Bei Menschen, die 75 Jahre und älter sind, treten vermehrt Probleme und Unsicherheiten im Straßenverkehr auf. © Rafael Ben-Ari / 123rf.com

Demenz | Auto fahren

WIE LANGE IST AUTO FAHREN BEI EINER DEMENZERKRANKUNG ERLAUBT?

Ist man an Demenz erkrankt, kommt zwangsläufig die Frage auf, inwieweit Auto fahren mit dieser Erkrankung noch möglich ist. Mit dem Schweregrad einer Demenz steigt natürlich auch das Risiko für Verkehrsunfälle. Und obwohl Betroffene, die an einer manifesten Demenz leiden oder mit fortgeschrittenem Parkinson zu kämpfen haben, nicht mehr hinters Steuer gehören, gibt es immer noch eine Vielzahl von Betroffenen, vor allem Männer, die trotzdem Auto fahren.

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Für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, ist die Abgabe des Führerscheins gleichzusetzen mit einem Verlust der Selbständigkeit. Es ist schwierig zu definieren, ab welchem Zeitpunkt der Führerschein entzogen werden sollte. Vor allem in Vor- und Frühstadien von Erkrankungen des zentralen Nervensystems ist die individuelle Abklärung nicht einfach, wie der Neurologe Professor Dr. Klaus Schmidtke, der eine Gedächtnissprechstunde am Ortenau-Klinikum in Offenburg sowie an der Neurologischen Rehaklinik in Nordrach leitet, weiß.

Bereits ab einem Alter von 75 Jahren treten bei Menschen gewisse Probleme und Unsicherheiten im Straßenverkehr auf. Sie benötigen deutlich mehr Aufmerksamkeit und Konzentration, wenn sie mit dem Auto unterwegs sind und sind wesentlich schneller müde. Schwierig und mitunter risikobehaftet wird es, wenn kognitive Defizite, die auf eine Erkrankung zurückzuführen sind, hinzukommen.

Aber wie macht sich eine beginnende Demenz oder Alzheimer-Erkrankung bemerkbar? Zunächst kommt es zu leichten kognitiven Einschränkungen, die in der Medizin als Mild Cognitive Impairment (MCI) bezeichnet werden. Überwiegend ist das Neugedächtnis betroffen und gestört. Aus diesem Grund ist es für die Erkrankten schwierig, sich beispielsweise neue Routen mit dem Auto zu merken oder sich zu erinnern, wo man das Auto auf dem Parkplatz abgestellt hat. Was die Fahrsicherheit angeht, so ist diese in diesem frühen Stadium meistens noch ausreichend, erklärt der Geriater. Allerdings entwickelt sich bei vielen Betroffenen innerhalb von einigen Monaten bis zu zwei Jahren eine manifeste Demenz, sodass es vom behandelnden Arzt sinnvoll wäre, Patient und Angehörige darüber zu informieren, dass die Fahrtauglichkeit wahrscheinlich bald nicht mehr gegeben ist.

Erkrankt man an einer frontotemporalen Demenz (FTD), bei der das Denk-, Einsichts- und Urteilsvermögen sehr früh eingeschränkt ist, sieht es anders aus. Diese Betroffenen haben oft eine aggressive und risikofreudige Art des Fahrens, sodass Schmidtke sich bei diesem Krankheitsbild, bereits bei den ersten Anzeichen, für ein sofortiges Fahrverbot ausspricht. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Wenn im Frühstadium der Erkrankung ausschließlich die Sprache betroffen ist, ist es möglich, eine kurzzeitig andauernde Fahrtauglichkeit auszusprechen.

Sollte im Frühstadium einer Parkinson-Erkrankung der Patient keinerlei geistige Beeinträchtigungen haben und konnten die Bewegungsstörungen erfolgreich behandelt werden, spricht nichts dagegen, sich ans Lenkrad zu setzen. Was man allerdings im Auge behalten sollte, ist die verminderte Beweglichkeit (Hypokinese), die vorrangig im rechten Bein auftritt. Schreitet die Krankheit allerdings voran und Denk- und Reaktionsvermögen lassen nach, sollten die Betroffenen nicht mehr Auto fahren.

Angehörige von Demenz- oder Parkinsonpatienten sollten das Thema Fahren rechtzeitig ansprechen und Möglichkeiten und Alternativen für die Mobilität finden. Die Deutsche-Alzheimer-Gesellschaft empfiehlt hier den öffentlichen Nahverkehr, Taxi oder Fahrgemeinschaften. Sollten sich die Patienten wenig einsichtig zeigen, gibt es die Möglichkeit, kleine Tricks anzuwenden. Man könnte beispielsweise das Auto außer Sichtweite parken, den Schlüssel verstecken oder aber vorgeben, dass Auto muss in die Werkstatt. Wichtig ist dabei nur, dass der Betroffene nicht das Gefühl hat, sozial isoliert zu sein und Aktivitäten aufgibt.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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