Menschen, die unter Depressionen leiden, haben eine veränderte Darmmikrobiota-Zusammensetzung. © Wavebreakmedia Ltd / Wavebreak Media / Getty Images Plus

Depression | Darmbakterien

WIE DARMBAKTERIEN DIE PSYCHE BEEINFLUSSEN

Dass die Darmmikrobiota die Psyche beeinflussen kann, ist bekannt. Wird die Zusammensetzung der Darmbewohner verändert, kommt es auch zu einer Veränderung in der Neurobiochemie und dem Verhalten des Wirtsorganismus. Bislang gibt es lediglich Untersuchungen bei Tieren, wie die Kommunikation zwischen Darmbakterien und Gehirn funktioniert. Studien beim Menschen fehlen bislang.

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Wie die genaue Kommunikation beim Menschen funktioniert, darüber wird viel diskutiert. Denkbar sind beispielsweise Botenstoffe wie die kurzkettige Fettsäure Buttersäure (auch einfach Butyrat genannt), die von einigen Darmbakterien beim Verdauen von Ballaststoffen gebildet wird. Es sind aber auch Neurotransmitter wie Serotonin oder GABA, Hormone und Immunsystem-Modulatoren im Gespräch.

Für eine genauere Analyse der Darm-Hirn-Achse untersuchte ein Forscherteam um Mireia Valles-Colomer und Professor Dr. Jeroen Rae von der Löwen-Universität in Belgien in zwei Studien, wie Mikrobiota-Merkmale mit Lebensqualität und Depression zusammenhängen. Zunächst wurden Daten zur psychischen Gesundheit von 1054 Probanden ausgewertet, die am Flemish Gut Flora Project (FGFP) teilgenommen hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass wenn Butyrat-produzierende Spezies der Gattungen Faecalibakcterium und Coprococcus vorkommen, auch eine erhöhte Lebensqualität festgestellt werden konnte. Bei Menschen, die unter Depressionen litten, waren die Bakterienarten der Gattungen Coprococcus und Dialister weniger festzustellen. Diese Ergebnisse validierten die Forscher nun an 1063 Probanden der Dutch LifeLines DEEP-Kohorte.

 

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Das Forscherteam erstellte zusätzlich einen Katalog von Keimen mit neuroaktivem Potenzial. Darunter fallen Spezies, die Substanzen produzieren und abbauen, denen es möglich ist, mit dem menschlichen Zentralen Nervensystem (ZNS) zu interagieren. Es konnte festgestellt werden, dass Coprococcus-Bakterien den Dopamin-Metaboliten 3,4-Dihydroxyphenylacetat synthetisierten, der auch mit einer guten psychischen Gesundheit verknüpft war.

Es bleibt allerdings festzuhalten, dass die Studie lediglich die Zusammenhänge zwischen dem Vorkommen von Bakterien und der Entstehung von Depressionen aufzeigt. In weiteren Untersuchungen müsste nun geklärt werden, ob die Zusammensetzung der Bakterien auch wirklich das Erkrankungsrisiko beeinflusst.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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