Messer und Schneidebretter, die nicht ausreichend gereinigt wurden, können Keime auf das rohe Fleisch übertragen. © FotoDuets / iStock / Getty Images Plus

Hygiene | Infektion

WEITERHIN HOHES INFEKTIONSRISIKO DURCH KÜCHENKEIME

Lebensmittel, die durch Keime belastet sind, verursachen in Deutschland pro Jahr mehr als 100 000 gemeldete Infektionen. Vor allem in rohem Fleisch von Wild- und Hausschweinen sowie in ungekochten Muscheln lauert nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) eine Gefahr.

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Natürlich verbirgt sich nicht hinter jeder Portion Mett eine Gefahr, aber das Risiko zu erkranken liegt beim Verzehr von rohem Fleisch und ungekochten Meerestieren deutlich höher. Die Dunkelziffer derjenigen, die nicht zum Arzt gehen und mit schweren Magen-Darm-Problemen zu kämpfen haben, ist laut BfR bis zu zehnmal höher.

Bei gefrorenen Beeren besteht ebenfalls eine Warnung. 2012 erkrankten in Deutschland tausende Kinder durch das Schulessen, da Tiefkühl-Erdbeeren aus China, die mit Noroviren belastet waren, nach dem Auftauen nicht ausreichend erhitzt wurden. Ein solches Risiko ist nach der Einschätzung des BfR auch auf die internationalen Märkte zurückzuführen, da andere Produktionsbedingungen gelten und die Kontrolle dadurch schwieriger ist.

Aber es gibt auch Verbesserungen zu vermelden. Schaut man sich das Beispiel Salmonellen an, so konnten hier innerhalb der EU deutliche Fortschritte erzielt werden. 1992 erkrankten noch rund 200 000 Deutsche an der Bakterieninfektion. Mittlerweile sind wir bei rund 12 000 bis 15 000 Infektionen pro Jahr angekommen. Für Bernd-Alois Tenhagen, BfR-Forscher liegt diese Verbesserung an der EU-weiten Salmonellen-Bekämpfung bei der Geflügelhaltung. „Bessere Küchenhygiene allein kann nicht solche Effekte haben“.

Beim Bakterium Campylobacter, das man häufig in Geflügel findet, verläuft die Entwicklung eher negativ. Betrachtet man sich die Infektionszahlen für Deutschland, so liegen diese jährlich bei 50 000 bis 70 000 mit der Tendenz weiter anzusteigen. Tenhagen erklärt hierzu: „Hühner erkranken nicht, für sie ist dieser Darmkeim ein Mitbewohner“. Aus diesem Grund ist eine Überwachung schwierig. Eine Senkung des Grenzwerts für die Neubesiedlung bei Schlachtkontrollen ist für die Forscher notwendig.

Bei Hepatitis-E-Infektionen, die nach dem Verzehr von rohem Schweinefleisch auftreten, ist die Zahl der Infektionen sprunghaft angestiegen. Wir sprechen hier von 100 Fällen, die im Jahr 2006 gemeldet wurden, auf aktuell 3000 Fälle. Es ist aber möglich, dass dies damit etwas zu tun hat, dass Ärzte ihre Patienten heutzutage nicht mehr nur ausschließlich nach Auslandsreisen auf den Erreger testen. Da mittlerweile bekannt ist, dass auch heimisches Schweinefleisch belastet sein kann, werden bei Leberentzündungen umfangreiche Tests durchgeführt.

Für den Verbraucher kann man generell folgendes festlegen: Alles, was roh gegessen wird, hat ein erhöhtes Keimpotential. Legt man großen Wert auf Küchenhygiene, kann man das Risiko minimieren. Dazu zählen unter anderem das Waschen von Obst und Gemüse sowie das Benutzen von sauberen Messern und Schneidebrettern. Einhundertprozentig eliminieren kann man die Keimgefahr allerdings nicht. „Man kann den Salat nicht von innen waschen“, so Tenhagen. „Wir kommen da nicht auf Null“. Auch im Jahr 2011, als bei der EHEC-Krise in Deutschland 50 Menschen starben, hat das Waschen nichts genutzt. Hier waren mit Bakterien verunreinigte Sprossen der Auslöser.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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