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Trockene Haut und Neurodermitis

VERANLAGUNG UND LEBENSSTIL

Die Anlage zu trockener Haut liegt schon in den Genen. Die Tendenz kann aber durch falsche Gewohnheiten noch verstärkt werden. Bei der Erkrankung Neurodermitis ist Hauttrockenheit eines der Leitsymptome.

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Wenn die Haut spannt und juckt oder gar rau und rissig wird, dann ist sie eindeutig zu trocken. Und das kommt gar nicht so selten vor. Es ist einer der häufigsten Gründe für einen Besuch beim Hautarzt. Die Trockenheit kann am ganzen Körper auftreten, äußert sich jedoch besonders an den Händen, Füßen, Knien, Schienbeinen, Ellenbogen und im Gesicht. Um zu verstehen, wieso die Haut zu trocken sein kann, welche inneren und äußeren Einflüsse ihr schaden und wie man der Trockenheit entgegen wirken kann, muss man zunächst den Aufbau der Haut und die Aufgaben der einzelnen Schichten kennen.

SCHWEISS, TALG UND HORNZELLMASSE

Aus den Sekreten, die die Haut produziert und den abgestorbenen Hautschüppchen entsteht eine Emulsion, die im Idealfall die gesamte Haut überzieht, geschmeidig hält und vor chemischen und mikrobiellen Einflüssen schützt. Diese Emulsion wird als Hydrolipidfilm oder Säureschutzmantel bezeichnet. Hauptbestandteil ist Talg, mit einem Anteil von über 90 Prozent. Der physiologische pH-Wert der Haut liegt zwischen 5,4 und 5,9, gemessen am Unterarm. Ein Puffersystem, an dem im Wesentlichen Milchsäure und ihre Salze beteiligt sind, hält den pH-Wert bis zu einem gewissen Grad stabil.

Zellen, Fasern und Fett Die menschliche Haut besteht von außen nach innen gesehen aus drei völlig unterschiedlich aufgebauten Schichten. Dies sind die Epidermis oder Oberhaut, die aus Zellen aufgebaut ist, darunter die Dermis, auch Korium oder Lederhaut genannt, welche überwiegend aus Kollagen- und Elastinfasern besteht und die Subcutis oder Unterhaut. Da die Subcutis zum großen Teil aus Fettzellen aufgebaut ist, nennt man sie auch Unterhautfettgewebe. Die Zellen der Epidermis werden im Inneren an der Grenze zur Lederhaut von den Basalzellen gebildet und wachsen durch neu entstehende Zellen innerhalb von 28 Tagen kontinuierlich nach außen. Dabei verändern sie sich nach und nach.

In der Basalzellenschicht sind es noch wasserreiche und stoffwechselaktive Zellen, die Keratin bilden und langsam verhornen. Sie werden dann, je weiter sie nach außen gelangen, immer trockener und flacher, stellen die Keratinproduktion irgendwann ein und sterben ab. In der obersten Schicht, der Hornschicht, sind es nur noch flache Hautschüppchen, die auch unter dem Mikroskop gar nicht mehr als Zellen zu erkennen sind. An der Hautoberfläche angekommen, werden sie abgestoßen. Das sieht man allerdings mit bloßem Auge nicht, dafür sind die Zellen zu klein. Erst wenn sich richtige Zellaggregate ablösen, die aus mehreren hundert Zellen bestehen, werden sie als Schuppen sichtbar.

Die Epidermis hat eine Dicke von 0,5 bis 5 Millimeter, wobei sie an mechanisch besonders beanspruchten Stellen am stärksten ausgebildet ist. Die tote Hornschicht kann bei Bedarf zu einer Schwiele verdickt werden. Mechanisch gar nicht beanspruchte Stellen, wie zum Beispiel die Augenlider, haben eine extrem dünne Epidermis. Die Grenzzone von lebenden Epidermisschichten zu absterbenden Hornzellen nennt man Reinsche Barriere. Es handelt sich nicht um eine starre Grenze, sondern um einen dynamischen Bereich. Während vom Hautinneren her immer wieder neue Hautschichten in die Barrierezone eintreten, gelangen verhornte, abgestorbene Zellen hinaus in Richtung Körperoberfläche.

Innerhalb der Barriere sind die Zellen am dichtesten gepackt, wobei Hornschichtlipide die Zellzwischenräume lückenlos auskleiden. Mit pH 4,5 bis 5,5 liegt hier der niedrigste pH-Wert aller Hautschichten vor. Durch die genannten Eigenschaften ist die Barriere in der Lage, die Penetration und Resorption von Stoffen durch die Haut zu begrenzen. Aber auch das Wasserbindevermögen und die Wasserdurchlässigkeit der Haut von innen nach außen werden zu einem nicht geringen Teil von der Barriere bestimmt. Wird der pH-Wert auf Werte > 6,0 oder < 4,5 verändert, so lösen sich die geordneten Strukturen der Hornschichtlipide auf und die Barrierefunktion wird gestört.

Die Lederhaut besteht überwiegend aus festem Bindegewebe. Hauptbestandteil dieses Bindegewebes sind zu etwa 70 Prozent Kollagenfasern, das sind dicke, wellig verflochtene Faserbündel, die sich durch hohe Reißfestigkeit auszeichnen. Das Kollagenmolekül ist ein Skleroprotein, also ein faserförmiges Protein, und besteht aus drei Polypeptidketten, die schraubenförmig miteinander verdreht sind. Zwischen den Kollagenfasern befinden sich elastische Fasern, die nach einer Dehnung schnell wieder ihre ursprüngliche Form einnehmen und der Haut ihre Elastizität geben.

