Engelhard Arzneimittel | Neue Behandlungsansätze

VERSORGUNG KLEINER, INFIZIERTER WUNDEN OHNE RESISTENZEN

Aktuelle Ergebnisse einer repräsentativen Um-frage des Bundesverbandes Deutscher Arzneimittel-Hersteller e. V. (BAH) zeigen: Im Jahr 2016 hat jeder vierte Deutsche Medikamente nicht wie verordnet eingenommen1. Das kann zum Teil weitreichende Folgen haben. Im Falle von Antibiotika trägt der unkritische Einsatz zum weltweit wachsenden Problem der Resistenzentwicklung bei. Ein Thema, zu dem in der Bevölkerung laut einer zweiten Umfrage des BAH noch großer Aufklärungsbedarf besteht. Die WHO hat die Problematik ebenfalls bereits seit Jahren auf dem Schirm und fordert dringend neue Lösungsansätze2 . Auch im Bereich der Wundversorgung gilt es, Alternativen zu finden. Als erfolgsversprechender Ansatz hat sich bei kleinflächigen, oberflächlichen, infizierten Wunden das Antimikrobielle Peptid (AMP) Tyrothricin (in Tyrosur® Wundheilgel und Tyrosur® Wundheilpuder) erwiesen*: Aufgrund seiner spezifischen Wirkweise ermöglicht der Wirkstoff eine schnelle und zuverlässige Infektionsbekämpfung3,4 . Es wurden bislang keine Resistenzbildungen beobachtet5.

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Sie sind seit Jahren auf dem Vormarsch und haben sich zu einer ernstzunehmenden Be-drohung für unser globales Gesundheitssystem entwickelt – die Rede ist von steigenden Antibiotikaresistenzen6. Dass zu diesem Thema besonders in der Bevölkerung noch ein hoher Aufklärungsbedarf besteht, zeigen aktuelle Studiendaten des BAH7: So glaubt bei-spielsweise noch immer fast jeder dritte Deutsche nicht an Antibiotikaresistenzen. Und auch in Bezug auf das Wirkspektrum von Antibiotika besteht Nachholbedarf, denn über die Hälfte der Befragten (58 %) weiß nicht, dass diese Wirkstoffklasse nur gegen bakterielle Infektionen wirkt – und eben nicht gegen eine viral bedingte Infektion7. Weitere Umfrageergebnisse des BAH liefern auch Einblicke in die generelle Medikamenteneinnahme der Befragten. Hierbei zeigt sich, dass im Jahr 2016 knapp jeder vierte Deutsche (23 %) Arzneimittel im Allgemeinen nicht wie verordnet eingenommen hat1. Nicht zuletzt aufgrund dieser Ergebnisse sind Ärzte in Deutschland, aber auch auf der ganzen Welt, dazu angehalten, ihre Patienten hinsichtlich der richtigen Einnahme von Medikamenten – und Antibiotika im Speziellen – zu sensibilisieren. Denn ein unkritischer, zu häufiger oder unsachgemäßer Einsatz von Medikamenten birgt nicht nur Risiken für die eigene Gesundheit, sondern kann im Falle von Antibiotika auch aktiv zur Entwicklung von Resistenzen beitragen6.

Staphylococcus aureus ohne herkömmliche Antibiotika bekämpfen
Doch nicht nur der Patientenaufklärung kommt eine wichtige Bedeutung im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu – auch die Industrie ist gefragt, denn die Erforschung und Entwicklung von Alternativen zu klassischen Antibiotika ist inzwischen unabdingbar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diesbezüglich Anfang 2017 eine Prioritätenliste mit den zwölf gefährlichsten Bakterienstämmen veröffentlicht, gegen die weltweit am dringlichsten neue Lösungen gefunden werden müssen2. Einer dieser Stämme ist der Methicillin-resistente Erreger Staphylococcus aureus (MRSA). Die Bakterien der Art Staphylococcus aureus sind u. a. für 70 bis 80 Prozent aller Wund- sowie eine Vielzahl von Haut- und Schleimhautinfektionen verantwortlich8,9.

Eine Möglichkeit, den Erreger bei kleinen, oberflächlichen, infizierten Kratz- und Schürfwunden ohne den Einsatz von herkömmlichen Antibiotika schnell und effektiv zu bekämpfen, existiert bereits heute. Dafür steht ein modernes Wundheilpräparat mit der antibakteriellen Wirkkomponente Tyrothricin zur Verfügung.* Das Antimikrobielle Peptid (AMP) wirkt u. a. auf Staphylococcus aureus-Stämme (sowohl MSSA als auch MRSA) rasch bakterizid. So konnten mit einer Tyrothricinkonzentration von 1,562 mg/l (etwa 8-fache minimale Hemmkonzentration) innerhalb von 15 Minuten 8 x 104 Staphylokokken pro ml abgetötet werden (s. Abbildung 1)3. Gleichzeitig ist das Risiko, dass die Erreger eine Resistenz gegen Tyrothricin entwickeln, sehr gering. Dies haben Daten nach jahrzehntelanger Anwendung gezeigt5.

