Bei Schulterschmerzen ist eine Operation laut den Ergebnissen einer neuen Studie nicht immer die beste Therapiemöglichkeit. © racorn /123rf.com

Schulter | Studie

SCHULTER-OPERATION IST OFT NICHT NOTWENDIG

Immer mehr Menschen leiden an Schulterschmerzen und sind dadurch in ihrer Bewegung eingeschränkt. Betroffene gehen zum Arzt und landen früher oder später auf dem Operationstisch. Aber sind diese chirurgischen Eingriffe immer notwendig?

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Ursachen für Schulterschmerzen gibt es viele. Oft entstehen sie durch zu wenig Bewegung, vor allem bei sitzenden Tätigkeiten oder bei zu stark einseitigen Belastungen oder auch durch Arthrose. Aber auch alltägliche Dinge, wie beispielsweise längeres Autofahren oder das Bedienen der Computermaus können zu Verspannungen bis hin zu chronischen Schmerzen führen. Eine immer wieder sehr willkommene Einladung für Ärzte, um eine Operation an der Schulter durchzuführen, ist, wenn bei einem Betroffenen der Raum zwischen dem Schultergelenk und dem darüber liegenden Knochenfortsatz am Schulterblatt zu eng ist. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff wird etwas Knochenmaterial oder Gewebe abgetragen, um so Raum zu schaffen und den Druck beispielsweise auf Sehnen zu nehmen.

Britische Wissenschaftler haben in einer Studie untersucht, ob eine solche Operation zu einer effizienteren Schmerzlinderung führt als ein Scheineingriff. Bereits länger ist bekannt, dass nicht nur bei Arzneimitteln die Erwartung des Patienten, dass eine Verbesserung eintritt, hilfreich ist. Auch bei Operationen kann der Placebo-Effekt Erstaunliches bewirken, wenn man zwar auf dem Op-Tisch liegt, die eigentliche Operation aber nicht durchgeführt wird.

Die Ergebnisse, die im Fachmagazin Lancet veröffentlicht wurden, deuten an, dass statistisch kein Unterschied zwischen Operation oder Placebo-Eingriff festzustellen ist. Studienautor Andrew Carr erklärt, dass eine Schulterblatt-Erweiterung keinerlei Vorteil bietet. Auch Kollege, David Beard, ebenfalls von der Universität Oxford, ist der Ansicht, dass man eher auf Schmerzmittel, Physiotherapien oder Steroid-Injektionen zurückgreifen sollte, um die Schulterproblematik in den Griff zu bekommen.

Auch Stimmen aus Deutschland teilen die Auffassung ihrer britischen Kollegen. Felix Zeifang, Chirurg an der Universität Heidelberg betont, dass eine konservative Therapie, wie beispielsweise Physiotherapie bei zwei von drei Betroffenen helfen würde. Es wird also immer noch zu früh zur Operation tendiert, obwohl bereits frühere Studien andere Ergebnisse lieferten. Nun sind die Ärzte am Zug, um bei jedem Patienten individuell zu entscheiden, ob der Zeitpunkt einer Operation nicht doch zu früh gewählt, unnötig oder sinnvoll ist.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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