Durch Überdehnung reißen sie allerdings, eine Nachbildung ist nicht möglich. Diese elastischen Fasern bestehen zum größten Teil aus dem Skleroprotein Elastin. Zwischen den Proteinfasern befinden sich zahlreiche Blutgefäße, Lymphgefäße und Nerven. Eine der Hauptaufgaben der Lederhaut ist die Versorgung der gefäßlosen Epidermis mit Nährstoffen. Auch Haare, Nägel und Drüsen haben ihren Ursprung in der Lederhaut. Die Unterhaut ist ein lockeres, mit Fettgewebe und Fasern durchzogenes Bindegewebe. Das individuell unterschiedlich ausgeprägte Fettgewebe ist in Form von traubenförmig zusammengeschlossenen Fettzellen eingelagert.

Es dient vor allem dem Kälteschutz und stellt einen Energiespeicher (Depotfett) dar. Darüber hinaus werden auch darunterliegende Organe vor Stößen geschützt. Die Ausprägung des Unterhautfettgewebes an den verschiedenen Körperstellen hängt nicht nur von Ernährung und Energiebedarf ab, sondern wird auch hormonell gesteuert. So sind die typischen geschlechtsspezifischen Körperformen zu erklären.


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Wasser und Salze Die Haut schützt zwar vor dem Eindringen von Stoffen und vor dem Verlust von Wasser, ganz dicht ist sie allerdings nicht. Begrenzt durch die Reinsche Barriere geschieht durch die Verdunstung von Wasser durch die Haut ständig ein unmerkbares Schwitzen. Dabei werden etwa 0,5 Liter Schweiß pro Tag abgegeben. Dieser Schweiß tritt nicht durch die Schweißdrüsen, sondern durch feinste Poren in der Hornschicht nach außen. Man bezeichnet die Diffusionsrate durch die Hornschicht als transepidermalen Wasserverlust (transepidermal water loss, TEWL). Er spielt bei trockener Haut und auch bei Neurodermitis eine große Rolle.

Zusätzlich befinden sich in der Haut zwei Arten von Schweißdrüsen, die ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Über den ganzen Körper verteilt findet man die kleinen oder ekkrinen Schweißdrüsen. Man hat davon insgesamt etwa zwei Millionen, die allerdings ungleichmäßig über den Körper verteilt sind. Die meisten findet man auf der Stirn, in den Achselhöhlen und an den Handflächen und Fußsohlen. An Armen und Beinen sind nur wenige zu finden, während beispielsweise die Lippen gar keine Schweißdrüsen besitzen. Das in den Schweißdrüsen gebildete Sekret, der Schweiß, wird nur bei Bedarf nach außen abgesondert.

Durch die beim Verdunsten des Schweißes entstehende Verdunstungskälte wird dem Körper Wärme entzogen, er kühlt ab. Bei schweren körperlichen Arbeiten und hohen Temperaturen tritt also zusätzlich zum TEWL Schweiß aus den Schweißdrüsen aus. Zum merkbaren Schwitzen kann es auch aus emotionalen Gründen kommen. Dieser frisch produzierte Schweiß ist normalerweise farb- und geruchlos. Erst durch bakterielle Zersetzung kommt es zu unangenehmen Geruchsveränderungen. Schweiß besteht zum größten Teil aus Wasser, darin gelöst findet man organische und anorganische Verbindungen.

Der pH-Wert liegt bei fünf bis sechs. Daneben gibt es die großen oder apokrinen Schweißdrüsen, die auch als Duftdrüsen bezeichnet werden. Man findet sie in hoher Dichte im Anogenitalbereich, an den Brustwarzen und in den Achselhöhlen. Die Zusammensetzung des apokrinen Schweißes ist der des ekkrinen Schweißes ähnlich, jedoch ist auch ein hoher Anteil an organischen Substanzen, vor allem an fettartigen Bestandteilen und Zellfragmenten, enthalten. In frischem Zustand ist auch der apokrine Schweiß fast geruchlos, bestimmt aber den typischen Eigengeruch jedes Menschen. Durch den hohen Gehalt an organischen Verbindungen entstehen nach bakterieller Zersetzung kurzkettige Fettsäuren, wie Buttersäure, und der Schweiß „riecht“.

Erst mit einsetzender Pubertät werden die apokrinen Schweißdrüsen aktiv, weshalb bei Kindern der typische unangenehme Schweißgeruch fehlt. Mit Ende der Keimdrüsentätigkeit nimmt die Drüsensekretion wieder ab. Bereits die ausschließliche Lokalisation der apokrinen Schweißdrüsen an den Stellen der Geschlechtsmerkmale macht deutlich, dass sie nicht unbedingt zur Wärmeregulation beitragen. Ihre eigentliche Funktion ist die Bildung von Pheromonen, die als Sexuallockstoffe dienen. Welche Rolle die Pheromone heute beim Menschen spielen, ist fraglich, da sie von Kleidung, Deos und Parfüm überdeckt werden.

TALG

Bei Hauttemperatur ist der Talg ein flüssiges Fett, das in den Follikelöffnungen steht. Die Verteilung des Talgs erfolgt nicht aktiv, sondern ausschließlich passiv, das heißt mechanisch durch Verwischen. Auch die Haare werden nicht von der Talgdrüse ihres eigenen Haarfollikels benetzt. Sie erhalten ihre Fettung durch Berührung mit benachbarten Follikelöffnungen.

Lipide und Zellfragmente Außer den Schweißdrüsen befinden sich in der Haut auch Talgdrüsen. Sie entwickeln sich immer aus Ausstülpungen der Haarfollikel. Jeder Haarfollikel besitzt in der Regel mehrere Talgdrüsen, die rosettenartig um den Follikelkanal angesiedelt sind. Bei der Sekretbildung wird bis auf eine Zellschicht die gesamte Drüsenzelle zu Sekret umgewandelt und geht dabei zugrunde. Nur die äußerste Lage der Drüsenzellen bleibt bestehen und bildet durch Zellteilung wieder neue Talgdrüsenzellen. Diese Tochterzellen werden in das Drüseninnere abgegeben. Sie bilden Lipidtröpfchen in ihrem Zytoplasma, die nach und nach die ganze Zelle einnehmen.

