Sie ist klein und gemein: Die deutsche Population der Asiatischen Tigermücke überträgt das Chikungunya-Virus nun auch bei Temperaturen von 18 Grad – ein Novum bei einer Tropenmücke. © TacioPhilip / iStock / Getty Images Plus

Chikungunya-Virus | Tropische Stechmücke

TIGERMÜCKE ÜBERTRÄGT TROPENKRANKHEIT SCHON BEI 18 GRAD

Die Asiatische Tigermücke rückt seit Jahren in unsere Breiten vor. Wie jetzt bekannt wurde, braucht sie es nicht immer so warm wie in ihrer Heimat – 18 Grad reichen schon, damit sie bestimmte schädliche Viren auf Menschen übertagen kann.

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Der Grund, warum wir von Schleswig-Holstein bis Bayern bisher keine Angst vor Zika- oder Dengue-Fieber haben mussten, war die für asiatische Tigermücken recht frische Witterung: 25 bis 27 Grad im Durchschnitt braucht es schon, damit tropische Krankheitserreger in der Mücke gedeihen. Doch jetzt schlagen die Wissenschaftler Alarm: Das Chikungunya-Virus bildet eine Ausnahme. Es gedeiht nämlich schon bei 18 Grad und vermehrt sich dabei prächtig.

In anderen europäischen Ländern ist die Krankheit bereits ausgebrochen: so in Italien und Frankreich. In Deutschland glaubte man sich bisher in Sicherheit. „Diese Bedingungen von 25 bis 27 Grad finden wir hier in Deutschland in der Regel nicht vor. Somit werden Krankheitsausbrüche hierzulande doppelt kontrolliert: erstens über relativ niedrige Temperaturen und zweitens über das geringe Vorkommen entsprechender Überträger wie der Asiatischen Tigermücke Aedes albopictus“, erklärt dazu Professor Egbert Tannich, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Tropische Infektionserreger des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin.

Eine Chikungunya-Virusinfektion kann schwere Gelenkschmerzen verursachen, bis hin zur chronischen Lähmung. Die Stechmücke Aedes albopictus ist in Italien sowie auch in Frankreich und entlang der oberen Rhein-Ebene in Deutschland heimisch sowie insgesamt in 25 europäischen Ländern.

In einem Laborversuch stellte sich heraus, dass Mücken aus der deutschen Population kältebeständiger sind als die Verwandten aus dem südlichen europäischen Ausland: „In Mücken aus der deutschen Population konnte sich das Virus auch bei einer Temperatur von 18 Grad sehr gut vermehren und nach zwei Wochen haben wir in über 50 Prozent der Tiere infektiöse Viren im Speichel nachgewiesen“, fasst Tannich die Untersuchungsergebnisse zusammen. Allerdings seien die Tigermücken bislang nur lokal begrenzt und in geringer Zahl zu finden. Zudem müsse die Stechmücke erst einmal einen Menschen stechen, der Chikungunya-Viren im Blut aufweist, um selbst zum Überträger werden zu können.

Der Professor warnt jedoch vor der Zukunft: „Eine weitere Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke können wir nur durch Reduktion oder Elimination bestehender Mückenpopulationen verhindern.“

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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