Kleidung in Braun- und Orangetönen an einer Kleiderstange.
Die Winterware stapelt sich in den Lagern der Einzelhändler. Was tun mit der Ware? Einlagern, spenden, vernichten? © nicoletaionescu / iStock / Getty Images Plus

Textilien | Handel

WAS TUN MIT DER WINTERWARE?

Modesortimente wechseln zuverlässiger als die Jahreszeiten. Doch wo im Einzelhandel Platz für die Frühjahrsmode sein sollte, blockiert Corona noch die warmen Wintersachen.

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Der Frühling kommt, doch die Mode- und Schuhgeschäfte im Norden sitzen immer noch auf der Winterware, die sie im Corona-Lockdown nicht verkaufen konnten. „Der Warendruck ist bei Winterkleidung besonders groß“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack, in Hannover. Genauso betroffen sei der Schuhhandel: „Im Sommer braucht man keine Winterstiefel.“

Dem BTE Handelsverband Textil zufolge verstopfen deutschlandweit Hunderte Millionen unverkaufter Kleidungsstücke, Schuhe, Stiefel und Accessoires die Lager. Laut Geschäftsführer Siegfried Jacobs in Köln muss die Branche dringend für das umsatzstarke März-Geschäft öffnen dürfen. Denn, so Jacobs:

Jeden Tag gehen den Textil-, Schuh- und Lederwarengeschäften mehr als 200 Millionen Euro Umsatz verloren.

In seinem Modehaus in Bremen versucht Jens Ristedt zu retten, was zu retten ist. Ihm fehlen seit Mitte Dezember zweieinhalb Monate, um Wintermode zu verkaufen. Sollte der Lockdown bis Ende März gelten, werden es dreieinhalb Monate sein. Er sagt:

Wir versuchen natürlich erstmal, die Kleidung einzulagern und in die nächste Saison zu nehmen. Das können wir aber nicht mit hochmodischen Teilen machen.

Ganz abräumen wollen die Geschäfte die Wintermode noch nicht: Vielleicht braucht zu Beginn einer Öffnung ja doch ein Kunde etwas Warmes. „Viele Kollegen lagern das Wintersortiment nicht schon jetzt vollständig ein“, sagt Ristedt. Doch zu verkaufen seien die Artikel nur mit Rabatt. Und irgendwann komme schlagartig der Zeitpunkt, ab dem nur noch Frühjahrsmode gefragt sei.

Das Spenden von Winterware für Sozialkaufhäuser oder -Einrichtungen hat sich noch nicht umsetzen lassen. In Bremen hat sich die Bürgerschaft für so ein Modell ausgesprochen. Die Bereitschaft zu spenden sei in der Branche vorhanden, sagt Ristedt, der auch Präsidiumsmitglied im BTE ist. Aber:

Da müsste erst die Voraussetzung geschaffen werden, dass die Ware nicht besteuert wird.

Die Unternehmen müssten auf ihre Spende trotzdem noch Umsatzsteuer zahlen. Niedersachsen-Verbandsgeschäftsführer Krack erwartet bald eine Anweisung des Bundesfinanzministeriums, dies zu ändern. Es sei aber fraglich, ob die Steuerbefreiung für diesen Sortimentswechsel noch etwas nützen werde.

Um die Ware zu lagern, hätten einige Kollegen zusätzliche Hallen angemietet, sagte Ristedt. Einen letzten Ausweg hält er eher für unwahrscheinlich: die Vernichtung von Ware. „Ich kenne keinen, der seine Ware vernichtet.“ Auch Krack sagte, im Handelsverband seien nur sehr seltene Fälle bekannt.

In Gedanken ist Modehausbesitzer Ristedt ohnehin schon bei den Bestellungen für das überübernächste Sortiment: „Wir müssen jetzt hochkonzentriert und unter erschwerten Bedingungen den Kopf freibekommen für die Wintersaison 2021/22.“

Quelle: dpa

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