Die senkrechten Pupillen der Hauskatze ziehen sich am Tag zusammen und erweitern sich zum Abend hin wieder, um Restlicht einzufangen. Das macht sie zu einem perfekten Jäger am Tag und in der Nacht. © darkbird / 123rf.com

Tierwelt | Anatomie

WAS SAGT UNS DIE PUPILLENFORM?

Sehen oder gesehen werden – das ist wohl eher die Frage. Ist man Räuber oder Beute? Je nachdem hat sich wahrscheinlich auch die Pupillenform entwickelt, berichten nun Forscher der University of California in Berkeley.

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Das Team um Martin Banks wertete für ihre Untersuchungen die Lebensweise und die dazugehörige Pupillenform von 214 landlebenden Tieren aus. Dazu wurden bestimmte Computermodelle verwendet, um die Licht- und Sichtverhältnisse der unterschiedlichen Arten nachzustellen, um somit auf die Effekte der einzelnen Formen zu schließen. Bei typischen Weidetieren wie Rehen, Schafen oder Lamas sitzen die Augen seitlich und weisen waagerecht langgezogene Pupillen auf. Dadurch wird ein extrem weites Sichtfeld geschaffen, wodurch diese Tiere in der Lage sind, mögliche Räuber schnell zu entdecken und zu flüchten. Dieser Panoramablick bleibt sogar, wenn der Kopf zum Grasen gesenkt wird, da die Augen um bis zu 50 Grad beweglich sind. Die waagerecht zum Boden ausgerichteten Schlitze garantieren hierbei einen vermehrten Lichteinfall, ohne zu stark blendendes Licht von oben – praktisch, wenn sich ein Raubtier nähert.

Räuber hingegen brauchen diesen weiten Blick nicht, sie benötigen zum Jagen vor allem eine räumliche Wahrnehmung der Umgebung, um Entfernungen perfekt abschätzen zu können. Es bringt ihnen ja wenig, das potenzielle Beutetier schnell zu sehen, wenn sie es im entscheidenden Moment nicht packen können. Dabei unterstützt sie die Fähigkeit Unschärfe wahrzunehmen, das bedeutet, weit entfernte Gegenstände erscheinen weniger scharf. Am besten gelingt dies mit nach vorne ausgerichteten Augen und senkrechten Pupillen, wie man sie beispielsweise bei Schlangen oder kleinen Raubkatzen antrifft. Ein besonderer Fall stellen dabei nacht- und tagaktive Räuber, wie zum Beispiel Hauskatzen dar. Am hellen Tag ziehen sich die Pupillen zusammen, zum Abend hin erweitern sich die Pupillen, um jedes mögliche Restlicht einzufangen. Mit runden Pupillen, wie beim Menschen, ist eine so starke Veränderung der Form nicht möglich.

Aber der Mensch stellt sowieso zusammen mit Hunden oder Großkatzen eine Ausnahme dar. Obwohl es sich um klassische Jäger handelt, weisen die Pupillen eine runde Form auf. Den Forschern zufolge liegt dies an der Körpergröße beziehungsweise dem Abstand der Augen zum Boden. Nur bei kleinen Räubern verbessert ein waagerechter Schlitz demnach die Jagdfähigkeiten und das räumliche Sehen. Welche Bedeutung die kreisrunden, aufmerksamen Augen einer Eule, die besondere Anatomie der Amphibien-Augen oder die verhältnismäßig großen Pupillen eines Fisches haben, wollen die Forscher nun in kommenden Studien genauer untersuchen.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: www.wissenschaft.de

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