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UNITED STATES OF AMERICA
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Städte wie New York, Washington oder Boston, Strände in Kalifornien, Sumpflandschaften wie die Everglades in Florida oder der Yosemite Nationalpark lassen einen wahren Traumurlaub erwarten. Auf der Checkliste für den Aufenthalt sollten das ESTA-Formular (automatisiertes System für die Einreise in die USA), eine Kreditkarte (als gängiges Zahlungsmittel), ein USA-Reiseadapter, ein Notfallausweis (mit Allergien, Blutgruppe, Organspendebereitschaft und aktuellen Impfungen), je nach Bedarf Kompressionsstrümpfe für den Langstreckenflug sowie eine gut ausgestattete Reiseapotheke gelistet sein. Letztere enthält am besten handelsübliche Schmerztabletten, ein Mittel gegen Reiseübelkeit und Durchfall, Verbandmaterialien, Halsschmerztabletten sowie Nasentropfen. Wer beispielsweise in die Everglades reist, sollte darüber hinaus an Mittel zur Insektenabwehr und zur Stichbehandlung denken. In sonnigen Staaten wie Florida oder bei Aufenthalten im Gebirge darf eine Sonnencreme mit einem ausreichend hohen Lichtschutzfaktor nicht fehlen. Für die Einfuhr rezeptpflichtiger Medikamente in die USA gelten spezielle Bestimmungen: Reisende müssen für Arzneimittel und Medizinprodukte die ärztliche Verschreibung in englischer Sprache nachweisen, die Substanzen in ihrer Originalpackung aufbewahren und dürfen den erforderlichen Eigenbedarf des Arzneimittels nicht überschreiten. Betäubungsmittel und abhängig machende Substanzen (zum Beispiel bestimmte Hustenmittel, Antidepressiva oder Schlafmittel) sind beim Zoll zu deklarieren. Ein Tipp für Ihre Kunden: Kontaktlinsen sind in den USA rezeptpflichtig und sollten ebenfalls in ausreichender Menge mitgeführt werden.
Teure Arztbesuche Besonders wichtig bei Aufenthalten in den Vereinigten Staaten ist ein ausreichender Reisekrankenversicherungsschutz, der im Notfall auch einen Rettungsflug nach Deutschland beinhaltet. In den Staaten ist die medizinische Versorgung im Akutfall zwar ausgezeichnet, gilt jedoch als besonders teuer. Eine Reisekrankenversicherung schließt die Versorgungslücke und schafft Sicherheit im Falle von hochpreisigen ambulanten und stationären ärztlichen Behandlungen und Operationen. Viele gute Versicherer bieten zudem eine schnelle und unkomplizierte Hilfe vor Ort durch eine rund um die Uhr besetzte Notrufzentrale an. Im Ernstfall ist es auch sinnvoll, mit der Krankenversicherung zu klären, ob sie die Leistungen für die entsprechende Therapie tragen. Ärzte in den USA schätzen vor der Behandlung die Kosten und erwarten die Zahlung in bar oder per Kreditkarte im Voraus. Weisen Sie Ihre Kunden darauf hin, die Rechnungen gut aufzubewahren, um das Geld später von der Reisekrankenversicherung oder der Krankenkasse erstattet zu bekommen. Außerdem sollten Urlauber laut Angaben des Auswärtigen Amtes die großen Entfernungen, die eventuell bis zum nächsten Krankenhaus zu überwinden sind, nicht unterschätzen.
