Auch wenn es lebensnotwendig ist, schwitzen kann für Betroffene schnell zur Belastung werden. © radiusimages / 123rf.com

Schwitzen | Bekleidung

VERSTÄRKEN KUNSTFASERN DEN KÖRPERGERUCH?

Das Vorurteil scheint bestätigt: Polyesterkleidung bewirkt einen unangenehmeren Schweißgeruch. Wer beim Sport oder bei heißen Außentemperaturen bevorzugt Bekleidung aus Baumwolle trägt, wird nicht als so sehr muffelnd wahrgenommen. In einer Studie ging man diesem Gerücht nun mit Riechtests auf die Spur.

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Gerüche werden oft sehr subjektiv wahrgenommen. Wer kennt nicht den umgangssprachlichen Ausdruck „Jemanden nicht riechen können“? Aber bei Schweißgeruch sind sich die meisten dann doch einig und bewerten ihn als unangenehm oder sogar eklig. Dabei ist das Schwitzen eine sinnvolle und absolut notwendige Körperfunktion und erst einmal völlig geruchlos. Die Absonderung von Schweiß dient der natürlichen Wärmeregulation des Körpers und schützt somit vor einer Überhitzung. Dafür sind über den ganzen Körper sogenannte ekkrine Drüsen verteilt, die bei Bedarf ein wässriges Sekret freisetzen. Es besteht fast vollständig aus Wasser und darin gelösten Elektrolyten, Harnstoff, Lactat und Aminosäuren. Wie kommt es also, dass Schweiß letztlich doch stinkt? Der Körper besitzt an bestimmten Stellen, zum Beispiel in der Achselhöhle, zusätzlich apokrine Drüsen. Diese produzieren geringe Mengen einer eher milchigen Flüssigkeit, die Proteine und Lipide enthält. Durch auf der Hautoberfläche lebende Bakterien werden diese Fette zu kurzkettigen Fettsäuren, wie beispielsweise Buttersäure, abgebaut, die den typischen Schweißgeruch ausmachen.

Inwieweit die jeweiligen Bekleidungsmaterialien bei der Geruchsentwicklung eine Rolle spielen, haben nun belgische Forscher um Chris Callewaert von der Universität Ghent in einer Studie untersucht. Sie ließen 26 Probanden intensiv trainieren, wobei ein Teil Kleidung aus Polyester, der andere Teil aus Baumwolle trug. Die durchschwitzten T-Shirts wurden danach eingesammelt und einem Testkollektiv zwecks Riechprobe zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse bestätigten den schlechten Ruf der Kunstfaser, der Geruch wurde von dem Testkollektiv deutlich unangenehmer eingestuft als der der Baumwoll-Shirts. Da der körpereigene Schweißgeruch von der Stoffwechseltätigkeit bestimmter Bakterien abhängt, liegt der Verdacht nahe, dass es auf den Textilien selbst auch zu einem Bakterienwachstum kommt. Mikrobiologische Untersuchungen zeigten die Entwicklung vieler Mikrokokkus-Bakterien-Kolonien. Diese ansonsten harmlosen Erreger sind bereits dafür bekannt, am Abbau von Fettsäuren und Aminosäuren unter Bildung geruchsintensiver Substanzen beteiligt zu sein. Wahrscheinlich liefert die Oberfläche der Kunstfasern einen besseren Lebensraum für diese Bakterien, als die der Baumwoll- beziehungsweise Naturfasern. Wer also zu starkem Schwitzen neigt, sollte tatsächlich der landläufigen Meinung folgen und Baumwolltextilien solchen aus Polyester vorziehen.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: www.wissenschaft.de

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