Die Epigenetik untersucht, welche Faktoren Einfluss auf unsere Gene haben. In einer neuen Untersuchung fand man heraus, dass die Umwelt uns stärker prägt als bisher angenommen - das betrifft sogar die messbare Intelligenz. © metamorworks / iStock / Getty Images Plus

Charité-Studie | Epigenetik

UMWELTFAKTOREN BEEINFLUSSEN DIE MENSCHLICHE INTELLIGENZ

Die Epigenetik hat sogar Einfluss auf die Intelligenz eines Menschen. Das fanden Forscher der Berliner Charité heraus. Demnach steuern verschiedene Umwelteinflüsse indirekt den Aktivitäts-Modus bestimmter Gene.

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Stress oder belastende Erfahrungen können die Aktivität von Genen beeinflussen und zu individuellen Strukturveränderungen am Erbmaterial führen. Mit diesen so genannten epigenetischen Veränderungen passt sich das Erbgut an die Anforderungen seiner Umwelt an. Die Information, ob und unter welchen Umständen ein Gen aktiv ist, kann zusammen mit dem Erbmaterial an die nächste Generation von Zellen weitergegeben werden. Forscher beschäftigen sich seit langem mit der Bedeutung der Epigenetik, auch im Hinblick auf eine Disposition bestimmter Krankheiten.

Nun hat ein internationales Team um Dr. Jakob Kaminski und Prof. Andreas Heinz von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte in einer Studie die Intelligenztests von fast 1500 Jugendlichen mit den epigenetischen Veränderungen des Gehirns der Probanden verglichen. Dabei wurden die Gene untersucht, die für die Signalübertragung mit dem Botenstoff Dopamin zuständig sind. Dopamin steuert das Belohnungssystem im Gehirn und ist maßgeblich für Antrieb und Motivation eines Menschen verantwortlich. Es konnte nachgewiesen werden, dass die epigenetische Regulation der Signalübertragung mit Dopamin und die individuelle Leistung in Intelligenztests zusammenhängen. Durch diese Modifikation wird eine bestimmte Anzahl von Dopamin-Rezeptoren „stummgeschaltet“; die Signalübertragung verringert. Und das hat Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten, wie das Auswerten der Intelligenztests beweist.

„Gerade, was die Aktivität des Dopamin-gesteuerten Belohnungssystems angeht, konnten wir schon früher Zusammenhänge mit Stress und der Intelligenzleistung beobachten. Die Bedeutung der umweltabhängigen Steuerung der Genaktivität tritt nun neben andere bekannte Einflüsse wie Armut oder genetische Konstitution.“ In weiteren Studien wollen die Forscher auch die Beeinflussung von Umwelteinflüssen auf die menschliche Intelligenz untersuchen.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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