Tipps bei Hitze
ÜBERDOSIS WASSER
Seite 1/1 2 Minuten
Unser Körper besteht zu mehr als der Hälfte aus Wasser. Bei Säuglingen macht dieser Anteil noch 70 Prozent aus, bei erwachsenen Männern etwa 60, bei Frauen circa 50 Prozent. Dieser geschlechtsspezifische Unterschied „sitzt“ im Fettgewebe, von welchem der weibliche Körper mehr aufweist als der männliche – Fett enthält weniger Wasser als das restliche Gewebe.
Wasserbilanz Ein ausgeklügeltes System sorgt dafür, dass unser Wasserhaushalt ausgeglichen bleibt und die täglichen Verluste durch den Urin ), Stuhl (160 ml), Haut (550 ml) und Lunge (500 ml) sich mit der Flüssigkeitsaufnahme die Waage halten. Diese erfolgt überwiegend durch Getränke (circa 1440 ml), Wasser in fester Nahrung (875 ml) und Oxidationswasser (335 ml; Wasser, das im Stoffwechsel entsteht). Übergeordnetes Ziel dabei: die Körperzellen vor größeren Volumenschwankungen zu schützen.
Bei normalen Temperaturen reicht die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) angeratene 1,5 Liter Flüssigkeitszufuhr über Getränke aus, um eine ausgeglichene Wasserbilanz zu erreichen. Allerdings: Bei Aufenthalten im Freien während größerer Hitze kann sich der Bedarf auch auf das drei- bis vierfache erhöhen.
Zuviel des Guten: Wasserintoxikation Problematisch wird es, wenn größere Mengen an Wasser in zu kurzer Zeit aufgenommen werden und es dabei zu einer so genannten hypotonen Hyperhydratation kommt. Gerade Freizeitsportler meinen, sich etwas Gutes zu tun, indem sie im Sommer vor, während und auch nach dem Trainingslauf oder Wettkampf viel trinken: Das Gegenteil ist leider der Fall. Sehr oft kommt es dadurch zu einem ausgeprägten Salzmangel.
Durch die stark erhöhte Wasseraufnahme sinkt der Natriumspiegel, der durch das Schwitzen sowieso schon verringert ist, noch mehr. Um nun keine weiteren Salzverluste zu erleiden, wird fatalerweise kein Urin mehr produziert – der Körper überwässert.
Folgen Bei den Betroffenen stellen sich bald vorrangig Kopfschmerzen, Schwindel, Krämpfe, aber auch Übelkeit oder Erbrechen ein, es können auch Verwirrtheitszustände und Halluzinationen auftreten. Gefährlich wird es zusätzlich besonders dann, wenn diese Beschwerden als Anzeichen einer Dehydratation gedeutet werden und (auch durch Ärzte) noch mehr Wasser verabreicht wird, um den Kreislauf stabilisieren zu wollen. Rettungshelfer sollten daher immer Serumnatriumspiegel und Serumosmolarität überprüfen.
Wiegen!
Experten raten, sich vor und nach dem Lauf zu wiegen, um zu schauen, wie viel Flüssigkeit man (bei heißen Temperaturen) tatsächlich verliert. Aber Achtung: Diese nicht auf Vorrat vor dem Lauf trinken. Auch anschließend muss nicht sofort auf einmal und auch nicht komplett „aufgefüllt“ werden!
Als Sofortmaßnahme erfolgt die Gabe von hypertonen Kochsalzinfusionen. Im schlimmsten Fall ist der Tod nicht mehr abwendbar. Obduktionsbefunde bei Wasserintoxikationen zeigen, dass dabei vorrangig Hirn- und Lungenödeme auftreten.
Tipp Raten Sie Ihren sportbegeisterten Kunden, die Aktivität im Freien auf die kühleren Morgen- oder Abendstunden zu legen. Die Flüssigkeitszufuhr sollte über den ganzen Tag verteilt werden, so ist zudem gewährleistet, dass gut hydriert gestartet wird.
Isotonische Getränke oder mineralstoffreiches Wasser samt ein paar Salzbrezeln reichen normalerweise nach einer üblichen Anstrengung aus. Trainierte Laufprofis sollten dagegen bei stärkerer Belastung wie beim Marathon oder Triathlon auf spezielle hypertone Getränke oder Gels zurückgreifen.
Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/13 ab Seite 54.
Dr. Petra Kreuter, Redaktion