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SODA, NATRON UND KERNSEIFE: HAUSMITTEL ZUM REINIGEN
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Sie sollen Kalk und hartnäckigen Schmutz schnell lösen, Oberflächen glänzen lassen und Wäsche blütenweiß machen: Fertige Wasch- und Putzmittel kommen oftmals mit vollmundigen Werbeversprechen daher. «Reinigungsmittel sind hochoptimiert auf Bequemlichkeit: einfach aufsprühen, einwirken lassen, wegwischen. Da muss man noch nicht mal mehr ein bisschen rubbeln», sagt Rolf Buschmann, Referent beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Die Liste mit Inhaltsstoffen ist bei manchen Produkten entsprechend lang. Viele davon seien jedoch nicht immer notwendig, meint der Umwelt-Experte. Insbesondere Mittel in Pods und Tabs seien zu hoch dosiert. «Manche Inhaltsstoffe können Hautreizungen, Allergien und Unverträglichkeiten auslösen und schädlich für die Umwelt sein.»
Alte Hausmittel klingen da nach einer verlockenden Alternative - und irgendwie vertraut. Essig, Natron und Zitronensäure nutzt man sogar als Lebensmittel, sie können daher den Eindruck einer ungefährlichen Alternative zu herkömmlichen Reinigungsmitteln erwecken.
Doch der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel warnt: Manche Stoffe kommen zwar auch in der Natur vor. Sie werden für den Einsatz in Reinigungsmitteln jedoch meist aus anderen Stoffen hergestellt.
Und: Reinigungsmittel unterliegen dem Chemikalienrecht und müssen unter Umständen mit Warn- und Sicherheitshinweisen für die Anwendung gekennzeichnet sein. Wer im Handel zu den reinen Stoffen greift, erhält diese Informationen unter Umständen nicht - und unterschätzt womöglich die Risiken der Anwendung.
Speiseessig in Küche, Essigreiniger im Bad
Ebenso kommt es auf die Dosierung und das Einsatzfeld an - ob die Alternative wirklich gut ist oder gar Schäden bewirkt. Ein Beispiel dafür ist der gute alte Essig. «Speiseessig sollte am besten in der Küche bleiben», rät Laura Gross von der Verbraucher Initiative. Eine Mischung mit Wasser desinfiziert die Innenflächen des Kühlschranks nach dem Saubermachen, um Bakterien und Keime zu vermeiden.
Für die Toilette sollte man hingegen besser auf einen starken Essigreiniger setzen, der sei sogar noch besser als Mittel mit Zitronensäure. «Aber mit Salatessig oder Essigessenz kommt man da nicht sinnvoll weiter. Sie haften nicht und bis man etwas sauber bekommen hat, sind die Schleimhäute ernsthaft gereizt», sagt Gross.
Kein Essig in die Waschmaschine
Als Weichspüler eignet sich Essig hingegen nicht. «Wäsche wird in der Waschtrommel kratzig und hart, weil die Fasern beim Waschen aufgeraut werden und sich gegeneinander verhaken. Daran kann Essig auch nichts ändern», erklärt die Expertin. «Dafür greift er aber empfindliche Fasern und auch Metall- und Kunststoffteile in der Waschmaschine an.»
Auch bei Kalkablagerungen in Wasserkochern und an Armaturen empfiehlt Gross, lieber auf Zitronensäure zu setzen. Sie sei «hier tatsächlich ein gutes, schonendes und lebensmittelverträgliches Mittel». Dagegen sei küchenübliches Zitronensaftkonzentrat meist nicht stark genug.
Backpulver kann Schimmel sogar fördern
Ebenfalls abwägen muss man den Einsatzort von Natron (Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3). Es gilt als klassischer Fettlöser. Da es ein Bestandteil von Backpulver ist, wird die Backzutat auch gerne als Reinigungsmittel empfohlen. Doch aus Sicht des IKW bewirken die darin enthaltenen Trennmittel Mehl oder Stärke genau das Gegenteil: Die Säuren heben die reinigende Wirkung auf.
Außerdem können die Bestandteile sogar Schäden vergrößern - etwa an verschimmelten Fliesenfugen, für deren Reinigung Backmittel als Hausmittel gilt. Sie sehen nach der Reinigung mit Backpulver zwar kurzzeitig heller aus. Da das Mehl den Schimmelpilzen aber Nahrung gibt, vermehren sich diese rascher - und Fugen werden wieder schwarz.
Soda (Natriumcarbonat, Na2CO3) ist eine weitere Empfehlung - mit ihm lässt sich eine fettlösende Lauge herstellen. «Soda hilft, stark Angebranntes aus Töpfen oder Formen zu lösen, und ist ein durchaus gutes Mittel gegen Vergrauungen und Gilb», erklärt Gross. Die Anwendung beansprucht aber etwas Zeit: Sowohl Wäsche als auch Geschirr müssen darin einweichen, die Textilien sogar über mehrere Stunden. Und für Wolle oder Seide ist diese Methode nicht geeignet.
Kernseife löst Fette
Als Allzweckmittel gilt auch Kernseife. «Kernseife ist die Mutter aller festen Seifen - und das Vorbild für Waschstücke. Sie kann nur eine Sache, die aber richtig gut: Fette lösen und Schmutzteilchen im Schaum halten», erläutert Gross. Aus ihrer Sicht ist Kernseife aber vielseitig einsetzbar: im Wischwasser, zur Vorbehandlung von Flecken in der Wäsche, zur Reinigung fettiger Oberflächen in der Küche, zum Händewaschen und bedingt auch zur Körperpflege, weil sie keine Farbstoffe, Konservierungsstoffe und Parfümstoffe enthält.
«Kernseife ist aber nicht unbedingt schonend, da sie die Haut stark entfettet«, ergänzt Gross. «Sie wirkt zudem auf den Schleimhäuten stark reizend.» Und wer die Umwelt schützen will, sollte Seife ohne Palmöl nutzen - also zu Produkten ohne den Inhaltsstoff Sodium Palmitate greifen.
Tipp: Flüssige Neutralseifen
Wasch- und Reinigungsmittel selbst herzustellen, kann mit Aufwand verbunden sein. Will man sich das Auflösen und Anrühren sparen, kann man zu flüssigen Neutralseifen greifen. «Wir müssen ja nicht alles machen wie zu Großmutters Zeiten. Ein bisschen Bequemlichkeit und Convenience sind schon erlaubt», findet Buschmann vom BUND. Er rät jedoch dringend davon ab, gekaufte Reiniger mit Hausmitteln aufzubessern. «Jedes Mittel sollte für sich angewendet werden.»
Quelle: dpa