Aufnahme eines Rasterelektronenmikroskops (REM) von einem Artemisia-Pollen. © J. Buters / Technische Universität München

Umwelt | Toxikologie

SO KOMMEN ENDOTOXINE IN DIE LUFT

Gesundheitsgefährdende Stoffe wie zum Beispiel Endotoxine finden sich in großer Konzentration vor allem in Stadtnähe in der Atemluft. Aber wie kommen sie da eigentlich hin und ist vielleicht eine Pflanze Schuld?

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Endotoxine sind vor allem ein Problem für Asthmatiker. Ihre vorbelasteten Lungen und Schleimhäute reagieren schnell auf diese reizenden Stoffe und können sogar zu Entzündungen in den Atemorganen führen. Die Verbindungen finden sich vor allem auf der Oberfläche von Bakterien oder werden freigesetzt, wenn diese zerfallen. In die Luft gelangen sie durch Aufwirbelungen etwa durch Wind und Sturm oder auch durch Regentropfen, wenn diese auf den Boden prasseln. Unsere Atmosphäre ist daher keinesfalls steril. Forscher fanden nun noch einen weiteren Mechanismus, der die Konzentration an Bakterien und damit Endotoxinen in der Luft erhöht – und sie gleichzeitig sogar noch aggressiver macht.

Dazu untersuchte das wissenschaftliche Team die Luft in der Innenstadt Münchens und im alpinen Raum, in Davos. Dabei machten sie eine interessante Entdeckung: Die Menge an messbaren Endotoxinen nahm nur zu, wenn auch die Pollenkonzentration der Beifuß-Pflanze anstieg, egal ob es regnete, windete oder strahlender Sonnenschein herrschte. Die Pollen tragen die Bakterien also wie kleine Flugzeuge in die Luft. In Davos ist die Luft generell weniger stark belastet als in der Münchener Innenstadt. Dennoch konnte auch hier ein Zusammenhang zwischen Pollen- und Bakterien- beziehungsweise Endotoxin-Konzentration in der Luft nachgewiesen werden.
Die Pollen des Beifuß (Artemisia vulgaris) gelten ohnehin bereits als kritisch für Allergiker und Asthmatiker und sind ein bekannter Auslöser für Heuschnupfen und Co.. In Kombination mit den reizenden Bakterienbestandteilen scheinen sie jedoch noch problematischer zu werden. Die Untersuchungen der Forscher konnten zeigen, dass Beifuß-Pollen in Verbindung mit den Endotoxinen zu starken Entzündungsreaktionen in den Atemwegen führen – in einem größeren Ausmaß als geringe Dosen des Endotoxins, dem Endotoxin alleine oder nur Pollen.

Sie konnten sogar den Hauptübeltäter identifizieren: Das Bakterium Pseudomonas luteola fand sich zu 95 Prozent auf den Pflanzen am Boden und kann so durch die Pollen in die Luft geschleudert werden.
Die Autoren der Studie, ein Team der Technischen Universität München und des Helmholtz Zentrums München, erhoffen sich von diesem Wissen bessere Aussagen zur Endotoxin-Belastung der Luft zu treffen, zum Beispiel mit Hilfe der Voraussage des Pollenfluges für den entsprechenden Tag. Dadurch könnten Allergiker und Asthmatiker frühzeitig gewarnt werden.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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