Aktionstage
WELT-HEPATITIS-TAG
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Seit 2011 findet jährlich am 28. Juli der Welt-Hepatitis-Tag statt, um an die Erkrankung, deren Prävention, Diagnostik und Therapie zu erinnern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich das Ziel gesteckt, Hepatitis B und C bis zum Jahr 2030 global einzudämmen. 90 Millionen Menschen sind schätzungsweise weltweit von einer chronischen Hepatitis B oder C betroffen, ohne etwas davon zu ahnen. Daher stand der Gedenktag im Jahre 2019 unter dem Motto: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“
Der Dachverband „World Hepatitis Alliance“ hat entschieden, dass das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tag ebenfalls „Findet die fehlenden Millionen“ lauten wird und somit das Ziel verfolgt, die rechtzeitige Entdeckung der undiagnostizierten Hepatitis-B und Hepatitis-C-Patienten zu fördern. Infektionen mit Hepatitis sind zwar tückisch, aber durch die richtigen Verhaltensweisen sowie durch Impfungen vermeidbar. Unbehandelt führen die Infektionen zu Leberzirrhose oder -krebs und steigern möglicherweise das Risiko weiterer Erkrankungen. Zu den Ursachen der Hepatitis zählen Viren, Medikamente, Gifte oder Autoimmunerkrankungen. Je nach Verlauf differenziert man zwischen der akuten (kürzer als ein halbes Jahr) und der chronischen Hepatitis (hält länger als sechs Monate an).
Hepatitis A wurde früher auch als Hepatitis infectiosa oder Hepatitis epidemica bezeichnet und wird durch ein einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Picomaviridae hervorgerufen. Es kommt weltweit vor und gilt als hochansteckend. Die Ansteckung erfolgt auf fäkal-oralem Wege sowie durch Kontakt- und Schmierinfektion bei Sexual- oder bei engen Personenkontakten. Die Übertragung ist auch durch Wasser, kontaminierte Lebensmittel oder durch Gegenstände möglich. Abweichend von den anderen Hepatitis-Varianten sind bei dieser Variante der Leberentzündung keine Langzeitfolgen zu erwarten. Betroffene leiden nach einer Inkubationszeit von zwei bis sechs Wochen unter unspezifischen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufproblemen.
Der Augapfel sowie die Haut verfärben sich gelb (Gelbsucht, Ikterus), die Verfärbungen zeigen sich, weil die entzündete Leber den Gallenfarbstoff nicht verarbeiten kann. Patienten sind ein bis zwei Wochen vor und bis zu einer Woche nach Anwesenheit des Ikterus oder der Transaminaseerhöhung ansteckend. Kinder bemerken die Infektion häufig nicht, da sie bei ihnen asymptomatisch verläuft. Säuglinge scheiden die Erreger über mehrere Wochen mit dem Stuhl aus. Es existiert keine Therapie zur Behandlung der Hepatitis A, allerdings gilt es, strenge Bettruhe einzuhalten und sich körperlich zu schonen. Betroffene sollten außerdem auf lebertoxische Medikamente sowie auf Alkohol verzichten.
Hepatitis B wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen, dazu reichen bereits geringe Mengen aus. Die Erreger gelangen über kleinste Hautverletzungen in den Organismus, zum Beispiel durch den Kontakt mit Sperma oder Vaginalsekret beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Viren überleben auch außerhalb des menschlichen Körpers bis zu sieben Tage lang und sind somit auch dann noch potenziell ansteckend. Typische Beschwerden der Hepatitis B sind Müdigkeit, Fieber, Bauchschmerzen, heller Stuhl, dunkler Urin und ebenfalls die typische Gelbsucht. Meist handelt es sich um eine akute Infektion, nur gelegentlich verläuft sie chronisch. Eine präventive Maßnahme in Form einer Impfung ist insofern sinnvoll, als dass sich die Therapie der Hepatitis B als schwierig gestaltet.