Die Zellen zerfallen und werden als Talg (Sebum) in den Follikelkanal abgegeben. Die durchschnittliche Talgabgabe aller Talgdrüsen eines Menschen liegt bei ein bis zwei Gramm pro Tag. Die höchste Talgdrüsendichte und die größten Talgdrüsen befinden sich im Gesicht und auf der Kopfhaut. Hier wird dementsprechend die Hauptmenge an Talg produziert. Vor allem in der sogenannten T-Zone (Stirn und der Bereich zwischen Nase und Kinn) macht sich eine vermehrte oder verminderte Talgabsonderung bemerkbar.

Wird zu viel Talg gebildet, ist die Haut fettig und man spricht von Seborrhoe. Ist die Talgsekretion vermindert, so ist die Haut trocken. Dies wird als Sebostase bezeichnet. Je weiter die Talgdrüsen vom Kopf entfernt sind, umso kleiner sind sie und umso geringer ist ihre Anzahl. An den Handflächen und den Fußsohlen fehlen sie ganz. Die Talgproduktion wird unter anderem durch Sexualhormone gesteuert. Während Androgene die Talgproduktion anregen, wird sie durch Estrogene gehemmt.


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Trocken und fettarm Der Hauttyp ist der genetisch festgelegte Grundzustand der Haut. Innere und äußere Einflüsse bleiben hier unberücksichtigt. Da diese jedoch große Auswirkungen auf die Haut haben können und die Haut außerdem im Laufe des Lebens ihren Grundzustand durchaus mehrmals verändern kann, spricht man heute meist vom Hautzustand. Als Hautzustand bezeichnet man die durch die Vorgänge in und auf der Haut entstandenen Eigenschaften der Hautoberfläche. Gemeint ist damit im Prinzip die Menge und Zusammensetzung des Hydrolipidfilms.

Zugrunde liegen genetische Faktoren, wie beispielsweise eine Veranlagung zu trockener Haut. Innere Ursachen, wie hormonelle Veränderungen, Krankheiten und Stress, sowie äußere Einflüsse, wie UV-Bestrahlung oder niedrige Luftfeuchtigkeit, addieren sich und ergeben zusammen mit der Veranlagung den tatsächlichen Hautzustand. Die Feststellung des aktuellen Hautzustandes ist Grundvoraussetzung für eine qualifizierte Beratung, da sich die Wahl der Pflegeprodukte in erster Linie am Hautzustand orientiert. Für die Beurteilung des Hautzustands spielen zwei Größen eine Rolle.

Einerseits handelt es sich um das durch die Talgdrüsen produzierte Fett, das mit Schweiß und Hornzellmasse den Hydrolipidfilm bildet, andererseits ist dies der transepidermale Wasserverlust. Je mehr Talg produziert wird, umso lückenloser überzieht der Hydrolipidfilm die Haut und umso weniger Wasser kann tatsächlich verdunsten. Fettarme Haut, die also zu wenig Talg produziert, ist zwangsläufig auch immer feuchtigkeitsarm, also trocken. Oder andersherum: Trockene Haut ist nicht nur feuchtigkeitsarm, sondern stets auch fettarm, denn dies bedingt einen zu dünnen und nicht flächendeckenden Hydrolipidfilm und damit auch den übermäßigen Wasserverlust.

SO ALTERT KOLLAGEN

Das Kollagenmolekül besteht aus drei zur Tripelhelix verdrillten Polypeptidketten. Die Kollagenketten aus jungem Bindegewebe sind untereinander überwiegend unvernetzt und durch die Anordnung der polaren Gruppen gut hydratisierbar. Während des Alterungsprozesses bilden sich im Kollagen Quervernetzungen. Dadurch vermindert sich das Wasseraufnahmevermögen und die früher einmal pralle Haut wird schlaff.

Schuppig und glanzlos Trockene Haut ist durch kleine abgelöste Schüppchen rau und glanzlos. Die Dicke der Hautschichten ist verringert, die Haut ist gespannt und neigt zu frühzeitiger Faltenbildung. Da die Durchblutung ungleichmäßig und die Haut besonders empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen aller Art ist, sieht trockene Haut häufig fleckig aus. Entzündlich gerötete Areale wechseln mit blassen und normal farbigen Bereichen ab. Die Poren sind sehr klein, Mitesser findet man gar keine. Das Hauptproblem des trockenen Hautzustands ist die extreme Empfindlichkeit. Auch die Sonnenempfindlichkeit ist hier durch die verringerte Hautdicke besonders hoch.

In Abhängigkeit vom Alter entwickelt jeder Mensch irgendwann eine trockene Haut. Personen mit normaler Haut müssen ungefähr ab dem 40. bis 50. Lebensjahr mit einem Übergang in Richtung fettarm-trocken rechnen, bei Personen mit fetter Haut kann es einige Jahre länger dauern. Ab dem 60. Lebensjahr haben praktisch alle Menschen eine trockene Haut. Man spricht dann von Altershaut, reifer Haut oder freundlicher ausgedrückt „anspruchsvoller“ Haut.

Von innen und außen Nicht nur das Lebensalter als solches ist ein Faktor für trockene Haut. Auch die Hormone, die in den verschiedenen Lebensphasen gebildet werden, spielen eine Rolle. So ist die Haut in der Pubertät durch die einsetzenden Hormone häufig fettig. Sie normalisiert sich dann meist im Laufe der Zeit und wird durch die Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva oder während der Schwangerschaft trockener. In den Wechseljahren und vor allem danach neigt sie meist deutlich zur Trockenheit. Auch übermäßiges Schwitzen und zu wenig Trinken trocknen die Haut aus.

