Laut den Ergebnissen der Gesundheitsstudie KiGGS stagniert die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. © matimix / iStock / Getty Images Plus

Gesundheitsstudie KiGGS | Deutschland

WIE GEHT ES EIGENTLICH UNSEREN KINDERN?

Man sieht sie Jahr für Jahr heranwachsen und plötzlich ist aus dem einstigen Wonneproppen ein Jugendlicher geworden. Wie geht es ihnen und was beschäftigt sie? Diese Frage beschäftigt auch das Robert-Koch-Institut (RKI) und liefert Ergebnisse aus ihrer Gesundheitsstudie KiGGS.

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Alles begann zur Jahrtausendwende, als das Bundesministerium für Gesundheit dem RKI erstmals den Auftrag erteilte, die gesundheitliche Situation der in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen näher zu untersuchen. Erste Daten gab es durch eine Erhebung zwischen den Jahren 2003 und 2006. Seitdem wird die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) als Langzeitstudie weitergeführt.

Nach der Folgeerhebung zwischen 2009 und 2012 wurden anschließend die Daten zwischen 2014 und 2017 ausgewertet und vor kurzem präsentiert. Die Teilnehmer dieser Erhebung stammen insgesamt aus 167 verschiedenen Städten und Gemeinden. Außer einer neuen Zufallsstichprobe von Kindern im Alter zwischen 0 und 17 Jahren wurden zusätzlich auch die Daten aller ehemaligen Probanden verwendet, sodass auch bereits volljährige Personen und deren Daten in die Analyse einflossen. Inhalte, Untersuchungen, Tests sowie Laboruntersuchungen von Blut- und Urinproben entsprachen im weitesten Sinne den bisherigen Indikatoren.

Ein Hauptindikator der aktuellen Erhebung bildet die Gewichtsentwicklung. Hierfür wurde der Body-Mass-Index der Teilnehmer ermittelt mit folgendem Ergebnis: etwa acht Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 17 Jahren sind untergewichtig, 77 Prozent zeigen Normalgewicht und 15 Prozent befinden sich im übergewichtigen oder sogar adipösen Bereich. Seit der Basiserhebung aus dem Jahr 2003 bis 2006 hat sich die Prävalenz des Untergewichts und der extremen Adipositas kaum verändert. Allerdings konnten die Forscher eine kleine Absenkung der oberen BMI-Zahlen vor der Pubertät feststellen. Sie führen es darauf zurück, dass seitdem Präventionsstrategien entstanden sind, die anschlagen.

Der Bereich der Essstörungen, der normalerweise mehr im jugendlichen Alter zu finden ist, ist im Vergleich zu der letzten Erhebung aus 2009 bis 2012 um fast drei Prozent auf etwa 20 Prozent gesunken. Ein solcher Rückgang konnte vor allem bei den 11- bis 13-jährigen Jungen festgestellt werden. Bei den 14 bis17-Jährigen ist geschlechtsunabhängig der Wert konstant geblieben. Punkte wie schwacher familiärer Zusammenhalt, emotionale Probleme, geringes Selbstbild sowie eine verzerrte Körperwahrnehmung spielen laut den Forschern bei der Essstörung eine wichtige Rolle.

Wirft man einen Blick auf den Bereich der Krankheiten, auf Epilepsien, Migräne- und Herzerkrankungen von Kindern, so kann hier keine signifikante Veränderung festgestellt werden. Bei der Diagnose Diabetes hingegen wurde ein Anstieg gemessen. Masern, Keuchhusten und Windpocken sind zurückgegangen, was auch auf eine veränderte Impfstrategie zurückzuführen ist. Allerdings könnte das Präventionspotential laut den Wissenschaftlern noch deutlich höher liegen – das Dauerthema Impfen eben.

Ein Bereich sticht allerdings heraus und gibt Anlass zur Sorge: die Schmerzbelastung bei Jugendlichen. Neben Deutschland ist auch in anderen Ländern ein Anstieg der Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen. Etwa ein Drittel der drei- bis zehnjährigen Mädchen und ein Viertel der altersgleichen Jungen klagen über wiederholt auftretende Bauchschmerzen. Bei den 11- bis 17-Jährigen kommen Kopfschmerzen am häufigsten vor. Hier spricht die Untersuchung von fast jedem zweiten Mädchen und jedem dritten Jungen.

Auch die Arzneimitteleinnahme war Teil der Erhebung. Um auch weiterhin eine signifikante Aussage und daraus resultierend gesundheitliche Entscheidungen für Kinder und Jugendliche treffen zu können, müssen die Lebensbedingungen in Deutschland regelmäßig untersucht und auch überprüft werden. Die KiGGS liefert hierzu einen wichtigen Beitrag.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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