© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Berühmte Apotheker

VATER DER WISSENSCHAFTLICHEN PHARMAZIE

Vom Handwerk zur Wissenschaft, Wegbereiter des akademischen pharmazeutischen Studiums: Nicht nur dieser Verdienst gebührt dem Erfurter Apotheker und Professor Johann Bartholomäus Trommsdorff.

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Übernahme der väterlichen Apotheke In dieser Weimarer Lehrzeit entstand 1787 auch Trommsdorffs erste wissenschaftliche Arbeit: „Chemische Untersuchung des sauren Salzes der rothen Beeren des Sumach oder Gerberbaums (Rhus coriaria L.)“. Anschließend ging er auf Wanderschaft, konditionierte etwa in Stettin und Stargard in Pommern. Vorübergehend hatte sich auch die finanzielle Situation der Familie verbessert, durch Heirat seiner Mutter mit dem an der Erfurter Universität tätigen Professor für Medizin, Chemie und Botanik Jacob Planer (1743 bis 1789). Doch als der Stiefvater im Dezember 1789 verstarb, kehrte Trommsdorff sofort nach Erfurt zurück, um die väterliche Schwan-​Ring-Apotheke am Anger in Erfurt, an der Ecke der heutigen Hauptpost, vorerst zur Pacht zu übernehmen.

Schließlich stellte die Apotheke die wirtschaftliche Grundlage der Familie dar. Von da an konnte er seine ihn brennend interessierenden wissenschaftlichen Studien nur neben seiner täglichen Arbeit in der Offizin durchführen. Doch schon 1790 erschien sein erstes Buch „Kurzes Handbuch der Apothekerkunst zum Gebrauch für Lernende“, was aufzeigt, wie sehr ihm eine wissenschaftlich fundierte Apothekerausbildung am Herzen lag. 1792 erschien sein „Systematisches Handbuch der Pharmacie“. Noch 22-jährig wurde Trommsdorff im gleichen Jahr Mitglied der „Churfürstlichen Mayntzischen Akademie nützlicher Wissenschaften“ in Erfurt. Wenig später gab er das „Journal der Pharmacie für Aerzte und Apotheker“, die erste regelmäßig erscheinende pharmazeutische Fachzeitschrift heraus, die sich zu einem Diskussionsforum der Naturforscher Europas entwickelte. Damit begründete er zugleich das pharmazeutische Zeitungswesen.

Meilenstein: Wissenschaftliche Ausbildung Mit 24 Jahren bewarb Johann Bartholomäus Trommsdorff sich an der Medizinischen Fakultät Erfurts für die Professur für Chemie. Die hierfür notwendige Promotion erledigte er innerhalb weniger Monate, wurde zum außerordentlichen Professor (ohne Gehalt) ernannt und hielt an der Erfurter Universität Vorlesungen über Chemie, Mineralogie, Pharmazie sowie Rezeptierkunst. Bis zur Schließung der Erfurter Universität 1816 lehrte er dort, erst 1811 erhielt er allerdings die Berufung zum ordentlichen Professor der Chemie. Seine intensiven Studien führten ihn 1794 selbst von der Stahlschen Phlogistontheorie weg hin zur Lavoisierschen Lehre.

Seine wissenschaftlichen Studien betrafen darüber hinaus aber auch die Botanik, Physik und technische Chemie. Er beschäftigte sich mit Fragen der Textilfärberei, der Brauerei, untersuchte Mineralquellen und suchte auch durch öffentliche Vorlesungen die Bevölkerung mitzunehmen und im Sinne des Utilitarismus zu beweisen, dass Apotheker etwas Nützliches für die Gesellschaft zu leisten vermögen. Durch fachgerechte Analysen der Quellwässer von Langensalza, Tennstedt und Salzungen legte er etwa deren Grundstein für die Entwicklung als Heilbäder. Außerdem machte sich Trommsdorff um die Rübenzuckergewinnung, die Agrikulturchemie und die einheimische Opiumherstellung verdient, stellte ab 1797 Arzneistoffe auch über den eigenen Bedarf hinaus her und widmete sich dabei insbesondere der Standardisierung von Produktionsverfahren.

So förderte er auch in Tollwitz bei Bad Dürrenberg den Bau einer der ersten chemisch-pharmazeutischen Fabriken. Doch erst sein Sohn und Apothekennachfolger Hermann Trommsdorff (1811 bis 1884) ließ 1837 die Fabrikation H. Trommsdorff ins Erfurter Handelsregister eintragen und legte damit auch formal den Grundstein für das heutige Unternehmen. Besonderes Verdienst Trommsdorffs ist jedoch seine berühmt gewordene „Chemisch-physikalisch-pharmaceutische Pensionsanstalt für Jünglinge“, die er noch 25-jährig angeschlossen an die Erfurter Schwan-Ring-Apotheke gründete. Sie gilt als das erste pharmazeutisch-chemische Institut in Deutschland.

