Drei Menschen, die sich mit dem Bornavirus infiziert hatten, starben an einer Gehirnentzündung. © stockdevil / iStock / Thinkstock

Bornaviren | Todesfälle

„SEHR, SEHR SELTENE“ INFEKTION MIT BORNAVIRUS

Bisher gab es den Bornavirus nur bei Tieren: Jetzt sind drei Menschen an ihm gestorben. Zumindest bei zweien liegt es an einer Organtransplantation eines infizierten Spenders.

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Die gefährliche Virusinfektion kennen bisher nur die Halter von Pferden und Schafen: Bei Pferden beispielsweise ist die Infektion seit mehr als 100 Jahren bekannt. Erkrankte Tiere zeigen Bewegungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und sterben häufig an den Folgen.

Zwei Patienten, die organtransplantiert wurden, haben sich über den Eingriff angesteckt. Das gab der Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald, Martin Beer, bekannt. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass es sich um die ersten gesicherten Bornavirus-Nachweise beim Menschen überhaupt handelt. So etwas sei „sehr, sehr selten.“

Da das Aufspüren des Virus eine reine Detektivarbeit gewesen sei und es keine geeigneten Methode gegeben habe, dies vorab festzustellen, müssten neue Nachweismethoden entwickelt werden, um Bornaviren in einem frühen Stadium festzustellen, sagte Hartmut Hengel, Präsident der Gesellschaft für Virologie an der Universität Freiburg. Jedoch hält er das wegen der Seltenheit des Erregers nicht für nötig. Eine Infektion mit Bornaviren müsse im Falle des Organspenders aber vorgelegen haben, dennoch erschien die Person gesund und ihre Organe konnten transplantiert werden. Ein dritter Organempfänger jedoch des gleichen Spenders überlebte die Infektion.

Schon einmal fand das Friedrich-Loeffler-Institut Bornaviren: 2015 war es an der Aufklärung von unklaren Gehirnentzündungen beteiligt. Bei verstorbenen Bunthörnchen-Züchtern in Sachsen-Anhalt fanden sie damals ein neues „Bornavirus der Hörnchen“ (VSBV-1). Diesmal entdeckten die Forscher dank spezieller Analysemethoden das klassische, von Pferden und Schafen bekannte Bornavirus (BoDV-1). „Danach wurde bei Gehirnentzündungen bisher nicht gesucht, weil es keinerlei Hinweise gab, dass es eine Rolle spielen könnte“, sagte Beer.

Um das Virus gab es vor rund 20 Jahren schon einmal große Aufregung: Damals stellten einige Forscher es als einen Faktor bei der Entstehung von Krankheiten wie Depression und Schizophrenie dar. Jedoch, die Arbeit daran wurde 2005 eingestellt, unter anderem, weil man vermeintliche Nachweise in menschlichen Proben auf Verunreinigungen im Labor zurückführte und man trotz der jahrelangen Bemühungen keinen belastbaren Hinweise auf eine Gefährdung des Menschen hat feststellen können.

Nun wollen Forscher mehrerer deutscher Institutionen den offenen Fragen zum Thema Bornavirus nachgehen, gefördert von Bundesmitteln in einem Konsortium namens „ZooBoCo“. Für den dritten Todesfall mit Bornaviren hat man übrigens bis heute keine Erklärung.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
   Spiegel online

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