Camu-Camu findet sich immer häufiger auch in westlichen Reformhäusern, meist in Form eines Pulvers. © marekuliasz / iStock / Getty Images Plus
Camu-Camu findet sich immer häufiger auch in westlichen Reformhäusern, meist in Form eines Pulvers. © marekuliasz / iStock / Getty Images Plus

Ernährung | Superfood

WER KENNT CAMU-CAMU?

Superfoods sind Lebensmittel, die besonders reich an Vitaminen und Mineralstoffen sein sollen, weshalb ihnen ein positiver gesundheitlicher Effekt zugeschrieben wird. Neben Spirulina, Goji und Co. reiht sich nun auch Camu-Camu ein, der Verzehr soll sagenhafte Wirkungen haben.

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Der Camu-Camu-Strauch (Myrciaria dubia) ist im Amazonas-Gebiet, genauer in Südamerika beheimatet und gehört zur Familie der Myrtaceae. Der Strauch wird vier bis sechs Meter hoch und trägt von Dezember bis April kleine, etwa drei Zentimeter große rote Früchte. Und genau um die geht es. Camu-Camu-Früchte weisen einen bemerkenswert hohen Gehalt an Vitamin C auf, der den einer Orange um ungefähr das 40-fache überschreitet. Daneben findet sich auch viel Eisen und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Polyphenole in den Früchten. Einheimische verzehren die geschälte Frucht im Ganzen oder als Saft, in einigen Regionen gilt der Saft als Aphrodisiakum.

Mit dem neuen Rang des Superfoods findet sich Camu-Camu auch zunehmend in westlichen Reformhäusern. Das Besondere an ihr: Nach dem Verzehr der Frucht könne man ruhig etwas Hochkalorisches essen, man nimmt nicht zu. Ein kanadisches Forscherteam hat den vermeintlich antiadipogenen Effekt nun an Mäusen untersucht. Das Team um Dr. Fernando F. Anhê und Prof. Dr. André Marette untersuchte die Wirkung des Extraktes an Mäusen, die zucker- und fettreich ernährt wurden und beobachteten dabei, dass die Gruppe, die zusätzlich den Extrakt erhielt, 50 Prozent weniger zunahm als die Kontrollgruppe. Bei den Tieren konnte zudem eine verbesserte Glucosetoleranz und Insulinsensitivität bei weniger Fettansammlungen in der Leber registriert werden.

Die Erklärung für die Effekte könnte in der Darmflora zu finden sein: Die Wissenschaftler stellten eine veränderte Zusammensetzung fest, Lactobacillen verschwanden, Akkermansia muciniphila dominierten. Übertrugen die Forscher diese Zusammensetzung auf sterile Mäuse, also gentechnisch veränderte Mäuse, die keine natürliche Flora aufweisen, konnten sie den gleichen Effekt beobachten: Die Mäuse nahmen bei gleicher Ernährung weniger viel zu. Die behandelten Tiere wiesen außerdem mehr braunes Fettgewebe auf, das zur Wärmeproduktion mehr Energie verbraucht als weißes Fettgewebe, das vorrangig der Speicherung von Energie dient.
Als nächster Schritt stehen die Untersuchungen am Menschen an. Profitieren wir in der gleichen Weise von dem Extrakt, stellt dies vielleicht in Zukunft eine Therapiealternative für Patienten mit Adipositas, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes Typ 2 dar.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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