Amerikanische Apotheken Die amerikanischen Apotheken unterscheiden sich von den Apotheken hierzulande. Sie befinden sich meist in Form von speziellen Schaltern in Drogerie- (drug stores) oder in Supermärkten. Kunden erhalten die Arzneimittel entweder rezeptfrei (over the counter) oder auf Rezept (prescription). Oft wird bei einer Verordnung nicht gleich die gesamte Menge des Medikaments ausgehändigt, weil die Krankenkassen nicht sofort den Gesamtbetrag erstatten. Daher holen sich Patienten in bestimmten Zeitabständen sogenannte refills (Nachfüllungen). Zusätzlich zahlt man in den USA für jedes Präparat sowie für die refills einen copay-Betrag, vorausgesetzt die Krankenversicherung hat der Kostenerstattung zugestimmt. Wer nicht versichert ist, kommt für den gesamten Arzneimittelpreis auf. Häufig betragen die Wartezeiten in amerikanischen Apotheken bis zu einer halben Stunde, da die Arzneimittelmenge aus einer großen Packung entnommen, gezählt und abgepackt wird. Ungeduldige Patienten sollten ihre refills am besten telefonisch vorbestellen, sodass sie diese später am Schalter oder im drive-through nur noch abholen müssen.
Das amerikanische Gesundheitssystem In den USA verfügen lediglich 90 Prozent der Bevölkerung über eine Krankenversicherung (in vielen Fällen privat), in anderen Ländern liegt der Anteil der Versicherten bei 99 bis 100 Prozent. Der Gesundheitsforscher Leigh Purvis vom AARP Public Policy Institute berichtete kürzlich darüber, dass sich viele Amerikaner ihre Medikamente nicht leisten können. Allein im Jahr 2017 seien die Preise für die am häufigsten verschriebenen Medikamente im Mittel um 8,4 Prozent gestiegen, sodass Kunden die Apotheke oft ohne ihr Arzneimittel verlassen. Eine Umfrage der Kaiser Family Foundation aus dem Jahre 2016 zeigte, dass 44 Prozent der US-amerikanischen Bürger sich aus finanziellen Gründen um die Beschaffung ihrer Arzneimittel sorgen. 21 Prozent der Patienten gaben an, in der Vergangenheit Rezepte nicht eingelöst zu haben, weil ihnen das Geld fehlte, während 16 Prozent der Kunden ihre verordneten Dosierungen aus Kostengründen auf eigene Faust reduzierten.
Im vergangenen Jahr wurde eine Untersuchung im US-amerikanischen Ärzteblatt veröffentlicht, die zeigte, dass die Vereinigten Staaten doppelt so viel Geld für ihr Gesundheitswesen ausgeben als andere Länder, die Lebenserwartung allerdings geringer und die Kindersterblichkeit höher ist. Die Lebenserwartung in den USA ist mit durchschnittlich 78,8 Jahren im Vergleich zu anderen Ländern relativ niedrig (Deutschland: 80,7 Jahre, Japan: 83,9 Jahre). Die Säuglingssterblichkeit liegt mit 5,8 auf 1000 Lebensgeburten ebenfalls höher (zum Beispiel Japan: 2,1 auf 1000). Im Jahr 2016 wendeten die USA 17,8 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für das Gesundheitswesen auf, in Australien waren es nur 9,6 Prozent oder in der Schweiz 12,4 Prozent. Die Annahme, dass die US-amerikanische Bevölkerung mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch nimmt, liegt zwar nahe, trifft jedoch nicht zu. Stattdessen sind die Kosten für medizinische Leistungen deutlich höher und übertreffen die übrigen Länder. Vor allem Medikamente sind teurer: So betragen die Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel 1443 US-Dollar (im Vergleich zu 667 US-Dollar in Deutschland). Hinzu kommt, dass Ärzte in den Staaten deutlich mehr Geld verdienen als anderswo: Allgemeinmediziner erhalten beispielsweise in den USA 218 173 US-Dollar jährlich, in Deutschland hingegen 154 126 US-Dollar. Die hohen Einkommen führt Stephen Parente von der Universität in Minneapolis auf die Darlehen in Höhe von 300 000 bis 400 000 US-Dollar zurück, die viele Ärzte für das Medizinstudium aufnehmen müssten.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/19 ab Seite 82.
Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin