Regelmäßige Akupressur an bestimmten Körperstellen soll das Fatigue vertreiben. © spukkato / iStock / Getty Images Plus

Brustkrebs | TCM

SELBST-AKUPRESSUR VERBESSERT FATIGUE-SYNDROM

Mit Hilfe zweier Varianten der Akupressur sollen Schmerzen, Ängste und Depressionen wegmassiert werden – klingt zu schön, um wahr zu sein. Doch eine randomisierte klinische Studie schaute sich die traditionelle manuelle Therapie genauer an und bescheinigt eine positive Wirkung.

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Während oder kurz nach einer erfolgreichen Brustkrebsbehandlung mittels Chemotherapie, Hormonpräparaten oder Bestrahlung leiden viele Frauen unter depressiven Verstimmungen, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche – kurz: unter dem Fatigue-Syndrom. Auf Dauer können diese seelischen Beschwerden die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Bis zu 90 Prozent aller Behandelten machen dieses Syndrom durch, 20 bis 50 Prozent entwickeln eine chronische Verlaufsform. Bewegungs- und Psychotherapie stehen in der Regel an erster Stelle der Behandlungsansätze. Doch die traditionelle chinesische Medizin (TCM) kennt noch andere Methoden. Zum Beispiel zwei Formen von Akupressur-Techniken: die entspannende Akupressur, die zu mehr Ruhe und einer Verbesserung der Schlafqualität führen soll und die stimulierende Akupressur, die Lebensenergie spenden soll. Dabei werden täglich bestimmte Punkte auf der Haut durch mehrminütige kreisende Bewegungen stimuliert, je nach Art der Massage an unterschiedlichen Stellen am Körper.

Ein Team um Suzanna Maria Zick von der Universität von Michigan in Ann Arbor untersuchte die Akupressurtechniken an 288 Frauen, die zuvor von einem TCM-Therapeuten in die korrekten Ausführungen eingeweiht wurden und die Techniken täglich selbst durchführten. Verglichen wurde gegen die aktuelle Standardbehandlung. Mit Hilfe der entspannenden Variante konnte bei 41,5 Prozent der Frauen eine Verbesserung ihrer depressiven Verstimmungen festgestellt werden, unter der stimulierenden Akupressur gaben 25 Prozent eine Verbesserung an. In der Kontrollgruppe waren es knapp acht Prozent. In Puncto Ängsten zeigten beide Techniken eine signifikante Minderung im Gegensatz zur Kontrollgruppe. Auch bei den Schmerzen schienen die Akupressur-Anwendungen gut zu helfen: sinkende Schmerzintensität unter der entspannenden und eine günstigere Schmerzwahrnehmung unter der aktivierenden Technik – die Frauen fühlten sich endlich durch ihre Schmerzen weniger eingeschränkt, auch wenn diese noch vergleichbar hoch waren.

Die besten Ergebnisse konnten nach sechs Wochen beobachtet werden. Zum Zeitpunkt der Abschlussuntersuchungen hatten sich die Effekte, mit Ausnahme der Ängstlichkeit, wieder etwas abgeschwächt. Geplant sei daher laut Team eine App, um die Frauen zu animieren, die Akupressur-Techniken konsequent durchzuführen. Auch die Entwicklung eines Massagestabes sei in Planung.

Also: Wirkung ja, nur wie ist unklar. In einer früheren Arbeit vermuteten die Studienautoren bereits eine Auswirkung auf die Hirnfunktion. Bestimmte Hirnareale würden demnach mehr beziehungsweise weniger miteinander kommunizieren – je nach Massagetechnik – und so zu positiven Auswirkungen auf peripherer Ebene beitragen. Doch auch ein Placebo-Effekt wird von wissenschaftlicher Seite nicht ausgeschlossen. Wie bei vielen anderen alternativen Heilmethoden, die noch nicht komplett erfassbar sind, könnte die Wahrheit auch irgendwo in der Mitte liegen.

Farina Haase,
Apothekerin/Volontärin

Quelle: Ärzteblatt

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