Speisesalz ist ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil unserer Küche. Es ist für viele Körperfunktion lebensnotwendig, der übermäßige Konsum birgt allerdings gesundheitlichen Risiken. © zlikovec/123rf.com

Ernährung | Darmgesundheit

SPEISESALZ SCHADET DARMBAKTERIEN

Früher noch als „weißes Gold“ bezeichnet, wird der Konsum von Kochsalz heute eher mit gesundheitsschädlichen Ereignissen in Verbindung gebracht. Bluthochdruck, eingeschränkte Nierenfunktion, sogar Magenkrebs soll mit dem erhöhten Verzehr einhergehen. Jetzt entdeckten Wissenschaftler aus der Molekularmedizin die negativen Auswirkungen von Salz auf bestimmte Bakterien der Darmflora.

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Egal ob in der eigenen Küche oder in der Industrie zur Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren, Backwaren oder Käse – Speisesalz ist aus dem Gewürzregal nicht mehr wegzudenken. Lässt man die negative Presse einmal beiseite, ist die Aufnahme von Kochsalz für den Menschen lebensnotwendig. Die enthaltenen Natrium- und Chlorid-Ionen spielen eine große Rolle im Wasserhaushalt, dem Nervensystem, der Verdauung und dem Knochenaufbau. Der Mensch muss hierfür circa ein bis drei Gramm Salz pro Tag aufnehmen, wobei die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) bis zu sechs Gramm pro Tag als unbedenklich einstuft. Tatsächlich konsumieren die Deutschen im Schnitt allerdings 8,4 Gramm täglich. Schuld daran ist nicht immer der Einsatz des Salzstreuers, sondern vielmehr der Verzehr salzhaltiger Fertigprodukte, Wurstwaren oder Brot. Amerikanische Wissenschaftler vermuten als Grund für die bevorzugte Salznutzung übrigens eine damit assoziierte Dopaminausschüttung im Belohnungszentrum des Gehirns, da das Mineral früher schwer für den Menschen zugänglich war.

Also „Salz ja, zu viel: nein danke“, diesen Satz haben bereits viele Studien belegt, die einen erhöhten Speisesalzverzehr mit der Entstehung von Bluthochdruck in Verbindung gebracht haben. Dominik Müller und Nicola Wilck des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin untersuchten nun die Auswirkungen von Speisesalz auf die Zusammensetzung der Darmflora. Diese bakterielle Flora rückt in der Forschung immer weiter in den Fokus und wird mit der Entstehung unterschiedlichster Erkrankungen und der Kompetenz des Immunsystems generell in Zusammenhang gebracht. Auch werden immer neue Erkenntnisse über die Einflüsse der Ernährungsweise auf die Zusammensetzung des Mikrobioms gewonnen, so nun auch über die tägliche Salzzufuhr.

Für ihre Studie fütterten die Forscher ein Mäuse-Kollektiv drei Wochen lang mit hohen Dosen Kochsalz, ein zweites Kollektiv wurde normal ernährt. Die Auswertung der Kotuntersuchung zeigte, dass Vertreter der Gattung Milchsäurebakterien (Lactobacillus murinus) durch die erhöhte Kochsalzzufuhr nicht mehr nachweisbar waren. Die in einer gesunden Flora vorkommenden Bakterien scheinen aus dem Darm eliminiert worden zu sein. Körperliche Untersuchungen der Versuchstiere zeigten ebenfalls einen Anstieg des Blutdrucks und eine zunehmende Zahl an TH17-Helferzellen, die mit der Entstehung von Multipler Sklerose in Verbindung gebracht werden. Fütterte man diese Mäuse allerdings zusätzlich mit probiotischen Milchsäurekulturen, bildeten sich diese physiologischen Veränderungen wieder zurück.

Eine kleine Studie am Menschen haben die Forscher bereits durchgeführt: Zwölf gesunde Männer erhöhten dafür ihren Salzverzehr um das Doppelte. Auch hier konnten die Ergebnisse einen Rückgang der Laktobazillen belegen, ebenso einen Anstieg von Blutdruck und TH17-Helferzellen. Jetzt planen die beiden Wissenschaftler eine Studie in größerem Umfang, um den von ihnen entdeckten möglichen Zusammenhang von einem durch hohen Salzkonsum ausgelösten Rückgang der Milchsäurebakterien und dem erhöhten Risiko von Bluthochdruck und der Entstehung von Autoimmunerkrankungen weiter zu untersuchen.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: www.wissenschaft.de

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