet, sechs weitere Fälle wurden in Leipzig bestätigt. Drei von ihnen liegen laut dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut mit einer Gehirnhautentzündung im Krankenhaus. Die anderen Fälle zeigten Symptome wie Fieber und Hausausschlag. Damit seien zwar bisher nur Fälle im Osten Deutschlands aufgetreten, allerdings gebe es mehr als ein Dutzend Verdachtsfälle und man müsse mit einer weiteren Ausbreitung im Herbst Richtung Süden und Westen rechnen. Die Bevölkerungsdichte und Temperatur in Süddeutschland und dem Ruhrgebiet seien vorteilhaft für die Stechmücken, die das Virus übertragen.
„Hotspots sind derzeit definitiv Leipzig und Berlin, wir können aber auch eine Bewegung Richtung Südwesten beobachten, wo schon einige Fälle bei Tieren aufgetreten sind“, so Schmidt-Chanasit. In Berlin konnte das Virus bei einer toten Blaumeise nachgewiesen werden, im Bergzoo Halle (Sachsen-Anhalt) bei einer Alpendohle, die an der Infektion verstorben ist. In Bernburg (Sachsen-Anhalt) war ein Uhu und im Erfurter Zoopark (Thüringen) eine Schneeeule betroffen. Infizierte Tiere seien meist die ersten Indikatoren für das Vorkommen eines Virus in einer Region, womit sich auch Menschen anstecken können.
„Da nur etwa ein Prozent eine schwere Erkrankung entwickelt, müssen wir von einer hohen Dunkelziffer ausgehen“, so Schmidt-Chanasit. „Wahrscheinlich gibt es in Wahrheit Hunderte Infizierte.“ Stechmücken der Gattung Culex übertragen das Virus, doch nur bei etwa 20 Prozent der Infizierten löst es Symptome aus (hauptsächlich Fieber oder Hautausschlag). Das West-Nil-Fieber tritt vorwiegend in den Tropen und Subtropen auf, breitet sich aber seit einigen Jahren auch in Nordamerika und Südosteuropa aus. Spanien, Italien und vor allem Griechenland seien stärker betroffen als Deutschland.
Bisher gibt es noch keine Therapie oder Impfstoffe für Menschen. Das CRM rät zu sorgfältigem Mückenschutz. Repellents, die den Wirkstoff DEET (N,N-Diethyl-m-Toluamid) in einer Konzentration von 30 bis 50 Prozent enthalten, können helfen.
Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin
Quelle: Spiegel Wissenschaft