Man tut also auch seiner Haut etwas Gutes, wenn man ausreichend trinkt, insbesondere nach dem Sport. Dass die Haut von Rauchern oft blass, grau und trocken aussieht, hängt ebenfalls mit dem Feuchtigkeitsgehalt zusammen. Die Haut wird schlechter durchblutet und es fehlt, genauso wie wenn man zu wenig trinkt, der Nachschub an Wasser. Auch bei Kälte und Hitze gibt die Haut vermehrt Feuchtigkeit ab. Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße, bei Hitze schwitzt man vermehrt. Trockene Heizungsluft entzieht der Haut zusätzlich Feuchtigkeit.

Nicht zuletzt ist es auch die Sonne, die der Haut zusetzt, wenn man es mit dem Sonnenbaden übertreibt. Langfristig nehmen dann die Kollagenfasern in der Lederhaut Schaden. Sie können kein Wasser mehr binden, die Haut altert vorzeitig, wird faltig und trocken. Durch mangelnde oder übertriebene Körperpflege kann man die Haut auch austrocken oder bereits trockener Haut schaden. Besonders Seifen können durch ihren alkalischen pH-Wert zu Trockenheit führen, da sie die Neubildung des sauren Hydrolipidfilms nach dem Waschen verzögern.

Gesicht und Körper Bei der Reinigung und Pflege der trockenen Haut muss jeder zusätzlich austrocknende oder irritierende Einfluss vermieden werden. Neben einer schonenden Reinigung, beispielsweise mit einem sauren Syndet oder mit Reinigungsmilch und Gesichtswasser, muss im Anschluss der durch das Waschen verlorengegangene Hydrolipidfilm ersetzt werden. Rückfettende Reinigungsprodukte reichen dazu in der Regel nicht aus. Peelings werden bei trockener Haut nicht empfohlen, ebenso wenig Gesichtswässer mit Alkohol. Sie trocknen zusätzlich aus und der Zusatz von Alkohol ist bei diesem Hautzustand auch nicht nötig.

Pickel, die sich entzünden könnten und die desinfiziert werden müssten, findet man bei trockener Haut nicht oder nur vereinzelt. Gesichts- und Körperpflege unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe im Prinzip nicht. Unterschiedlich ist aber die Grundlage. In der Körperpflege verwendet man eher Produkte mit leichterer Konsistenz und hohem Spreitvermögen, die sich leichter auf großen Flächen auftragen lassen. Entscheidend für das Wohlbefinden der Anwenderin ist sowohl im Gesicht wie auch am restlichen Körper die Erhöhung des Feuchtigkeitsgehalts, wobei großer Wert auf eine Steigerung des Wasserbindevermögens mit Feuchthaltesubstanzen zu legen ist.

Aber auch durch die Cremegrundlage lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt steuern. Geeignet sind W/O-Emulsionen oder O/W-Emulsionen mit hohem Lipidanteil. Lipide in ausreichender Menge gewährleisten eine flächendeckende Verstärkung des Hydrolipidfilms und verhindern durch einen leichten Okklusionseffekt ein übermäßiges Verdunsten von Wasser.

Soll nach der Tagespflege noch ein Make-up aufgetragen werden, so empfiehlt sich für das Gesicht die Verwendung einer O/W-Emulsion, da das Make-up durch den hohen Anteil an pulverförmigen Inhaltsstoffen einen gewissen austrocknenden Effekt besitzt. Wirkstoffe, die sich für Kosmetika bei trockener Haut besonders bewährt haben, sind vor allem Feuchthaltefaktoren, aber auch Liposomen und die reizlindernd und hautberuhigend wirkenden Substanzen Allantoin und Bisabolol.


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Feucht und geschmeidig Damit die Haut prall und rosig aussieht, benötigt sie einen bestimmten Gehalt an Wasser, der für die Hornschicht 10 bis 20 Prozent beträgt. Geht mehr Wasser verloren, so entstehen kleine Fältchen und Schüppchen. Um auch bei ungünstigen äußeren Bedingungen nicht zu viel Wasser zu verlieren, besitzt die Haut wasserbindende Substanzen, die das Wasser in der Hornschicht festhalten. Diese Substanzen stammen aus dem Schweiß und Talg oder entstehen beim Verhornungsprozess. Die Summe dieser wasserbindenden Stoffe der Haut wird als NMF (natural moisturizing factor) bezeichnet.

Der NMF enthält zu einem großen Teil Aminosäuren, vor allem Serin und Citrullin. Weiter findet man die aus der Aminosäure Arginin hervorgegangene Pyrrolidoncarbonsäure, Harnstoff, Salze organischer Säuren, wie Lactate, sowie anorganische Ionen. Alle diese Substanzen bilden um sich eine Hydrathülle und halten auf diese Weise Wassermoleküle in der Hornschicht. Als Feuchthaltesubstanzen in Kosmetika, auch Moisturizer genannt, finden unter anderem die einzelnen Bestandteile des NMF oder Kombinationen, die dem NMF in ihrer Zusammensetzung ähnlich sind, Verwendung.

Aminosäuren und ihre Derivate sind sehr effektive Moisturizer, da sie mehrere Ladungen pro Molekül tragen können und so relativ viel Wasser binden. Zur Herstellung kosmetischer Produkte wird beispielsweise Glycin verwendet. Pyrrolidoncarbonsäure ist zu etwa zwölf Prozent in NMF enthalten. Sie wird meist in Form ihres Natriumsalzes eingesetzt, das im Gegensatz zur freien Säure stark hygroskopisch ist. Sehr bekannt als Moisturizer ist Harnstoff (Urea). Er ist in gesunder Haut zu etwa sieben Prozent zu finden. Er hat von allen natürlichen Feuchthaltefaktoren die größte Bedeutung. In Dermatika ist mit Harnstoff ab zwei Prozent eine deutliche Erhöhung des Feuchtigkeitsgehalts der Haut zu erreichen.