Trommsdorff unterrichtete hier in einer gesunden Mischung aus Theorie und Praxis, nach einem damals äußerst modernen Ausbildungskonzept, insgesamt 303 Schüler, 24 davon aus dem Ausland. Vornehmlich waren dies begabte, häufig eher mittellose Apothekergehilfen, sodass er um deren Unterricht zu bezahlen, sie zu beköstigen, regelmäßig Bittgesuche um Unterstützung an die preußische Regierung in Erfurt richten musste. Der Erfolg: Aus Trommsdorffs Schule gingen mehrere später bekannte Hochschullehrer wie der an der Universität München tätige Johann Andreas Buchner (1783 bis 1852), aber auch Chemiker wie Otto Unverdorben (1806 bis 1873) sowie zahlreiche wissenschaftlich ambitionierte Apotheker hervor.

Finanzielle Durststrecken Doch nicht nur die Wissenschaft, die er eher selbstlos ohne große finanzielle Interessen betrieb, profitierte stark durch seine Ideen und Umsetzungen. Er wollte auch das Apothekenwesen insgesamt reformieren, entwickelte dazu ein umfangreiches Programm, was Organisation, Ausbildung, Altersversorgung des Apothekerstandes betraf. Trommsdorff zählte hierfür etwa 1808 zu den Mitbegründern des „Erfurter Apothekerkränzchens“, einer der ersten Apothekervereinigungen Deutschlands. Von der internationalen Fachwelt wurden seine Leistungen auch weiterhin gewürdigt, als er aufgrund seiner patriotischen Gesinnung in Schwierigkeiten geraten war.

So traf er – da Erfurt 1806 unter französische Besetzung geraten war – Napoleon persönlich. Auf dessen Frage, wen er für den größten zeitgenössischen Chemiker halte, soll Trommsdorff geantwortet haben: „Die Chemie hat kein großes Haupt mehr, seit Lavoisier das seinige verloren.“ Damit spielte er auf Lavoisiers Hinrichtung während der Französischen Revolution 1794 an. Diese Brüskierung Napoleons, sein Verhalten in der Franzosenzeit kosteten Trommsdorff sein gesamtes Vermögen, er verlor seinen Sitz im Collegium Medicum und hatte eine Festungshaft zu verbüßen. Von den physischen und psychischen Schäden dieser Haft konnte sich Trommsdorff nie ganz erholen.

1828 musste Trommsdorff aus gesundheitlichen Gründen sein Ausbildungsinstitut schließen. Glückliches Privatleben Trommsdorffs zahlreiche Publikationen sind bemerkenswert: Trotz seiner Tätigkeit als praktischer Apotheker, Hochschullehrer, wissenschaftlicher Ausbilder, Fabrikant chemischer Produkte und Inhaber gesellschaftlicher Ämter veröffentlichte Trommsdorff ein umfangreiches Schriftwerk, darunter 34 Bücher, 16 von ihm übersetzte Werke, sieben von ihm herausgegebene Zeitschriften und Buchreihen sowie fast 500 Zeitschriftenaufsätze. Zudem ist eines bekannt: Trommsdorff führte eine gute und glückliche Ehe, fand in Martha Elisabeth Johanna Hoyer (1776 bis 1836), Tochter des Pastors Hoyer in Wandersleben an der Gleichau, die Liebe seines Lebens.

Und diese unterstützte ihn auch zeitlebens bei seiner Arbeit, seinen Zielen – häufig selbstlos. Am 26. April 1797 war sie Trommsdorffs Ehefrau geworden. Ihre Bekanntschaft hatte Trommsdorff 1794 bei einem Ausflug mit deren Bruder, seinem Freund und späteren Arzt Johann Heinrich Hoyer (1770 bis 1843), gemacht. Ihren Tod nach 39 Jahren Ehe überlebte Trommsdorff selbst gerade einmal acht Monate. Am 8. März 1837 starb er an den Folgen einer im Winter 1836/37 erlittenen Grippeerkrankung.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/18 ab Seite 106.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin und Fachjournalistin

Am 8. Mai 1770 in Erfurt als Sohn des Medizinprofessors und Besitzers der Erfurter Schwan-Apotheke Wilhelm Bernhard Trommsdorff (1738 bis 1782) geboren, besuchte Johann Bartholomäus ab 1776 zunächst die örtliche Kaufmännerschule. 1782 musste er jedoch den frühen Tod seines Vaters verkraften.

Nur kurz war deshalb auch sein Aufenthalt am Evangelischen Ratsgymnasium in Erfurt (1783/84), denn seiner Mutter war es finanziell nicht mehr möglich dem Heranwachsenden die höhere Schulbildung zu finanzieren. Er half in der väterlichen Apotheke kurzzeitig aus und begann noch 1884 mit 14 Jahren eine Apothekenlehre in der berühmten Hofapotheke in Weimar bei dem bekannten Hofapotheker, Hofarzt und naturwissenschaftlichen Berater Johann Wolfgang von Goethes (1749 bis 1832) Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz (1734 bis 1798).

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