Hepatitis C Das Hepatitis-C-Virus gelangt über direkten oder indirekten Blutkontakt in den Körper. Häufig infizieren sich Drogenabhängige, wenn sie gemeinsam Nadeln oder Spritzen gebrauchen. Eine Übertragung ist auch durch die Transfusion von Blutprodukten, durch unsterile Piercings, Rasiermesser, Tätowier- und Akupunkturnadeln möglich. Ungefähr 80 Prozent der Betroffenen bemerken während der akuten Infektionsphase keine Symptome, bei einigen Personen heilt die Erkrankung spontan aus. Die Mehrheit entwickelt jedoch einen unterschiedlich schweren, chronischen Verlauf in Form von Leberzirrhosen und Leberzellkrebs. Eine Hepatitis-C-Infektion stellt demnach eine gängige Ursache dieser Erkrankungen dar. Gegen die Hepatitis C existiert bislang keine Impfung, allerdings gibt es seit 2014 interferonfreie Medikamente in Deutschland, die in den Zyklus der Viren eingreifen und deren Vermehrung hemmen.
Hepatitis D Die Erkrankung wird von einem unvollständigen Virus ausgelöst, das nicht alleine überlebensfähig ist – es benötigt die Hülle eines Hepatitis-B-Virus und kann sich nur mit Hilfe des Oberflächenproteins HBsAg vermehren. Bei einer Hepatitis-D-Erkrankung handelt es sich daher um eine Koinfektion, die eine chronische Hepatitis B deutlich verschlechtert und das Risiko einer Zirrhose erhöht. Hepatitis D wird durch Blutkontakt weitergegeben, die Übertragungswege entsprechen denen des Hepatitis-C-Virus. Da die Ausbreitung von Hepatitis D von dem Vorhandensein von Hepatitis-B-Viren abhängt, schützt eine Hepatitis-B-Impfung ebenfalls.
Reiseimpfung ist ratsam Bislang ist es möglich, sich gegen die Formen Hepatitis A und B impfen zu lassen. Die Impfung gegen Hepatitis A wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht generell empfohlen, sondern richtet sich an Menschen, die im Gesundheitsdienst arbeiten und möglicherweise Kontakt zu infektiösem Stuhl haben, Mitarbeiter in Kindertagesstätten, Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen, Bewohner aus Pflegeeinrichtungen, Reisende, die sich in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Prävalenz aufhalten, Personen, die ein riskantes Sexualverhalten praktizieren, Kanalisations- und Klärwerksarbeiter mit Abwasserkontakt sowie an Personen mit Lebererkrankungen.
Die Hepatitis-B-Schutzimpfung empfiehlt sich bei Kindern und Jugendlichen gemäß dem deutschen Impfkalender, bei Personen mit geschwächter Abwehr oder bei Menschen, bei denen aufgrund einer bestehenden Erkrankung mit einem schweren Verlauf der Hepatitis B zu rechnen ist (zum Beispiel bei HIV-Positiven). Auch Personen mit einem erhöhten Risiko durch Wohn-, Familien- oder Sexualkontakt, mit einem erhöhten beruflichen Risiko sowie Urlauber mit entsprechender individueller Gefährdung sollten sich durch die Immunisierung schützen.
Hepatitis und Covid-19 Bislang ist noch nicht eindeutig geklärt, ob bei Leberkranken ein erhöhtes Risiko einer schwerwiegenden Covid-19-Infektion besteht. Die europäischen Fachverbände EASL (European Association for the Study of the Liver) und ESCMID (European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases) mahnen allerdings zu besonderer Vorsicht bei schwer Lebergeschädigten mit einer fortgeschrittenen Zirrhose, einem Leberzellkarzinom oder nach einer Lebertransplantation. Bei diesen Vorerkrankungen gehen bakterielle und virale Infektionen generell häufiger mit Komplikationen einher, daher sei dies auch bei Covid-19 zu befürchten.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 07/2020 ab Seite 74.
Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin