ein Glas Milch im Vordergrund, Ziegen dahinter
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Neuer Übertragungsweg | FSME

VON ZECKEN UND ZIEGEN

Zecken lauern überall. Sogar in der Ziegenmilch halten sie sich versteckt. Besser gesagt, ihre Ausscheidungen: Wie aktuell von der Universität Hohenheim nachgewiesen wurde, steckte sich eine Familie im Sommer 2016 nach dem Verzehr von Ziegenkäse und Rohmilch mit dem Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) an. Dieser Übertragungsweg ist zumindest in Deutschland neu; in Osteuropa und Österreich gab es ihn in der Milch von Kühen, Ziegen und Schafen schon häufiger.

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Steigt die Temperatur über sieben Grad und bleiben die Nächte frostfrei, erwachen die widerstandsfähigen Ektoparasiten aus ihrem Winterschlaf. Sie begeben sich auf die Spitze eines Grashalms, in einen Laubhaufen oder ins Unterholz und schnuppern die Umgebung ab. Riechen sie irgendwo Buttersäure, wie sie von Mensch und Tier ausgedünstet wird, lassen sie sich auf dem Wirtskörper nieder. Sie krabbeln an eine geschützte Stelle (hinter das Ohr, in die Leiste) und bohren dann ihren mikrofeinen Saugrüssel in die Haut. Ihrer Spucke ist ein gerinnungshemmendes Mittel beigefügt, denn sie haben es auf das Blut ihres Opfers abgesehen.

Und jetzt kommt der unappetitliche Teil: Während der Mahlzeit würgt der Holzbock, wie er auch genannt wird, immer mal wieder unverdaute Bestandteile der letzten Mahlzeit hoch. Falls er vorher auf einem Tier gesessen hat, das mit FSME infiziert war, gelangt der Erreger somit in den neuen Wirt. Bei Kühen, Schafen und Ziegen gelangt sie weiter in die Milch. So auch im Fall der Familie aus Baden-Württemberg; die Mitglieder, die die infizierte Rohmilch getrunken hatten, erkrankten daraufhin. Es geht ihnen zwar schon wieder besser, aber: Das Robert-Koch-Institut (RKI) warnt eindringlich vor FSME, die sich zunächst „nur“ mit grippeähnlichen Symptomen bemerkbar macht, in einigen Fällen aber zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns führt. Neben Störungen und Ausfallerscheinungen im zentralen Nervensystem und Entzündungen des Rückenmarks ist alles mögliche an Folgeschäden drin – sogar der Tod.

Gegen FSME kann man impfen. Bestimmten Berufsgruppen wird dies generell anempfohlen (Förster und Waldarbeiter), doch auch die Bewohner der Risikogebiete in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf haben die Empfehlung. Eine Karte der aktuellen FSME-Gebiete findet sich auf der RKI-Internetseite. Eine andere Erkrankung, die ebenfalls von Zecken übertragen wird, ist die Borreliose, die überall in Deutschland übertragen werden kann. Gegen Sie gibt es keine vorbeugende Impfung, behandelt wird mit Antibiotika. Zumindest gegen infizierte Rohmilch gibt es aber ein Mittel: Milch soll generell nur pasteurisiert verzehrt werden. Durch die Hitze sterben die Erreger zuverlässig ab.

Alexandra Regner, PTA und Redaktion

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