Gerade bei alltäglichen Routinen wie dem Zubettbringen ist die volle Widmung der Aufmerksamkeit wichtig. © evgenyatamanenko / iStock / Getty Images Plus

Entwicklungspsychologie | Eltern-Kind-Beziehung

SMARTPHONE VERHINDERT PERSÖNLICHEN KONTAKT

Das Handy gehört mittlerweile fest zum Bestandteil fast aller Menschen – darunter natürlich auch Mütter und Väter. Leidet allerdings die Eltern-Kind-Beziehung unter dem Medienkonsum kann dies sogar zu Verhaltensauffälligkeiten beim Nachwuchs führen.

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Eltern zu sein ist ein Fulltime-Job – oftmals zusätzlich zur regulären Arbeit. Seinem Kind die volle Aufmerksamkeit zu schenken, kann mitunter anstrengend werden. Groß ist also die Versuchung, im Internet zu stöbern, zu whatsappen oder bei anderen Social media-Diensten vorbeizuschauen? Experten warnen jedoch vor einem dauerhaften Mangel an aktivem Miteinander in der Eltern-Kind-Beziehung. Missachtete Kinder seien nach Aussage von Brandon McDaniel von der Illinois State University und Jenny Radesky von der University of Michigan Medical School eher frustriert, hyperaktiv, jammern schnell und schmollen. Viele Eltern reagierten daraufhin wiederum mit gesteigertem Medienkonsum. Von der Entstehung dieses Teufelskreises berichteten die Forscher vor kurzem in der „Pedriatic Research“.

Für die veröffentlichte Studie begleitete das Team von 2014 bis 2016 insgesamt 181 Elternpaare mit Kindern unter fünf Jahren über ein halbes Jahr hinweg. Mit Hilfe von Fragebögen konnten die Eltern Auskunft über ihren Mediengebrauch, ihre eigenen Gefühle und Reaktionen sowie dem nach außen oder innen gewandten Verhalten ihrer Kinder geben. Nach innen gewandte Probleme wie Angst oder Rückzug sind insgesamt weniger aufgetreten als eine nach außen gerichtete Symptomatik mit zum Beispiel Frustration oder Hyperaktivität. Sogenannte „Technoferenzen“, also Störungen von persönlichem Augenkontakt durch digitale Medien, wurden von fast allen Teilnehmern einmal am Tag benannt. Die Probanden gaben ebenfalls zu, dass mit der Menge dieser Technoferenzen auch die Verhaltensauffälligkeiten bei ihren Kindern stiegen, ebenso wie die eigenen Stressgefühle. Anderen, US-amerikanischen Studien zufolge verbringen Eltern bis zu neun Stunden pro Tag vor dem Fernseher, Computer, Tablet oder Smartphone.

Wenn der Nachwuchs immer mehr Aufmerksamkeit einfordert, also auf die Vernachlässigung reagiert, lenken sich manche erst recht durch digitale Medien ab. „Wir glauben, dass spezifische Aspekte der Digitaltechnologie, inklusive verführerischer Design-Elemente, besonders für solche Eltern anziehend sind, die Schwierigkeiten mit der Selbstregulation haben oder die mit dem familiären Sozialleben unzufrieden sind“, erläutert das Forscherteam. Sie betonen, dass vor allem gemeinsames Essen und Spielen oder Rituale wie dem Zubettbringen ohne Ablenkung stattfinden sollten, um auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Generell empfiehlt es sich, innerhalb der Familie gemeinsam Regeln zum Umgang mit Medien festzulegen und auch einmal medienfreie Zeiten einzulegen.

Farina Haase,
Apothekerin/Volontärin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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