Aufgrund seiner guten Wasserlöslichkeit senkt Harnstoff den Dampfdruck von Wasser. So wird die Verdunstung an der Oberfläche der Haut reduziert. Die Substanz ist nicht toxisch, nicht sensibilisierend und wirkt außerdem juckreizstillend, entzündungshemmend und antimikrobiell, weshalb Urea sehr häufig in kosmetischen Präparaten verarbeitet wird. Zahlreiche Pflegecremes fürs Gesicht, aber auch viele Körperlotionen enthalten Harnstoff. Hierbei spielt für die Wirkung des Harnstoffs die Emulsionsform eine entscheidende Rolle. Bei O/W-Emulsionen findet er sich nach kurzer Zeit in relativ hohen Konzentrationen in oberen Bereichen der Hornschicht. Wird Harnstoff dagegen in Form einer W/OEmulsion appliziert, so fehlt dieser Sofort-Effekt und er ist stattdessen nach einiger Zeit auch in tieferen Schichten der Epidermis und in der Lederhaut zu finden.

Durch die regelmäßige Verwendung harnstoffhaltiger Pflegeprodukte wird die Haut auch unempfindlicher gegen austrocknende Einflüsse. Dies scheint auf einer durch Harnstoff gesteigerten Anregung der Synthese von Lipiden zu liegen, die an der Barriere beteiligt sind, sodass der transepidermale Wasserverlust ähnlich wie bei Verwendung von W/O-Emulsionen verringert wird. Der gleiche Mechanismus wurde auch bei der regelmäßigen Verwendung von Glycerol in Hautpflegeprodukten gefunden. In der Kosmetik ist die zulässige Harnstoffkonzentration auf zehn Prozent beschränkt, in der Dermatologie wird er auch höher konzentriert eingesetzt.

In medizinischen Zubereitungen nutzt man seine Fähigkeit, die Penetration anderer Arzneistoffe durch die Haut zu verbessern. In Konzentrationen über zehn Prozent wirkt Harnstoff zusätzlich keratolytisch. Dabei wird die Interzellularsubstanz im Stratum corneum aufgelockert und erweicht. Milchsäure und vor allem ihre Salze, wie Natriumlactat, sind stark hygroskopisch. Neben der guten feuchtigkeitsbindenden Wirkung werden Kombinationen aus Milchsäure und ihren Salzen auch häufig zur Einstellung und Pufferung des gewünschten pH-Wertes eingesetzt. Die mehrwertigen Alkohole Glycerol, Propylenglykol und Sorbit sind ebenfalls stark hygroskopisch, benötigen allerdings genügend Feuchtigkeit aus der Pflegekosmetik, da sie sonst leicht Wasser aus tieferen Hautschichten anziehen.

Sie dienen nicht nur dazu, Feuchtigkeit in der Haut anzureichern, sondern sollen auch die kosmetische Zubereitung vor dem Austrocknen schützen. Glycerol findet man vor allem in Handcremes, wo es die Haut vor Rissen schützen soll. Auch Zuckern und ihren Polymeren wird ein feuchtigkeitsbindender Effekt zugeschrieben. Stoffe wie Inosit, Glucose und Fructose werden gelegentlich zu diesem Zweck eingesetzt. Das Faserprotein Kollagen wird ebenfalls bei trockener, aber vor allem bei reifer Haut eingesetzt. Es kommt in der Haut natürlich vor und bildet den größten Teil des Bindegewebes und der Lederhaut. Für die Verarbeitung in kosmetischen Produkten wird Kollagen aus der Lederhaut junger, gesunder Schlachttiere gewonnen.

Als Gesichtspflegecreme appliziert, bewirkt Kollagen die Bindung von Feuchtigkeit in der Hornschicht. Dieser Effekt geht auch bei niedriger Luftfeuchtigkeit nicht verloren. Allerdings sind relativ hohe Konzentrationen nötig. Darüber hinaus wird die Haut durch Kollagen glatt, weich und geschmeidig. Dass Kollagen aus kosmetischen Mitteln bis in die Lederhaut eindringt und dort den Verlust an löslichem Kollagen ausgleicht oder die Neubildung anregt, konnte nicht belegt werden. Ein solcher Verjüngungseffekt ist wegen der Molekülgröße und der damit verbundenen Penetrationsproblematik auch gar nicht zu erwarten. Zu bedenken ist außerdem, dass es sich beim Kollagen aus Schlachttieren um ein Eiweiß handelt, das in seiner Aminosäurensequenz geringfügig vom menschlichen Kollagen abweicht.

Es kann daher als Fremdeiweiß erkannt werden und allergische Reaktionen hervorrufen. Kollagenhydrolysate sind Abbauprodukte des Kollagens, die aus einzelnen Aminosäuren oder niederen Peptiden bestehen. Sie sollen ebenfalls den Feuchtigkeitsgehalt der Hornschicht erhöhen und die Haut geschmeidig halten. Ein weiterer Feuchthaltefaktor ist Aloe vera. Es handelt sich um einen dickflüssigen Extrakt, der aus den Blättern der Aloe- Pflanze durch Auspressen oder Extraktion mit Wasser gewonnen wird. Der Extrakt ist auch unter dem Namen Aloe-Vera- Gel bekannt. Er enthält vor allem Heteropolysaccharide, die in der Pflanze für die Wasserspeicherung zuständig sind. In kosmetischen Mitteln wirkt Aloe Vera dementsprechend feuchtigkeitsbindend, aber auch entzündungshemmend, weshalb es gelegentlich auch zur Linderung von Sonnenbränden verwendet wird.

Ein trockener Hautzustand ist das Ergebnis aus erhöhtem TEWL und zu wenig Hydrolipidfilm.

Klein und rund Liposomen stehen zurzeit nicht mehr so stark im Fokus der Kosmetikwerbung, sie eignen sich jedoch sehr gut als Wirkstoffe bei trockener Haut. Es sind kugelförmige Vesikel, die synthetisch hergestellt werden und überwiegend aus Phospholipiden, meist aus Lecithin, bestehen, das aus Hühnereiern oder Sojabohnen gewonnen wird. Lecithin ist ein Diglycerid, das mit Phosphorsäure, die ihrerseits mit dem Amin Cholin verbunden ist, verestert ist. Daneben sind Cholesterol und Glycolipide enthalten.

Bei den Liposomen handelt es sich um Lipid- Doppelmembranen, bei denen sich die hydrophilen Köpfe in Richtung innerer und äußerer Membranoberfläche orientieren, während alle lipophilen Reste einander zugewandt nach innen gerichtet sind. Dementsprechend sind Liposomen wasserlöslich und besitzen einen wässrigen Innenraum. Der Raum zwischen der Doppelmembran kann dagegen lipophile Stoffe aufnehmen. Man unterscheidet sie nach Größe und Anzahl der Membranschichten.

Liposomen können leer oder mit hydrophilen oder lipophilen Wirkstoffen beladen eingesetzt werden. Hydrophile Wirkstoffe reichern sich im wässrigen Innenraum der Liposomen an, während lipophile Substanzen, wie beschrieben, in der Lipidhülle zu finden sind. Je nach Größe gelangen die Liposomen auch in tiefere Schichten der Epidermis, geben dort ihre Wirkstoffe frei, während die Liposomenhülle mit den Membranstrukturen der Haut verschmilzt.


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Trockenheit und Juckreiz Die Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bezeichnet, ist eine der häufigsten Hauterkrankungen im Säuglings- und Kindesalter. Etwa 10 bis 15 Prozent aller Kinder sind mehr oder weniger schwer davon betroffen. Den meisten Patienten bleibt die Erkrankung das ganze Leben erhalten. Nur in seltenen Fällen tritt die atopische Dermatitis erstmals nach der Pubertät auf. Weltweit hat die Erkrankung in den vergangenen Jahren zugenommen. Man geht davon aus, dass Umweltfaktoren, aber auch übertriebene Hygiene dafür verantwortlich sind. Die wichtigsten Leitsymptome der Neurodermitis sind die extrem trockene Haut, der quälende Juckreiz und die durch Kratzen entstehenden Ekzeme.

Weitere Hinweise auf Neurodermitis sind der charakteristische Ausfall der äußeren Teile der Augenbrauen sowie schlecht heilende Einrisse in den Mundwinkeln. Die Erkrankung äußert sich in den verschiedenen Lebensabschnitten in unterschiedlicher Weise. Die frühkindliche Phase beginnt meist mit etwa drei Monaten. Betroffen sind vor allem die Wangen, die behaarte Kopfhaut und die Streckseiten der Extremitäten. Auf der Kopfhaut bilden sich Verkrustungen, die wegen ihres Aussehens, das an übergekochte Milch erinnert, als Milchschorf bezeichnet werden. In der frühkindlichen Phase sind nässende Formen der Erkrankung häufiger als in späterem Lebensalter.

In späteren Phasen treten sogenannte lichenifizierte Hautveränderungen, also Veränderungen durch Verdickung und Vergröberung der Hautfelder, in den Vordergrund. Im Erwachsenenalter sind dann vor allem die großen Gelenkbeugen, der Hals und das Gesicht betroffen. Manchmal treten beim Erwachsenen auch nur isolierte Handekzeme auf. Der Juckreiz bleibt in jedem Stadium das Hauptsymptom. Durch Kratzen kommt es zu Entzündungen, zu Pigmentveränderungen und gelegentlich sogar zur Narbenbildung. Die entzündlich veränderte Haut kann von Mikroorganismen, häufig Staphylococcus aureus, infiziert werden, was wiederum die Abheilung verhindert und weitere Entzündungen auslöst.

Typisch für die Erkrankung ist auch ihr Verlauf in Schüben. Während eines akuten Schubs juckt die Haut ganz besonders. Durch das fast unvermeidbare Kratzen entzündet sie sich, nässt und blutet häufig sogar. In der chronischen Phase ist die Haut extrem trocken und neigt zur Lichenifikation. Meist verschlechtert sich die Neurodermitis im Winter, wenn der Feuchtigkeitsgehalt der Luft sinkt. Häufig treten gleichzeitig beim Patienten oder in seiner Familie andere atopische Erkrankungen, wie allergisches Asthma oder Heuschnupfen, auf.

Ursachen und Pathogenese Was der atopischen Dermatitis zugrunde liegt, ist noch immer nicht völlig geklärt. Ohne Zweifel sind genetische Ursachen daran beteiligt, letztlich handelt es sich jedoch um eine Erkrankung des Immunsystems. Allen atopischen Erkrankungen ist gemeinsam, dass die Produktion der Antikörper vom Typ IgE krankhaft gesteigert ist. Die gesteigerte IgE-Bildung führt zu einer vermehrten Freisetzung von Histamin und Entzündungsmediatoren. Histamin ist offensichtlich für den starken Juckreiz verantwortlich.

Nicht nur allergische Reaktionen, sondern auch psychischer Stress können zu einer vermehrten Histaminausschüttung führen. Insgesamt ist bei Neurodermitikern die Juckreizschwelle erniedrigt, auch hält die Juckreizempfindung länger an als bei anderen Personen. Typisch dafür ist die Unverträglichkeit von Textilien aus Schurwolle. Andere Symptome der Neurodermitis wie die extreme Trockenheit der Haut scheinen nicht immunologischer Natur zu sein. Die Barrierefunktion der Haut ist gestört, was zu einer Erhöhung des transepidermalen Wasserverlusts führt.

