Eine Frau kreuzt die Finger hinter ihrem Rücken.
Sich selbst zu belügen schützt das Bild, das man von sich hat. © Mikhail Azarov / iStock / Getty Images Plus

Psychologie | Unterbewusstsein

WIESO WIR UNS SELBST BELÜGEN

Es kommt vor, dass wir uns anders verhalten, als es unserer inneren Einstellung entspricht. Diese sogenannte kognitive Dissonanz führt dazu, dass wir uns selbst belügen und damit gleichzeitig unser Ego schützen.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Kennen Sie das? Sie wollen sich nach einem anstregenden Tag ihr Lieblingsessen kochen, doch sie stellen fest, dass eine wichtige Zutat fehlt; Die Geschäfte haben auch schon geschlossen - und Sie denken sich: „Ach so dringend möchte ich es doch nicht.“ Für das Bestreben, solche unangenehmen Situationen selbstwertdienlich auflösen zu wollen, hat die Forschung einen Begriff gefunden: kognitive Dissonanz. Sie tritt dann auf, wenn Verhalten und Einstellungen sich widersprechen und zu inneren Konflikten führen.

Der US-amerikanische Psychologe Leon Festinger hat Ende der 50er Jahre erste Experimente zu diesem Phänomen durchgeführt, das immer dann auftritt, wenn Verhalten und Einstellungen sich widersprechen und zu inneren Konflikten führen.

Er und sein Kollege James Carlsmith baten ihre Probanden bewusst unglaublich langweilige Aufgaben auszuüben. Anschließend sollten die Probanden den nächsten Versuchspersonen davon überzeugen, dass die Aufgaben im Test sehr interessant sind. Für diese Lüge gaben die Forscher der einen Gruppe 20 Dollar, der anderen nur einen.

Als die Versuchsleiter später noch einmal nachhakten, stellte sich Folgendes heraus: Während die gut bezahlten Probanden dabei blieben, dass das Experiment sterbenslangweilig gewesen war, konnten die schlecht bezahlten Probanden dem Test doch etwas Gutes abgewinnen.

Alle hatten eines gemeinsam: Die aufgezwungene Lüge hatte bei allen einen inneren Konflikt ausgelöst.

Die gut Bezahlten gaben an, sie hätten es für´s Geld getan, die schlechter bezahlten hatten keine Ausrede. Sie passten ihre Einstellung an ihr Verhalten an, um ihr bedrohtes Selbstbild – das eines ehrlichen Menschen – aufrecht zu erhalten. Sie erfanden im Nachhinein etwas, das ihr Verhalten rechtfertigt. Daraus schlossen die Forscher, dass Menschen danach streben, innere Widersprüche schnellstmöglich miteinander in Einklang zu bringen. Dafür muss sich entweder das Verhalten an die Einstellung anpassen oder umgekehrt.

Doch die Einstellung zu ändern ist meist bequemer, deswegen hat es auch nahezu jeder schon einmal so gemacht.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema Psychologie:
Die Schönheit des „Ahas“
Alles nur ein schlechter Traum?

Die Psyche in der Pandemie

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: welt.de

×