Für Frauen, die bereits schwanger sind, stillen oder einen Kinderwunsch haben, gelten für Folsäure andere Höchstmengen. © NataliaDeriabina / iStock / Thinkstock

Schwangerschaft | Folsäure

SCHWANGERE NEHMEN ZU WENIG FOLSÄURE ZU SICH

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist der Ansicht, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung ausreicht, um mit den lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt zu sein. Nahrungsergänzungsmittel werden nicht benötigt. Doch – und da sind sich alle Organisationen einig - bei Schwangeren, Stillenden oder Frauen mit Babywunsch sieht es etwas anders aus. Das trifft vor allem auf Folsäure zu.

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In ihrer Meldung „Folat: Deutsche gut versorgt, aber Mangel bei Schwangeren“ bezieht sich die Knappschaft auf Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Für die Studie wurden die Serumfolatwerte von rund 7000 Personen, darunter ungefähr 3600 Frauen, im Alter zwischen 18 und 79 Jahren genommen. Die Ergebnisse besagen, dass rund 86 Prozent der deutschen Bevölkerung ausreichend mit Vitamin B9 versorgt ist. Lebensmittel, die viel Folsäure enthalten, sind unter anderem Kartoffeln, Gurke, grünes Blattgemüse oder Vollkornmehl.

Bei Schwangeren, Stillenden oder Frauen mit Kinderwunsch wird allerdings eine andere Höchstmenge empfohlen. So schlägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine deutlich höhere Konzentration vor. Und mit dieser Meinung ist sie nicht alleine, denn auch das BfR gesteht Frauen mit Kinderwunsch im ersten Trimenon einen Mehrbedarf von 400 µg zu. Man sollte allerdings nicht erst mit der Einnahme beginnen, wenn man bereits schwanger ist, sondern etwa vier Wochen vorher.

Die empfohlenen Werte können aktuell von 95 Prozent der Frauen nicht erreicht werden. „Daher ist die zusätzliche Aufnahme von Folsäure während der Schwangerschaft essenziell“, erklärt die Knappschaft. Besteht nämlich ein Mangel, sind Gesundheitsrisiken sowohl für die Mutter als auch für das Baby möglich. Folsäure ist erheblich an der Entwicklung des Nervensystems beteiligt. Zudem setzen die Bildung des Neuralohrs und auch die Entwicklung des ZNS bereits drei Wochen nach der Empfängnis ein. Und zu dieser Zeit wissen viele Frauen noch gar nicht, dass sie schwanger sind. Ist der Bedarf an Folsäure ausreichend gedeckt, kann man dadurch Neuralrohrdefekten vorbeugen und das Risiko um 20 bis 60 Prozent herunterschrauben.

Doch nicht nur Folsäure ist wichtig. Die Knappschaft spricht sich auch für eine ausreichende Versorgung mit Eisen und Jod aus. Ist eine Schwangere beispielsweise mit Eisen und Folsäure unterversorgt, kann es zur Anämie kommen und eine Frühgeburt ausgelöst werden. Beim Ungeborenen besteht neben der Gefahr einer Anämie auch das Risiko eines zu geringen Geburtsgewichtes. Ein Mangel an Jod kann bei Mutter und Kind zu Problemen mit der Schilddrüse führen. Beim Baby wäre es zudem möglich, dass die Entwicklung des ZNS und das Körperwachstum beeinträchtigt sind. Sowohl für Jod, als auch für Eisen gibt es eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und auch des BfR. Hier wird eine tägliche Versorgung mit 230 bis 260 µg Jod nahegelegt.

Um diesen Themenkomplex noch stärker in die Öffentlichkeit zu tragen, hat die Knappschaft in Zusammenarbeit mit dem Essener Institut für Ernährung, Sport und Gesundheitsmanagement (ESG) für werdende Mütter die kostenlose App „Lebensstark ernährt“ auf den Markt gebracht. Wurde von Seiten des Arztes eine Empfehlung für die Einnahme von nicht verschreibungspflichtigen apothekenpflichtigen Arzneimitteln mit Jod, Folsäure und Eisen für Schwangere ausgesprochen, werden die Arzneimittel seit dem 1. Januar 2018 von der Kasse bezuschusst. Die Kosten von bis zu 200 Euro werden von der Knappschaft getragen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Apoheke adhoc

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