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Aktionstag Sehbehinderung

TAG DER SEHBEHINDERUNG

In Deutschland gibt es mehr als eine Millionen sehbehinderte Menschen. Am 6. Juni jeden Jahres macht der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) mit einem Aktionstag auf die Thematik aufmerksam.

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Ob altersbedingte Makuladegeneration, diabetische Retinopathie oder grüner Star: Die Zahl der sehbehinderten Menschen in unserer immer älter werdenden Gesellschaft wächst. In Deutsch- land werden Sehbehinderte nicht statistisch erfasst, ihre Zahl wird auf ungefähr 1,2 Millionen geschätzt. Um auf die Bedürfnisse dieser Menschen aufmerksam zu machen, findet seit dem 1999 der Tag der Sehbehinderung jährlich zu einem bestimmten Thema statt. Für den Sehbehindertentag 2020 wurde das Thema „Sehbehinderung und Pflege“ festgelegt. Da jedoch die Pflegeeinrichtungen in Deutschland seit März in einem besonderen Maß von der Corona-Krise betroffen sind, hat das Präsidium beschlossen, die Öffentlichkeitsarbeit zu diesem Thema zunächst ruhen zu lassen.

Das alternative Thema wird kurz vor dem 6. Juni vom DBSV bekannt gegeben. Bei einer Sehbehinderung handelt es sich um eine in der Regel dauerhafte massive Einschränkung der visuellen Wahrnehmung. Man differenziert dabei zwischen verschiedenen Schweregraden, die vom verbliebenen Ausmaß der Sehschärfe des besseren Auges abhängen (Sehrest). Hierbei spielt der sogenannte Visus, die Sehschärfe, eine Rolle. Sie wird beim Augenarzt bestimmt und liegt bei einem 20-jährigen Menschen bei 1,0 bis 1,6 und bei einem 80-Jährigen bei 0,6 bis 1,0.

Die schwerste Form der Sehbehinderung ist die sogenannte Amaurose, auch als Vollblindheit, Visusverlust oder schwarzer Star bezeichnet. Die Amaurose ist von der Blindheit ab- zugrenzen, da nach der Definition der Blindheit dabei noch ein (äußerst geringer) Sehrest vorhanden sein kann. Weitere Formen der Sehbehinderung sind Farben- oder Nachtblindheit, Halbseitengesichtsausfälle, Blickparesen, Arten der kortikalen Blindheit oder das Wahrnehmen von Doppelbildern.

Definition der Sehschärfe Der Visus, also die Sehschärfe, wird über geeichte Sehtafeln bestimmt und als Bruch ausgedrückt. Im Zähler des Bruchs befindet sich die Ist-Entfernung, aus der das Objekt scharf gesehen wird, während der Nen- ner die Soll-Entfernung, also die Distanz, aus der eine Person mit normaler Sehschärfe das Objekt erkennen könnte, angibt. Ein Visus von 1,0 entspricht der vollen Sehschärfe.

Erblindungsursachen Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine häufige Ursache für eine schwere Sehbehinderung oder Erblindung eines Menschen. Für die chronische Erkrankung bestehen keine Heilungschancen – die zentrale Sehschärfe eines Auges verschwindet ganz oder teilweise. Die AMD kann ein- oder beidseitig auftreten und zur Erblindung führen. Betroffene nehmen weiterhin Lichtreize wahr und orientieren sich über die Randbereiche des Gesichtsfeldes, das Sehen im Sehzentrum ist hingegen gestört. Man unterscheidet bei den Spätformen die trockene (nichtexsudative) von der feuchten (exsudativen) AMD. Die trockene späte AMD führt zu einer Atrophie der Fotorezeptoren und darunterliegenden Zellschichten, sodass ein schleichender Sehverlust eintritt.

Die feuchte Variante der AMD entwickelt sich aufgrund von Gefäßneubildungen unter der Netzhaut. Die neuen Gefäße führen zu Einblutungen oder zu Schwellungen der Netzhaut. Bei der frühen AMD kommt es aufgrund von Alterungsprozessen zu einer Ablagerung von Stoffwechselprodukten unterhalb der Netzhaut (Drusen). Diese führen nicht zu einem Sehverlust, haben allerdings eine Störung der Farb- und Kontrastsensitivität zur Folge. Der grüne Star, auch Glaukom genannt, umfasst eine Gruppe verschiedener Augenerkrankungen, bei denen der Sehnerv irreversibel geschädigt und daher das Sehvermögen reduziert ist. Das Gesichtsfeld weist immer größere Lücken auf, im weiteren Verlauf ist auch die Sehschärfe beeinträchtigt.