Spezifischer Wirkmechanismus erschwert Resistenzen
Die Ursache, weshalb Tyrothricin nur ein äußerst geringes Risiko zur Ausbildung von Resistenzen aufweist, liegt in der spezifischen Wirkweise begründet. Bei dem AMP handelt es sich um ein Polypeptidgemisch, das aus Bacillus brevis isoliert wird und zu ca. 20 bis 30 Prozent aus neutralen Gramicidinen und zu ca. 70 bis 80 Prozent aus basischen Tyrocidinen besteht. Beide Komponenten sorgen durch einen Doppelangriff an der bakteriellen Zellmembran für eine gezielte und effektive Bekämpfung der Bakterien. Dabei bewirkt Tyrocidin über die Bildung von Kanälen in der Zellwand die Freisetzung essenzieller stickstoff- und phosphathaltiger Substanzen aus der Bakterienzelle, während Gramicidin für einen Kaliumaustritt aus der Zelle sowie einen erhöhten Natrium-Zustrom in die Zelle verantwortlich ist10. Um Resistenzen zu entwickeln, müssten die Keime die Zusammensetzung der Zellmembran ändern. Dieser Prozess ist jedoch um einiges aufwendiger als die Mutation von Enzymen im Zellinneren, die den meisten Antibiotika als Angriffspunkt dienen. Das Wirkspektrum von Tyrothricin umfasst vor allem die für Wundinfektionen bedeutsamen grampositiven Bakterien inkl. MRSA. Darüber hinaus bekämpft der Wirkstoff aber auch einige gramnegative Bakterien sowie verschiedene Pilzarten (u. a. Candida albicans).

Behandlung von kleinen, infizierten Wunden nach modernem Kenntnisstand
Der antimikrobielle Wirkstoff Tyrothricin ist in den Wundpräparaten von Tyrosur® enthalten – eingebettet in eine wasserlösliche Laktose-Grundlage (Tyrosur® Wundheilpuder) bzw. eine atmungsaktive Hydro-Gel-Basis (Tyrosur® Wundheilgel). Hydro-Gele sorgen für ein ideal-feuchtes Wundmilieu, wie es den heutigen Standards der modernen Wundversorgung entspricht. Dank ihres hohen Wassergehalts stellen sie eine intensive Befeuchtung der Wunde sicher, vermindern somit die Schorfbildung und beschleunigen die Wundheilung*. Die Laktose in Tyrosur® Wundheilpuder ist wasserlöslich und unterscheidet sich damit von anderen Pudergrundlagen wie z. B. Talkum und Maisstärke: Laktose trocknet die Wunde nicht aus, sondern löst sich im Wundsekret auf – ein Verklumpen der Wunde und Verkrustungen werden so vermieden11,12. Beide Darreichungsformen können bei kleinflächigen, infizierten, oberflächlichen Wunden in jeder Phase der Wundheilung eingesetzt werden. Sie stellen eine sehr gut verträgliche Therapieoption dar und sind für alle Altersklassen ab dem Säuglingsalter geeignet. Für Kinder bis 12 Jahre ist Tyrosur® durch die Krankenkasse erstattungsfähig.


* Zur lindernden Behandlung von kleinflächigen, oberflächlichen, wenig nässenden Wun-den mit bakterieller Superinfektion mit Tyrothricin-empfindlichen Erregern, wie z. B. Riss-, Kratz- und Schürfwunden.

Quellen
1 Deutscher Gesundheitsmonitor des BAH (Q4 2016)
2 http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2017/bacteria-antibiotics-
  needed/en/, aufgerufen am 23. Oktober 2017.
3 M. Kretschmar et al.: Tyrothricin: Bakterizide Wirkung auf fakultativ pathogene
  grampositive aerobe Bakterien der Mundflora und MRSA, Chemotherapie Journal
  (Heft 3) 1995, 4:156-159.
4 Fachinformation Tyrosur® Wundheilgel/Wundheilpuder. Oktober 2016.
5 M. Stauss-Grabo et al.: Decade-long use of the antimicrobial peptide combination
  tyrothricin does not pose a major risk of acquired resistance with gram-positive
  bacteria and Candida spp, Pharmazie 69, 2014: 838-841.
6

who.int/mediacentre/factsheets/antibiotic-resistance/en/, aufgerufen am


  23. Oktober 2017.
7 Deutscher Gesundheitsmonitor des BAH (Q2 2017)
8

dgfw-akademie.de/files/downloads/mrsa_entwicklung_und_erfahrungen.pdf,


  aufgerufen am 23. Oktober 2017.
9

www.chemotherapie-journal.de/archiv/artikel/2011/05/387.html, aufgerufen


  am 23. Oktober 2017.
10 Voigt HU et al. (1989): Der deutsche Dermatologe 37 (6), 647–650.
11 Niedner R et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1992, S. 41, 90.
12 Garbe C et al., Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1996, S. 37,76.
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