Mutter, Vater und zwei Kinder sitzen krank im Familienbett.
Wie viele Menschen hat die letzte Grippesaison getroffen und wie wirksam war die Impfung? Auch das Coronavirus hatte einen Einfluss darauf. © evgenyatamanenko / iStock / Getty Images Plus

Auswertung | Influenza

SCHULSCHLIESSUNGEN MACHTEN ES DEM GRIPPEVIRUS SCHWER

Die letzte Grippewelle war im Vergleich zu den vorjährigen besonders kurz. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Institutes (RKI) liegt das an den breiten Maßnahmen gegen das neuartige Coronavirus.

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2019/2020 hatte das RKI, wie jedes Jahr, vier spezielle Influenza-Stämme ausgewählt, gegen den eine Impfung angeboten wurde. Man lag mit der Vorhersage ziemlich richtig; die klinische Impfwirksamkeit erreichte 62 Prozent. Zum Vergleich: In der Grippesaison 2018/2019 lag sie bei 21, im Grippewinter 2017/18 nur bei 15 Prozent. Die recht gleichmäßige Verteilung der Wirksamkeit gegen einzelne Stämme ist ein großer Erfolg; sie kennt man aus den früheren Saisons nicht. Diese besondere Effektivität führte das RKI auf die Eindämmungsmaßnahmen gegen COVID-19 zurück, wozu in diesem Fall insbesondere die Schulschließungen zu nennen sind – denn Kinder spielen in der Verbreitung der Grippe eine wesentliche Rolle.

Die letztjährige Grippeimpfung bestätigt leider, was sich seit Jahren abzeichnet: Ältere Menschen sprechen darauf weniger gut an. Nach Berechnungen des RKI waren Jüngere bis 14 Jahre nach einer Impfung zu 69 Prozent vor Grippe geschützt, 15- bis 59-Jährige zu 70 Prozent, während für die Menschen ab 60 Jahren die Impfeffektivität mit 43 Prozent angegeben wird. Diese Daten „deuten auf eine abnehmende Wirksamkeit der Impfung mit zunehmendem Alter hin. Dass ältere Menschen vielleicht einen speziellen Impfstoff brauchen, hat auch die pharmazeutische Industrie erkannt: Sequirus und Sanofi Pasteur haben mit Fluad Tetra® und Efluelda® Grippeimpfstoffe entwickelt, die das Immunsystem von Älteren besonders stimulieren sollen - der eine mittels eines Wirkverstärkers, der andere mit einer vierfachen Antigenmenge.

Vor allem Influenza A-Viren dominierten das Grippegeschehen in den elf Wochen von Kalenderwoche 2 bis 12: H3N2 mit 45 Prozent und H1N1 mit 41 Prozent. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte sich mit deren Empfehlung besonders viel Zeit gelassen, was sich als gut herausstellte, denn sie sind eine besondere Herausforderung wegen ihrer Mutationsfreude. Hätte die WHO sich nicht die Zeit für diese Empfehlung genommen, wäre dieser Virenstamm womöglich unberücksichtigt geblieben. Influenza B-Viren gab es hingegen nur zu 14 Prozent. Die Daten wurden von Influenza-Erkrankten mit und ohne Impfung ermittelt. Damit lässt sich zuverlässig die Impfeffektivität feststellen: Die Anzahl der Patienten, die mit einer Grippeimpfung vor Grippe geschützt waren, im Vergleich zu Patienten ohne Grippeschutz.

Stammzusammensetzung des Influenza-Impfstoffs 2020/2021
nach Empfehlung des Paul-Ehrlich-Institus

Hühnerei-basierte und lebend-attenuierte Impfstoffe:
• A/Guangdong-Maonan/SWL1536/2019 (H1N1) pdm09-ähnlicher Stamm
• A/Hong Kong/2671/2019 (H3N2)-ähnlicher Stamm
• B/Washington/02/2019 (B/Victoria/2/87-Linie)-ähnlicher Stamm

Zellbasierte Impfstoffe:
• A/Hawaii/70/2019 (H1N1) pdm09-ähnlicher Stamm
• A/Hong Kong/2671/2019 (H3N2)-ähnlicher Stamm
• B/Washington/02/2019 (B/Victoria/2/87-Linie)-ähnlicher Stamm

Für tetravalente Vakzinen außerdem:
• B/Phuket/3073/2013 - ähnlicher Stamm (B/Yamagata/16/88-Linie)

Auch wenn die Wirksamkeit der Grippeimpfung „nur“ bei 62 Prozent lag, bleibt sie der beste Schutz vor Influenza auf Bevölkerungsebene, betont das RKI: „Aufgrund der Häufigkeit von Grippe kann durch die Impfung eine große Zahl an Erkrankungen verhindert werden. Seit Beginn der letzten Grippesaison sind 188 119 laborbestätigte Influenzafälle und 547 Todesfälle zu verzeichnen. Zum Vergleich: im schweren Grippewinter 2017/18 waren es 334 779 Fälle, davon 1728 tödlich.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quellen:

www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/10/09/wie-gut-wirkte-die-grippeimpfung-im-letzten-jahr/chapter:allwww.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/influenza-grippe/influenza-node.html

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