Die Ergebnisse des Cochrane-Review zeigen, dass eine erhöhte Aufnahme der langkettigen Omega-3-Fettsäuren für die meisten betrachteten Erhebungen nur einen geringen oder gar keinen Nutzen hat. © BrianAJackson / iStock / Getty Images Plus

Herz | Omega-3

SCHÜTZEN OMEGA-3-FETTSÄUREN VOR HERZKRANKHEITEN?

Bislang ist man davon ausgegangen, dass die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren den Menschen vor Herzkrankheiten schützt. Diese weltweit befürwortete Aussage bekommt jetzt allerdings Gegenwind.

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Ein Cochrane-Review hat sich die Ergebnisse von 79 randomisierten Studien mit insgesamt 112 059 Teilnehmern näher angesehen. Inhalt dieser Studien waren vorrangig die Auswirkungen des Verzehrs von zusätzlichen Omega-3-Fettsäuren im Vergleich zu normalen oder niedrigeren Verzehr von Omega-3-Fettsäuren auf Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs. Insgesamt 25 Studien wurden von den Autoren aufgrund ihres gutes Konzepts und der Durchführbarkeit als sehr vertrauenswürdig eingestuft.

Omega-3-Fettsäuren haben drei Hauptvertreter, alpha-Linolensäure (ALA), Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Die ALA ist in pflanzlicher Nahrung wie beispielsweise in Nüssen oder Samen enthalten.

Bei den anderen beiden handelt es sich um Fettsäuren, die beispielsweise in Lachs, Lebertran und anderen Fischölen zu finden sind. Bei den Studien wurden beide Geschlechter, egal ob gesund oder mit bestehenden Krankheiten aus Europa, Australien, Nordamerika und Asien als Probanden herangezogen. Insgesamt gab es eine Interventionsgruppe, in der die Teilnehmer eine enorme Menge an Omega-3-Fettsäuren für mindestens ein Jahr zu sich nahmen und eine Kontrollgruppe, die ihre bis dato gewohnte Einnahmemenge beibehielten. Die Zuteilung zu einer jeweiligen Gruppe erfolgte via Zufallsprinzip. Ein Großteil der Studien, die für das Review herangezogen wurden, untersuchten die Wirkung der Verabreichung eines Nahrungsergänzungsmittels mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren in Kapselform und verglichen diese mit einem Placebo.

Die Autoren der Cochrane-Studie kamen zu dem Ergebnis, dass eine erhöhte Aufnahme der langkettigen Omega-3-Fettsäuren für die meisten betrachteten Erhebungen nur einen geringen oder gar keinen Nutzen hat. Es wurden stichhaltige Punkte dafür gefunden, dass langkettige Omega-3-Fettsäuren wenig oder keine bedeutsame Wirkung auf das Sterberisiko jeglicher Ursache hatten: Bei der Probandengruppe, die deutlich mehr Omega-3-Fettsäuren zu sich genommen hatte, lag das Sterberisiko bei 8,8 Prozent. Bei der Kontrollgruppe waren es 9 Prozent.

Die Autoren konnten auch belegen, dass eine erhöhte Einnahme von langkettigen Omega-3-Fettsäuren (einschließlich EPA und DHA), vorrangig durch Nahrungsergänzungsmittel, eher kaum oder gar keinen Unterschied im Hinblick auf das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen, koronarer Herztode, Schlaganfall oder Herzrhythmusstörungen macht.

Der erhöhte Verzehr von ALA durch Nahrungsergänzungsmittel oder Lebensmittel hat laut den Autoren der Studie außerdem wenig oder gar keine Wirkung auf herzkreislaufbedingte Todesfälle oder Todesfälle jeglicher Ursache. Das Risiko von Herzrhythmusstörungen wird allerdings durch einen erhöhten Verzehr von ALA von 3,3 Prozent auf 2,6 Prozent gesenkt.

„Wir können den Ergebnissen dieses Reviews vertrauen, die die weitverbreitete Meinung anfechten, dass Nahrungsergänzungsmittel mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren das Herz schützen“, erklärt der Hauptautor Lee Hooper von der University of East Anglia in Großbritannien. Die Informationen von vielen Tausenden von Menschen über einen langen Zeitraum sind in diesen Review eingeflossen. Es konnte keine schützende Wirkung festgestellt werden.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Ärzteblatt

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