Eine Zeichnung zeigt eine weißhaarige Frau am Gehstock, in ihrer Denkblase sind viele Fragezeichen. Eine jüngere Frau stützt sie.
Eine Blutuntersuchung kann Alzheimer vorhersagen. Heilbar ist die Krankheit aber nicht. © Ponomariova_Maria / iStock / Getty Images Plus

Alzheimer | Vorhersage

WOLLEN WIR ES WIRKLICH SO FRÜH WISSEN?

Zwei Proteine im Blut von Patienten können dabei helfen, vorherzusagen, wie hoch das Risiko für sie ist, an Alzheimer zu erkranken. Würde diese Untersuchung sich durchsetzen, blieben den Patienten weit unangenehmere Diagnosemethoden erspart.

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Das Protein P-tau181 deutet auf Ablagerungen im Gehirn hin; das leichte Neurofilament (NfL) wiederum entsteht, wenn Nervenzellen sterben. Bereits wenn die Patienten nur geringfügige kognitive Probleme haben, deuten die beiden Marker auf eine Demenz hin. Weltweit sind ungefähr 50 Millionen Menschen an Alzheimer und Demenz erkrankt. Bisher gibt es allerdings noch keine Therapie, die Alzheimer heilen oder die Hirnschäden rückgängig machen kann. Eine möglichst frühe Erkennung könnte aber dabei helfen, ein Fortschreiten zu verlangsamen oder entsprechende Medikamente zu testen. Bisher werden die Frühtests per Lumbalpunktion aus dem Rückenmark entnommen, um den Liquor zu untersuchen, oder es wird ein aufwendiger und teurer Hirnscan genommen.

Forscher um Nicolas Cullen von der Lund Universität in Schweden entwickelten eine neue Methode mittels Blutuntersuchung innerhalb einer Vier-Jahres-Beobachtung von 573 Patienten. Man maß P-tau181 und das Neurofilament, gab es in ein von den Wissenschaftlern erstelltes Computerprogramm ein – und erhielt in 89 Prozent der Fälle eine korrekte Vorhersage für Patienten, die eine Demenz entwickeln würden (genannt Sensitivität). Ebenso gelang es in 88 Prozent der Fälle, Patienten zu erkennen, die innerhalb der nächsten vier Jahre nicht an Alzheimer erkranken würden (Spezifität).

Blutmessung von P-tau181 und NfL:
Sensitivität 89 Prozent
Spezifität 88 Prozent

Bislang dient das Tool nur zu Lehr- und Forschungszwecken. Der Demenzforscher Tom Dening von der University of Nottingham weist außerdem darauf hin, dass die entscheidende Frage bei der Früherkennung ist, ob diese in medizinischer oder sozialer Hinsicht einen Vorteil für den Patienten bedeutet. Denn schließlich stehen aktuell noch keine wirksamen Therapien gegen Alzheimer zur Verfügung und auch vorbeugende Maßnahmen können den kognitiven Verfall höchstens verlangsamen. Weshalb also sollten Alzheimer-Patienten so früh wissen, was sie einst erwartet?

Die Hoffnung ist, dass Menschen eines Tages Routine-Checks ihres Alzheimer-Risikos haben und bei Bedarf direkt eine Behandlung bekommen.

Bisher ist eine Früherkennung nur aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten hilfreich: Wenn sich Risikopatienten bereits zu diesem Zeitpunkt identifizieren lassen, können sie schon in diesem frühen Krankheitsstadium in Studien aufgenommen werden und so dazu beitragen, zukünftige Möglichkeiten für Therapie und Prävention auszuloten.

David Curtis vom University College London bringt es auf den Punkt: „Die Hoffnung ist, dass Menschen eines Tages Routine-Checks ihres Alzheimer-Risikos haben und bei Bedarf direkt eine Behandlung bekommen. So wie es heutzutage beispielsweise bei zu hohen Cholesterinwerten geschieht. Solange es solche Therapien allerdings noch nicht gibt, sind solche Tests lediglich für Forschungszwecke nützlich.“

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: wissenschaft.de

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