Zudem ist das Wasserbindevermögen der Hornschicht der Epidermis durch fehlende natürliche Feuchthaltefaktoren, in erster Linie Harnstoff, erniedrigt. Messungen haben gezeigt, dass der Harnstoffgehalt der geschädigten Haut um bis zu 85 Prozent reduziert ist. Der erste Schritt der Behandlung der atopischen Dermatitis sollte immer in der Elimination der auslösenden Faktoren liegen. Die Auslöser sind individuell sehr unterschiedlich, einige Patienten vertragen Seifen oder Waschmittel nicht. Inwieweit Nahrungsmittel eine Rolle spielen, ist strittig.

Lindern und Intervalle verlängern Die Basisbehandlung der Neurodermitis hat die Wiederherstellung der gestörten Barrierefunktion, die Linderung des Juckreizes und die Verlängerung der erscheinungsfreien Intervalle zum Ziel. Sie sollte regelmäßig, am besten zweimal täglich, auch während ekzemfreier Intervalle, durchgeführt werden. Nicht befallene Areale sind ebenfalls pathologisch verändert und sollten in gleicher Weise mitbehandelt werden. Die Basistherapie bei atopischer Dermatitis besteht in der Zufuhr von reichlich Fett und feuchtigkeitbindenden Substanzen. Je trockener und rissiger die Haut ist, umso fetthaltiger sollte die Creme sein.

Im akuten Stadium sind feuchte Zubereitungen wirksamer. Auch Kälte, beispielsweise in Form von kalten Duschen, kann dann den Juckreiz vermindern. Spezielle Vorlieben des Patienten sollten berücksichtigt werden. Sie beruhen oftmals auf individuellen Besonderheiten der Neurodermitikerhaut wie einer verminderten Schweißsekretion oder der Unverträglichkeit bestimmter Lipide. Auch jahreszeitlich bedingt werden unterschiedlich stark wasserhaltige Zubereitungen bevorzugt. Die gestörte Barrierefunktion der Haut und der dadurch erhöhte transepidermale Wasserverlust kann zumindest für kurze Zeit durch die Zufuhr von Lipiden günstig beeinflusst werden. Hierfür eignen sich prinzipiell lipophile Grundlagen, wasserfreie Zubereitungen werden allerdings wegen des Okklusionseffektes häufig als unangenehm empfunden.

Als geeignet hat sich auch der Zusatz von Harnstoff in Konzentration von drei bis zehn Prozent, erwiesen, der zu einer Hydratisierung der Hornschicht führt. Seine Wirkung ist am stärksten ausgeprägt, wenn Harnstoff in einer W/O-Emulsion angeboten wird. Insbesondere bei Kindern kann Harnstoff zu Hautirritationen führen, weshalb einige Dermatologen harnstoffhaltige Präparate erst nach dem fünften Lebensjahr empfehlen. Häufig können die Unverträglichkeiten jedoch durch Wahl eines geeigneten Vehikels vermieden werden. So erweisen sich O/W-Emulsionen als Grundlage meist als besser verträglich. Begrenzt man die Harnstoffkonzentration bei Kindern zusätzlich auf drei Prozent, so treten nur in wenigen Fällen Reizungen auf.

Befindet sich die Haut Erwachsener in einer chronischen Phase, kann die Harnstoffkonzentration bis zu zehn Prozent betragen. Im akuten Schub sowie bei der Anwendung im Gesicht liegt die Obergrenze bei fünf Prozent. Ebenfalls gute Ergebnisse wurden mit Linolensäure, die im Nachtkerzenöl und im Borretschsamenöl enthalten ist, erzielt. Viele Atopiker weisen einen Mangel an dieser essenziellen Fettsäure auf. Durch die Zufuhr der Omega-6-Öle auch mit der Nahrung, werden ungesättigte Fettsäuren, die nicht über die Arachidonsäure verstoffwechselt werden, in die Zellmembranen eingebaut.

Arachidonsäure gilt als Vorstufe der wichtigsten Entzündungsmediatoren. Liegt ein Mangel an Linolensäure vor, so werden in die Bausteine der Lipidbarriere andere Fettsäuren eingebaut. Die Folge sind mangelhafte Funktionsfähigkeit und Stabilität. Sowohl durch topische wie auch orale Applikation können diese Mangelsituationen ausgeglichen werden, wodurch sich die Barrierefunktion verbessert. Eine ideale Basisbehandlung für Neurodermitiker sollte trotzdem einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthalten.

Auch die Hornschichtlipide bestehen überwiegend aus gesättigten Fettsäuren. Dies hat zur Folge, dass sich die Lipidlamellen der Hornschicht bei Körpertemperatur in einer Art Gel-Zustand befinden. Hier ist der Stoffaustausch am geringsten. Steigt der Anteil an ungesättigten Fettsäuren durch übermäßige Zufuhr von außen, so gehen die Lipide in einen Sol-Zustand über und die Durchlässigkeit erhöht sich.

Zur Hautreinigung sollten möglichst keine Seifen, sondern saure oder neutrale Syndets verwendet werden. Als günstig haben sich Ölbäder als Badezusätze erwiesen, die auf der Oberfläche des Badewassers einen Ölfilm ausbilden, der dann auf die Haut aufzieht. Neurodermitiker sollten allerdings nicht allzu häufig baden oder duschen, denn trotz milden Syndets und Ölbädern werden Feuchthaltefaktoren ausgeschwemmt, was die Haut austrocknet.

Glukokortikoide Im akuten Stadium ist das oberste Ziel die Verminderung des quälenden Juckreizes, ein Problem, das bis heute nicht zufriedenstellend gelöst ist. Hier eignen sich meist stärker wasserhaltige Zubereitungen oder fett-feuchte Umschläge mit wirkstofffreien oder kortikoidhaltigen Fettsalben. Zentraler Bestandteil der Therapie ist die lokale Applikation von Glukokortikoiden. Der Verzicht auf diese hochwirksamen Arzneistoffe ist oftmals gleichbedeutend mit einer langen Leidenszeit. Dank der neuen Substanzen und ihres gezielten Einsatzes ist nur in Ausnahmefällen mit einer Hautatrophie zu rechnen.