Der Hauptrisikofaktor besteht in einem zu hohen Augeninnendruck, gleichwohl gibt es Personen, die einen hohen Augeninnendruck gut tolerieren, während bei anderen trotz eines niedrigen Drucks eine Sehnervenschädigung vorliegt. Primäre Glaukome werden in Offenwinkelglaukome und Winkelblockglaukome unterteilt. Bei den Offenwinkelglaukomen ist der Abflussweg des Kammerwassers im Kammerwinkel offen, während es bei Winkelblockglaukomen zu einem Verschluss des Abflussweges kommt. Sekundäre Glaukome treten sehr selten als Folge oder Komplikation anderer Erkrankungen auf. Beim grauen Star (Katarakt) ist die sonst klare Linse zunehmend getrübt, sodass das Sehvermögen stetig abnimmt. Die Erkrankung tritt altersbedingt auf, kann allerdings auch andere Ursachen wie Stoffwechselerkrankungen, Fehlbildungen oder Verletzungen des Auges haben.

Unbehandelt führt der graue Star zur Erblindung, ein operativer Eingriff führt jedoch zu einem Therapieerfolg. Die diabetische Retinopathie stellt eine Erkrankung der Netzhaut dar, die infolge von Diabetes mellitus vorkommt. Es gibt vier Stadien der diabetischen Retinopathie, drei nichtproliferative (mild, mäßig, schwer) sowie ein proliferatives Stadium (gefäßbildend). In den nicht-proliferativen Phasen ist die Netzhaut durch die krankheitsbedingten Stoffwechselveränderungen schlechter durchblutet. Im proliferativen Stadium entstehen neue Blutgefäße, welche die Sehfähigkeit gefährden, da sie in das Augeninnere einwachsen oder Einblutungen hervorrufen. Zusätzlich können sich die Netzhaut ablösen oder die Makula geschädigt werden. Im fortgeschrittenen Verlauf der diabetischen Retinopathie sehen Betroffene unscharf oder nehmen Flecken oder Schleier im Gesichtsfeld wahr.

Behandelt man die Netzhautablösung sowie die Einblutungen nicht, verschlechtert sich das Sehvermögen und die Patienten erblinden. Die Retinitis pigmentosa umfasst verschiedene genetisch bedingte Erkrankungen der Netzhaut, die zu einer Reduzierung des Sehvermögens führen. Ursache der Symptomatik ist ein Verlust der Fotorezeptoren, insbesondere in der peripheren Netzhaut. Typisch sind Nachtblindheit sowie ein Tunnelblick durch das Versagen des peripheren Sehens. Im fortgeschrittenen Stadium beschränkt sich die Sehfähigkeit oft auf die bloße Lichtwahrnehmung. Einige Augenerkrankungen gefährden bereits in den ersten Lebensmonaten das Augenlicht. Dazu gehören die Katarakt, das Glaukom, das Retinoblastom sowie die Frühgeborenenretinopathie. Durch eine rechtzeitige Therapie ist es meist möglich, das Sehvermögen zu erhalten.

Hilfsmittel bei Sehbeeinträchtigungen Verschiedene Hilfsmittel unterstützen Sehgeschädigte dabei, sich zu orientieren und ein selbstständiges Leben zu führen. Blindenführhunde und Blindenlangstöcke gewährleisten die selbstständige Fortbewegung sehbehinderter Menschen. Betroffene erhalten vor dem ersten Einsatz eine Schulung im Umgang mit dem Blindenhund oder mit dem Führstock. Zu den sekundären Hilfsmitteln zählen Hindernismelder, Geräte zur Schriftumwandlung, Barcode-Lesegeräte oder weitere Geräte wie sprechende Uhren, Taschenrechner oder Küchenhelfer.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/2020 ab Seite 126.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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