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Was wäre die Welt ohne...

...WASCHMASCHINE?

1946 kam in Amerika die erste vollautomatische Waschmaschine auf den Markt. Was, wenn es diese Erfindung nie gegeben hätte?

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Es gibt ja viele Straßen mit erklärungsbedürftigen Namen; eine davon ist die „Große Bleichen“ in Hamburg. Hier gibt’s Luxury Shopping vom Feinsten. Bei der Vergabe der Straßenbezeichnung 1729 orientierten sich die Stadtväter an ihrer damaligen Funktion. Kilometerlang schlängelten sich da die Wiesen, auf denen Hausfrauen und gewerbliche Wäschereien große Leinentücher auslegten, damit sie strahlend weiß blieben: zum Bleichen eben. Diese Flächen gab es in allen Städten und Regionen weltweit, denn waschen musste schließlich jeder. Einmal im Monat kam dazu in begüterten Familien die Waschfrau, die ärmeren mussten selbst ran.

Einen Tag vor dem eigentlichen Akt wurde alle Wäsche in Seifenwasser eingeweicht. Auf dem Herd stand zu diesem Zeitpunkt schon der Eintopf; ein Gericht, das nur immer wieder aufgewärmt werden musste, denn zum Kochen hatte man jetzt wirklich keine Zeit. Alle Frauen der Familie waren involviert: Zuerst kam die weiße Wäsche in den großen Kessel, dort wurde sie gekocht und mit großen Holzlöffeln gestampft. Wurde dann in einen Zuber mit Kernseife verbracht, dort geschrubbt und gewalkt, dass auch der kleinste Fleck keine Chance mehr hatte.

Hinterher kamen die farbigen Sachen dran, dann jene aus Wolle; alles im selben Wasser. Damit die selbstgemachte Seife auch wirklich funktionierte, musste dieses Wasser weich sein; man legte hierzu ein Leinentuch über die Wäsche und streute Buchenasche drüber. Die Waschküche: Ein Ort voll heißer, dampfender Flüssigkeiten, mit schwitzenden Frauen in langen Röcken, die ihre Haare mit einem Kopftuch zurückgebunden hatten und die schwere körperliche Arbeit verrichteten. Neben der großen Wäsche gab es übrigens auch die kleine: Unterwäsche wurde alle zwei Wochen gereinigt.

Die Familien waren groß, die Windeln aus Stoff, die Monatsbinden auch. Zum Trocknen der Wäsche hängte man sie auf Leinen oder nutzte die Bleichwiesen. Ein technisch begabter Engländer hat 1691 das erste Patent für eine Waschmaschine eingereicht; leider ist davon weder eine Zeichnung noch die Funktionsweise erhalten. Immer wieder versuchten sich dann (ausschließlich) Männer an Verbesserungen, die über einen bloßen Holzstampfer hinausgingen. Es war ein langer Weg, bis 1907 das erste ernstzunehmende Waschpulver erfunden wurde (aus Perborat und Silikat) und nach dem Zweiten Weltkrieg die erste strombetriebene Maschine, die ohne zusätzliche mechanische Hilfe von außen funktionierte.

Was wäre gewesen, wenn es sie niemals gegeben hätte? Frauen hätten definitiv weniger freie Zeit, und es ist zu vermuten, dass ihre gesellschaftliche Emanzipation weit hinter den heutigen Errungenschaften zurückliegen würde. Kreative Leistungen entstehen nur dann, wenn der Kopf Zeit zum Denken hat und der Körper Energie. Oder vielleicht hätten Frauen irgendwann darauf bestanden, dass die Männer wenigstens ein Viertel der anstrengenden Waschtage bestritten hätten? Doch wetten, dass dann die erste automatische Waschmaschine schon viel früher auf den Markt gekommen wäre…?

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/2021 auf Seite 162.

Alexandra Regner, PTA und Medizinjournalistin

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