Trotzdem ist bei vielen Betroffenen noch immer eine große „Kortison- Angst“ vorhanden, die man ihnen im Gespräch nehmen sollte. Kortikoide reduzieren den Gehalt an Histamin in der Haut, das als Hauptursache für den Juckreiz angenommen wird. Außerdem wirken Glukokortikoide immunsupprimierend und hemmen die Freisetzung der Arachidonsäure aus den Zellmembranen. Vor allem bei Kindern, deren Haut eine wesentlich höhere Resorptionsfähigkeit aufweist als die Haut Erwachsener, sollten keine stark und lang anhaltend wirkenden Kortikoide verwendet werden.

Aufgrund seiner im Verhältnis zu den anderen Verbindungen eher schwachen Wirkung ist Hydrokortison besonders geeignet. Prednicarbat wird zwar in der Haut inaktiviert und weist somit keine systemischen Effekte auf, unerwünschte kutane Wirkungen können bei langfristiger Anwendung trotzdem auftreten. Als besonders nebenwirkungsarm hat sich Mometason erwiesen.

Glukokortikoide zur dermalen Applikation sind mit Ausnahme des Hydrokortisons in Konzentrationen bis 0,5 Prozent und einer Menge von maximal 20 Gramm verschreibungspflichtig. Die Kortikoid-Therapie der Neurodermitis bedarf jedoch wegen ihrer langen Dauer großer Erfahrung und sollte einem erfahrenen Arzt vorbehalten bleiben.

Desinfizienzien Einige Patienten mit nässenden und infizierten Ekzemen sprechen gut auf desinfizierende Wirkstoffe an. Bei Kindern hat sich der Einsatz von Farbstoffen mit desinfizierender Wirkung, wie Gentianaviolett (Pyoktanin), als wirksam erwiesen. Als Individualrezeptur in Konzentrationen von 0,1 bis 0,25 Prozent auf die betroffenen Hautareale aufgetragen, vermag es die Keimbesiedlung zu reduzieren und Ekzeme zu bessern. Nachteilig ist die zwar reversible, aber sehr kräftige Verfärbung der Haut.

Immunmodulatoren Da es sich bei der atopischen Dermatitis um eine Fehlfunktion des Immunsystems handelt, können auch mit immunsuppressiv wirkenden Substanzen Erfolge erzielt werden. Das Makrolidlacton Tacrolimus ist als Salbe in Konzentrationen von 0,1 und 0,03 Prozent für die Behandlung der Neurodermitis bei Erwachsenen zugelassen, die nicht angemessen auf andere Therapien reagieren oder diese nicht vertragen. In der Konzentration von 0,03 Prozent ist die Salbe außerdem auch für Kinder ab zwei Jahren zugelassen, die nicht ausreichend auf andere Therapieformen ansprechen.

Der Wirkungsmechanismus richtet sich selektiv auf die bei der Neurodermitis überschießende Immunantwort der Haut. Tacrolimus hemmt Immunantworten, indem die Synthese bestimmter Zytokine verhindert wird. Da der Wirkstoff nicht in den Kollagenstoffwechsel eingreift, ist auch bei langfristiger Anwendung nicht mit einer Hautatrophie zu rechnen. Deshalb ist die Therapie mit Tacrolimus auch besonders für Gesicht und Hals geeignet. Systemische Effekte sind bei stark geschädigter Haut möglich. Die Resorption verringert sich im Laufe der Therapie aber durch die Wiederherstellung der Barrierefunktion.

Meist wird Tacrolimus gut vertragen, gelegentlich treten Brennen, Jucken und Hautrötungen auf, die jedoch bald wieder abklingen und keinen Grund für einen Therapieabbruch darstellen. Ein ungeschützter Aufenthalt in der Sonne ist während der Behandlung zu vermeiden. Außerdem dürfen andere Hautpflegemittel innerhalb von zwei Stunden vor beziehungsweise nach der Applikation nicht im gleichen Hautbereich angewendet werden. Da Tacrolimus erst seit einigen Jahren für die Behandlung der Neurodermitis zugelassen ist, liegen noch keine aussagefähigen Erfahrungen über Spätfolgen bei einer Langzeitbehandlung vor.

Möglicherweise besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung maligner Erkrankungen. Weitere, mit Tacrolimus verwandte Immunmodulatoren sind Sirolimus und Pimecrolimus. Letzteres hemmt Entzündungszytokine in der Haut und zeigt bei sehr guter Verträglichkeit ebenfalls weder Hautatrophie noch systemische Wirkungen.

Antihistaminika Da Histamin entscheidend am Juckreiz beteiligt ist, werden in vielen Fällen während der akuten Phasen Antihistaminika systemisch verabreicht. Durch den starken Juckreiz können die Betroffenen häufig nicht einschlafen, sodass vom Arzt bevorzugt Antihistaminika mit sedierender Wirkung ausgewählt werden. Bei Infektionen der Ekzeme, die auf lokale Desinfizienzien nicht ansprechen, können auch systemische Antibiotikagaben indiziert sein. Seit einigen Jahren wird auch UV-Strahlung zur Behandlung der atopischen Dermatitis eingesetzt.

Die Wirkung begründet sich aus der immunsuppressiven Wirkung der UV-Strahlen. Wird UVB-Strahlung oder kombinierte UVA/UVB-Strahlung eingesetzt, so ist mit den bekannten Folgeschäden zu rechnen. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass auch langwellige UVA-Strahlung wirksam ist. Als teilweise sehr effektiv haben sich Klimatherapien erwiesen. Besonders das Klima der Nordseeinseln führt selbst bei schwersten Fällen in erstaunlich kurzer Zeit zur zumindest vorübergehenden Beschwerdefreiheit.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 34. 

Sabine Breuer, Apothekerin/Redaktion

„Veranlagung und Lebensstil”

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