Sport wirkt sich positiv auf die Überlebenschancen nach einer Brustkrebserkrankung aus. © KatarzynaBialasiewicz / iStock / Getty Images Plus

Brustkrebs | Sport

SPORT VERBESSERT DIAGNOSE

Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens einmal an Brustkrebs. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum haben nun anhand von Daten der MARIE-Studie herausgefunden, dass sich Sport positiv auf die Überlebenschance der Betroffenen auswirkt, selbst wenn man erst nach Erhalt der Diagnose mit der körperlichen Aktivität begonnen hat.

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Es gibt bereits eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass sich die Ausübung von Sport vor einer Diagnose positiv auf die Überlebenschance der Frauen auswirkt. Vor allem für Brustkrebs-Patienten ist dies belegt. Weniger im Fokus stand bislang die Frage, inwieweit sich körperliche Aktivität günstig auf die Überlebensprognose von Betroffenen auswirkt, wenn diese erst nach Diagnose-Stellung damit beginnen.

Um diese Problematik wissenschaftlich näher zu beleuchten und neue Erkenntnisse zu gewinnen, untersuchte ein Team von Epidemiologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum um Jenny Chang Claude und Audrey Jung die Daten von 3813 Probandinnen der MARIE-Studie. Die Teilnehmerinnen waren alle nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankt, wurden zwischen 2002 und 2005 als Studienteilnehmer aufgenommen und bis 2015 beobachtet. Das aktuelle Aktivitätsniveau wurde bei Eintritt zur Studie als auch nach Erhalt der Diagnose mittels Befragungen erfasst.

Da die Palette an Sportarten sehr breit ist, wurden bei der Erhebung lediglich Freizeitsportarten wie Aerobic, Schwimmen und Nordic Walking erfragt. Damit man die einzelnen Sportarten besser miteinander vergleichen kann, haben die Forscher mit Hilfe der sogenannten metabolischen Äquivalente, kurz MET, den Energieverbrauch für jede Sportart ermittelt. Der Grenzwert, den die Richtlinien des World Cancer Research Fund als ausreichend für einen gesunden Lebensstil empfiehlt, liegt bei 7,5 MET-Stunden/Woche*.

Zwei wesentliche Ergebnisse wurden bei der Studie festgestellt:

  • Frauen, die weder vor noch nach der Diagnose Sport ausgeübt haben (0 MET-Stunden/Woche), hatten ein höheres Sterblichkeitsrisiko als Frauen, die sowohl vor als auch nach der Diagnose ausreichend Sport getrieben haben (≥7.5 MET-Stunden/Woche). Dies galt sowohl für die Brustkrebs-spezifische als auch die allgemeine Sterblichkeit.
  • Zunächst weniger sportliche Frauen, die erst nach der Diagnose ausreichend Sport getrieben haben (≥7,5 MET-Stunden/Woche), hatten eine günstigere Prognose als Patientinnen, die weder vor noch nach der Diagnose ausreichend aktiv waren (<7,5 MET-Stunden/Woche).

Die Ergebnisse sind unabhängig von anderen prognostischen und Lebensstil-Faktoren zu betrachten, die während der Untersuchung erhoben wurden.

„Unsere Arbeit hat ergeben, dass Brustkrebs-Überlebende, die mindestens 150 Minuten pro Woche eine mäßig intensive sportliche Aktivität ausüben, eine bessere Prognose haben als Frauen, die nicht ausreichend körperlich aktiv waren. Das Bemerkenswerte daran ist: Dieser Effekt ist unabhängig davon, wie viel Sport die Frauen vor der Erkrankung ausgeübt haben“, erklärt Studienleiterin Jenny Chang-Claude.

Die Erkenntnisse zeigen auf, dass körperliche Aktivität unerlässlich ist, um die Überlebenschancen nach der Diagnose Brustkrebs zu erhöhen: „Dies gilt nach unseren Ergebnissen möglicherweise sogar in besonderem Maße für Frauen, die vor ihrer Erkrankung noch nicht ausreichend Sport getrieben haben. In dieser Gruppe sehen wir, dass die Aufnahme einer ausreichenden körperlichen Aktivität das Sterblichkeitsrisiko sogar nahezu halbiert hat“, so Erstautorin Audrey Jung. In weiteren Studien sollen die Ergebnisse bestätigt werden.

*Mindestens 150 Minuten/Woche körperliche Aktivität mittlerer Intensität oder 75 Minuten/Woche körperliche Aktivität hoher Intensität oder eine gleichwertige Kombination von beiden empfiehlt der World Cancer Research Fund in seinen aktuellen Richtlinien für einen gesunden Lebensstil: https://www.wcrf.org/dietandcancer/cancer-survivors Dies entspricht mindestens 7,5 MET-Stunden/Woche.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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