Der Mond
Es gibt sie wirklich: Wasserquellen auf dem Mond. © abriendomundo / iStock / Getty Images Plus

Astronomie | Physik

WASSER AUF DEM MOND: ARBEITSERLEICHTERUNG FÜR ASTRONAUTEN

Ob touristische Reisen zum Mond in absehbarer Zeit zum Angebot von Elon Musk gehören werden, weiß man nicht genau – und schon gar nicht, ob der Erdtrabant dauerhaft besiedelt werden könnte. Ein kleines, erfolgversprechendes Detail freut jedoch seit neuestem die Wissenschaft: Auf dem Mond gibt es viel mehr Wasser als gedacht.

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Wasser gehört zu den Elementen, ohne die Leben nicht möglich ist. Die fehlende Atmosphäre des Mondes führt dazu, dass es auf dem Himmelskörper lediglich als Wassereis und im Gestein gebunden vorkommt; flüssiges H2O, wie wir es kennen, entweicht sofort ins All oder wird von der harten Strahlung photochemisch zersetzt.

Seit rund zehn Jahren weiß man jedoch, dass es ein paar Refugien für das Lebensmolekül gibt. Raumsonden funkten Daten, die belegen könnten, dass es in den permanent beschatteten, sehr kalten Bereichen großer polarer Krater meterdicke Wassereisschichten gibt – das heißt, in Mondregolith gebundene Hydroxyl-Moleküle (OH). Doch auch molekulares Wasser scheint vorzukommen.

Welche Form nun vorliegt, das bemühen sich die Wissenschaftler zu entschlüsseln. In zwei Studien wollen sie dem Geheimnis auf die Spur kommen. Die eine stammt von einer Messung aus dem August 2018, die die lunare Oberfläche nach einer Infrarotstrahlung abgetastet hat. Dies ergab einen Rückschluss auf die Präsenz von molekularem Wasser, das allerdings nicht als Wasserhülle oder Wasserschicht auf der Regolith-Oberfläche vorliegt, sondern im Gesteinsmaterial verborgen ist. „Das nachgewiesene Wasser sitzt im Innern der lunaren Gesteinskörnchen oder ist zwischen Körnchen gefangen, die von der harschen Mondumgebung abgeschirmt sind“, erklären die Wissenschaftler. Noch ist nicht ganz klar, wie weit verbreitet dieses molekulare Wasser auf dem Mond ist.

Eine andere Wasserquelle, nämlich die in lunaren „Kältefallen“, wurde von einem weiteren Team untersucht. Wenn man sich vorstellt, auf der Mondoberfläche in der Nähe eines der Pole zu stehen, würde man überall Schatten sehen – denn das in den Polarregionen nur schräg einfallende Licht erreicht viele Kraterränder, aber nie kleine Bodensenken und Rinnen. Sie liegen daher dauerhaft im Schatten.

Die Auswertung dieser Studie ergab, dass immerhin 0,15 Prozent der Mondoberfläche ausschließlich im Schatten liegt. Von diesen Zonen dürften rund zwei Drittel kalt genug sein, um Eisvorkommen zu bergen. Sie liegen größtenteils in den lunaren Polargebieten oberhalb von 80 Grad Breite; insgesamt könnten rund 40 000 Quadratkilometer der Mondoberfläche von solchen Kältefallen bedeckt sein. Das ist gut doppelt so viel wie zuvor angenommen. „Wenn wir damit richtig liegen, dann könnte Wasser für künftige Mondmissionen weit zugänglicher sein als gedacht“, frohlockt ein Forscher. „Astronauten müssten dann nicht in die dunklen, tiefen Kraterschatten hinabsteigen, sondern könnten einfach umherlaufen und Schattenzonen suchen, die einen Meter groß sind – dort könnte Eis genauso wahrscheinlich sein.“

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: wissenschaft.de

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