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Wundbehandlung | Fischhaut

WIE DER DORSCH CHRONISCHEN WUNDEN AUF DIE SPRÜNGE HILFT

Liegen bestimmte Grunderkrankungen vor, kann die körpereigene Wundheilung extrem gestört sein. Diabetisches Fußsyndrom, offenes Bein oder nach Operationen – verschließt sich die Wunde nicht richtig, kann sie nicht vollständig ausheilen. Moderne Wundheilungsverfahren könnten bald um die Transplantation von Fischhaut erweitert werden.

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In den meisten Fällen liegt einer gestörten Wundheilung eine Diabetes-Erkrankung zu Grunde. Auch wenn der genaue Mechanismus noch nicht exakt aufgeklärt ist (man diskutiert u.a. einen gestörten Insulinstoffwechsel am Wundgeschehen oder erhöhte Blut-Glucose-Werte), so ist der Wundheilungsprozess bei Diabetikern teilweise so stark verlangsamt oder eingeschränkt, dass es zu Mikroamputationen kommen kann. Das heißt, es werden einzelne Zehen chirurgisch entfernt, weil das Gewebe durch eine Infektion, aufgrund der chronischen offenen Wunde, zu stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Laut des Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen, ein Schwerpunktzentrum für Wundheilungsstörungen bei diabetischem Fußsyndrom, nimmt die Zahl der Mikroamputationen stetig zu. Umso wichtiger ist nach wie vor eine konsequente Fußpflege bei Vorliegen eines Diabetes Typ 1 oder 2. Sollte eine Wunde länger als drei Monate bestehen, gehört sie in (fach-)ärztliche Behandlung.

Um eine Amputation dann doch noch abwenden zu können, wird weiter an modernen Behandlungsstrategien bei chronischen Wunden geforscht. Eine innovative Methode stellt die Transplantation von Fischhaut-Matrix dar. Gewonnen wird die Matrix aus dem skandinavischen Atlantik-Dorsch und soweit bearbeitet bis eine zellfreie Collagenmatrix entsteht, je nach benötigter Wundfläche in verschiedenen Größen. Die Wundauflage ist wie menschliche Haut mit Poren durchsetzt, wirkt antibakteriell und enthält natürliche Omega-3-Fettsäuren. Das Zusammenspiel dieser Eigenschaften soll die Wundheilung fördern und zur Stammzellvermehrung beitragen. Die Matrix wird überlappend auf die offene Wunde gelegt und mit einem Verband fixiert.

Erste Forschungsergebnisse und die Erfahrungen des klinischen Alltags deuten eine Überlegenheit gegenüber anderen Therapieverfahren an. Weitere Ergebnisse müssen aber noch abgewartet werden. Ebenso ist die Wundbehandlung, gerade im Bereich der chronischen Versorgung, immer als individueller Fall zu betrachten, betont Prof. Dr. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums Bad Oeynhausen. Das angewendete Verfahren solle sich nach Art, Größe, Tiefe und Lage der Wunde richten, um optimale Wundverschlüsse zu erreichen. Auch Kombinationen verschiedener Therapieformen könnten vorteilhaft sein. Ist eine passende Methode gefunden, können sich erste Effekte der Wundheilung bereits nach sieben Tagen durch eine sichtbare Schließung der Wundränder abzeichnen.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: Ärztliches Journal

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