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Unsere Sinne

SEHEN – TEIL 2

Augenkrankheiten sind Volkskrankheiten. Viele treffen vor allem ältere Menschen. Früherkennung und rechtzeitige Behandlung sind wichtig, um die Sehkraft so weit wie möglich zu erhalten.

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Die Hälfte aller Erblindungen in Deutschland geht auf das Konto der Altersabhängigen Makuladegeneration , 15 Prozent werden von einem Glaukom verursacht und 10 Prozent sind die Folge einer Diabeteserkrankung. Damit stellen diese drei großen chronischen Augenerkrankungen die Ursachen für drei Viertel aller Erblindungen hier zu Lande dar, so die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Gesellschaft für Augenheilkunde.

Die beiden Fachgesellschaften gehen von rund 350 000 Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit in Deutschland aus, laut einer WHO-Schätzung sind es sogar über eine Million. Als blind gilt hier zu Lande, wer weniger als zwei Prozent dessen sieht, was Menschen mit voller Sehkraft erkennen können. Weil viele Augenerkrankungen mit dem Alter häufiger auftreten und unsere Gesellschaft immer älter wird, ist mit einer deutlichen Zunahme in den kommenden Jahren zu rechnen.

Altersabhängige Makuladegeneration Laut Bundesverband der Augenärzte Deutschlands leiden etwa 20 Prozent der 65 bis 74-Jährigen und 35 Prozent der 75 bis 84-Jährigen unter einer Frühform der AMD, insgesamt über 2,5 Millionen Menschen in Deutschland. Eine AMD im Endstadium haben 1,6 Millionen Menschen. Pro Jahr erblinden etwa 5000 Menschen infolge dieser Augenerkrankung. Mit zunehmendem Alter können bei Betroffenen Stoffwechselprodukte nicht mehr vollständig und effizient aus der Makula, dem zentralen Bereich der Retina, abtransportiert werden. Es kommt zu Ablagerungen, die die Funktion zunehmend einschränken – und somit zu einer Makuladegeneration.

Die AMD lässt sich in die häufigere trockene Form (85 Prozent aller Fälle) und die seltenere und aggressivere feuchte Form einteilen. Wenn der Augenarzt im Frühstadium der trockenen AMD bei der Untersuchung sogenannte Drusen, gelbliche Ablagerungen unter der Retina, erkennt, ist das Sehen allenfalls erst geringfügig eingeschränkt. Schreitet die Erkrankung fort, gehen Sinneszellen unter und die Sehkraft nimmt immer mehr ab.

Bei einem kleinen Teil der Patienten entwickelt sich aus der sogenannten trockenen eine feuchte Makuladegeneration. Hier wachsen Gefäße aus der Aderhaut in die Netzhaut ein. Weil diese undicht sind, schwillt die Netzhaut an, es entsteht ein Makulaödem. Das Sehen wird verzerrt, es entwickelt sich ein blinder Fleck im Zentrum des Gesichtsfeldes. Die feuchte AMD kann, je nach Stadium und Ausprägung, mit einer Injektion von Medikamenten ins Auge, einer photodynamischen Therapie oder einer Lasertherapie behandelt werden. Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten zu verlangsamen oder aufzuhalten. In manchen Fällen lässt sich das Sehen sogar wieder verbessern.

Glaukom Eigentlich wäre die Mehrzahl „Glaukome“ die bessere Formulierung. Denn es handelt sich hierbei um eine ganze Gruppe von Erkrankungen, die sich dadurch auszeichnen, dass es zu einer fortschreitenden Schädigung der Nervenfasern im Sehnerv kommt. Die Folge sind Ausfälle im Gesichtsfeld. Ein erhöhter Augeninnendruck lässt sich bei einem Teil der Patienten nachweisen und gilt heute als wichtiger Risikofaktor. Er entsteht, wenn im Auge mehr Kammerwasser gebildet wird als abfließt. Außerdem scheinen Störungen bei der Durchblutung der Retina und des Sehnervs als Krankheitsursachen eine Rolle zu spielen.

GRAUER STAR
Nicht zu verwechseln ist das Glaukom (früher auch als Grüner Star bezeichnet) mit dem Grauen Star. Dieser, auch Katarakt genannt, ist mit zehn Millionen Betroffenen in Deutschland noch weitaus häufiger und heißt so, weil Patienten aufgrund einer Linsentrübung alles mit Grauschleier sehen. Heute lässt sich beim Grauen Star die getrübte Linse operativ durch eine künstliche ersetzen und die Sehkraft so oftmals vollständig wieder herstellen.

Am häufigsten ist das primäre Offenwinkelglaukom. Hier ist der sogenannte Kammerwinkel, durch den das Kammerwasser normalerweise abfließt, zwar offen, aber nicht in Ordnung. Eine Sonderform stellt das Normaldruckglaukom dar. Das Tückische: Lange Zeit verursachen diese Glaukomerkrankungen keine Symptome. Erst wenn eine massive Schädigung des Sehnervs bereits eingetreten ist, kommt es zu Gesichtsfeldausfällen.

Weitere Glaukomformen umfassen das Winkelblickglaukom und das Ziliarblockglaukom. Zudem können verschiedene Grunderkrankungen zu sekundären Glaukomen führen. Bereits entstandene Schäden am Sehnerv sind nicht mehr rückgängig zu machen. Ziel der Glaukombehandlung ist es daher, die Schädigung aufzuhalten beziehungsweise zu verlangsamen. Medikamente der ersten Wahl sind Augentropfen zu Senkung des Augeninnendrucks. Für einen der Wirkstoffe existieren Hinweise, dass er außerdem die Durchblutung des hinteren Augenabschnitts verbessert.

In bestimmten Fällen kann auch mittels Operation oder Lasertherapie versucht werden, den Augeninndruck zu verringern. Die Erfolgsaussichten einer Therapie sind umso besser, je früher sie einsetzt. Deshalb ist es wichtig, Glaukome durch Vorsorgeuntersuchungen möglichst früh zu erkennen.

Diabetische Augenerkrankungen Zwischen sechs und acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes mellitus. Bei der überwiegenden Mehrheit werden die feinen Blutgefäße der Retina im Laufe der Jahre durch die hohen Blutzuckerwerte geschädigt. Es bilden sich Aussackungen der Kapillarwände (Mikroaneurysmen), die Gefäße werden undicht, es kommt zu Einblutungen und Ablagerungen in der Retina (Exsudate). Betroffene spüren in diesem Stadium allerdings noch keine Einschränkung ihrer Sehkraft. Erst wenn die Erkrankung fortschreitet und sich neue, instabile Blutgefäße bilden, die in den Glaskörper hineinwachsen und -bluten, nimmt das Augenlicht ab.

Ist die Makula von diesen Veränderungen betroffen und schwillt aufgrund der undichten Gefäße an, so entsteht ein Makulaödem, was wiederum eine bleibende Sehverschlechterung nach sich zieht. Es droht zudem eine Ablösung der Netzhaut von der Aderhaut, was zu einer Erblindung führt. Auch für die diabetischen Augenerkrankungen gilt: Bereits entstandene Schäden sind nicht reparabel und Früherkennung von größter Relevanz. Je nach Stadium können eine Laser- oder eine medikamentöse Behandlung zum Einsatz kommen, um das Fortschreiten aufzuhalten oder zumindest hinauszuzögern.

Teil 1 finden Sie hier.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/14 ab Seite 100.

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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